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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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fertig werden? Aber es ergibt keinen Sinn. Warum wolltest du mich töten?«
    »Aus Spaß, weil ich mich gelangweilt habe, ist das nicht egal? Ich habe versucht, dich zu töten.«
    Nein. Etwas stimmte nicht. »Wenn du mich damals töten wolltest, warum hast du mir dann heute Nacht geholfen?«
    »Du verstehst nicht, worum es geht. Ich hätte dein Leben beenden können. Tu dir selbst einen Gefallen und renn so weit und so schnell von mir weg, wie du kannst.« Er drehte sich mit einer abweisenden Handbewegung um, gab mir ein Zeichen, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Das sollte das Letzte sein, was wir voneinander sehen würden.
    »Du bist ein Lügner.«
    Er drehte sich um, seine schwarzen Augen blitzten. »Ich bin außerdem ein Dieb, ein Spieler, ein Betrüger und ein Mörder. Aber das hier ist rein zufällig eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen ich die Wahrheit sage. Geh nach Hause und schätze dich glücklich. Du hast die Chance auf einen Neuanfang. Das kann nicht jeder von sich sagen.«
    Ich wollte die Wahrheit wissen, war aber verwirrter denn je. Wie hatte sich mein Weg, der einer puritanischen Einserschülerin, jemals mit seinem kreuzen können? Was konnten wir überhaupt gemeinsam haben? Er war verabscheuungswürdig … und die faszinierendste leidende Seele, die ich je getroffen hatte. Sogar jetzt konnte ich spüren, dass sich in mir ein Krieg zusammenbraute. Er war mir überhaupt nicht ähnlich, schnell und sarkastisch und gefährlich. Vielleicht sogar ein bisschen beängstigend. Aber von dem Moment an, als er heute Nacht aus dem Tahoe gestiegen war, hatte mein Herz nicht mehr zu seinem gewohnten Rhythmus zurückgefunden. In seiner Gegenwart fühlte sich jedes Nervenende in meinem Körper an wie mit Elektrizität geladen.
    »Und zuallerletzt«, sagte er. »Hör auf, nach mir zu suchen.«
    »Ich suche nicht nach dir«, sagte ich verächtlich.
    Er berührte meine Stirn mit dem Zeigefinger, und unsinnigerweise erwärmte sich meine Haut unter seiner Berührung. Es war mir nicht entgangen, dass er nicht damit aufhören konnte, Gründe zu finden mich anzufassen. Und es entging mir auch nicht, dass ich nicht wollte, dass er damit aufhörte. »Unter all diesen Schichten gibt es einen Teil von dir, der sich erinnert. Und das ist der Teil, der dafür verantwortlich sein wird, dass du umgebracht wirst, wenn du nicht aufpasst.«
    Wir standen voreinander, atmeten beide schwer. Die Sirenen waren jetzt sehr nah.
    »Was soll ich der Polizei sagen?«, sagte ich.
    »Du wirst nicht mit der Polizei sprechen.«
    »Oh, tatsächlich? Komisch, weil ich nämlich vorhabe, ihnen ganz genau zu erzählen, wie du diesen Montierhebel in Gabes Rücken gerammt hast. Oder du beantwortest meine Fragen.«
    Er lachte ironisch auf. »Erpressung? Du hast dich verändert, Engelchen.«
    Noch ein strategischer Stich in meine blinde Seite, der mich noch unsicherer und befangener machte. Ich hätte zu gern mein Gedächtnis ausgequetscht in einem letzten Versuch, ihn irgendwo einzusortieren, aber ich wusste, es war bereits ausgewrungen. Und da ich mich nicht auf mein Gedächtnis verlassen konnte, würde ich einfach mein Netz in eine andere Richtung auswerfen und das Beste hoffen müssen.
    Ich sagte: »Wenn du mich so gut kennst, wie du behauptest, dann weißt du auch, dass ich nicht damit aufhören werde, nach demjenigen zu suchen, der mich entführt hat. So lange, bis ich ihn entweder finde oder ganz unten angekommen bin.«
    »Und lass mich dir sagen, wo ganz unten sein wird«, gab er mit rauer Stimme zurück. »In deinem Grab. In einem flachen Grab in den Wäldern, wo dich niemand finden wird. Niemand wird an dein Grab kommen und dich betrauern. Soweit es den Rest der Menschheit betrifft, bist du einfach verschwunden. Es wird deine Mutter zerstören. Die ständige Ungewissheit. Es wird an ihr fressen, sie immer näher an den Rand treiben, bis es sie herunterstößt. Und statt in einem grünen Friedhof neben dir begraben zu sein, wo dich jeder besuchen kann, der dich liebt, wird sie allein sein. Und du auch. In Ewigkeit.«
    Ich stand aufrechter, bestimmt, um ihm zu zeigen, dass man mich nicht so leicht abschrecken konnte, aber ich spürte ein unangenehmes Flattern der Vorahnung in meinem Bauch. »Sag’s mir, oder ich verrate dich an die Polizei, das ist ein Versprechen. Ich will wissen, wo ich war. Ich will wissen, wer mich entführt hat.«
    Er wischte sich mit der Hand über den Mund, lachte leise in sich hinein. Es war ein angespannter,

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