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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Augenblick verstrich, bevor Jev seinen Kopf auf die Brust sinken ließ. Dann legte er den Kopf zurück und lachte, beinah zweifelnd. »Das hast du nicht getan.« Sein Lachen erstarb plötzlich.
    »Sag mir nicht, dass du deine Tochter da mit reingezogen hast.«
    »Sie hat eine Silberkette an deinem Hals gesehen. Im Juni.«
    Jevs Augen musterten Hank. »Wie viel weiß sie?«
    »Über mich? Sie lernt. Das gefällt mir nicht, aber ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Hilf mir, und ich werde sie nicht noch einmal benutzen.«
    »Du nimmst an, dass mir deine Tochter wichtig ist.«
    »Dir ist eine der beiden wichtig«, sagte Hank mit einem sardonischen Zug um den Mund. »Oder war es zumindest.«
    Ein Muskel in Jevs Kiefer zuckte, und Hank lachte. »Nach dieser langen Zeit schürst du das Feuer noch immer. Wie schade, dass sie nicht weiß, dass es dich gibt. Da wir schon von meiner anderen Tochter sprechen, ich habe gehört, dass sie gesehen wurde, wie sie im Juni deine Kette trug. Sie hat sie, nicht wahr«, stellte er eher fest, als dass er fragte.
    Jev erwiderte Hanks gleichmäßiges Starren. »Sie hat sie nicht.«
    »Es wäre ein genialer Plan gewesen«, sagte Hank, wobei er nicht im Mindesten klang, als würde er Jev glauben. »Schließlich kann ich den Ort nicht aus ihr herausbekommen – sie weiß nichts. Schon ironisch. Das eine Stückchen Information, das ich brauche, ist tief in einem Gedächtnis begraben, das ich so erfolgreich gelöscht habe.«
    »Eine Schande.«
    Mit einer schwungvollen Bewegung zog Hank die Plane vom Käfig.
    Er beförderte die Metallkiste mit einem Tritt ins Licht, die Unterseite kratzte über den Boden. Das Haar des Mädchens lag wirr vor ihrem Gesicht, ihre Augen hatten dunkle Ringe und huschten wild durch das Lagerhaus, so als versuchte sie, sich an jede Kleinigkeit ihres Gefängnisses zu erinnern, bevor die Plane sie wieder blind machte.
    »Nun?«, fragte Hank das Mädchen. »Was meinst du, meine Kleine? Wie, glaubst du, können wir rechtzeitig an die Kette eines Erzengels kommen?«
    Sie drehte sich zu Jev um, und das Wiedererkennen in ihren Augen war unübersehbar. Ihre Hände drückten die Stäbe des Käfigs so fest, dass ihre Haut durchsichtig wurde. Sie fauchte ein Wort, das sich anhörte wie »Verräter«. Sie blickte zwischen Hank und Jev hin und her, dann öffnete sich ihr Mund zu einem durchdringenden, heulenden Schrei.
    Die Kraft des Schreis warf mich rückwärts um. Mein Körper durchschlug die Wände des Lagerhauses. Ich flog durch die Dunkelheit, drehte mich um mich selbst. Mein Magen geriet in Aufruhr, Übelkeit überkam mich in einer großen Welle.
    Und dann lag ich mit dem Gesicht nach unten auf dem Randstreifen der Straße, meine Hände in den Kies gekrallt. Ich kämpfte mich in eine sitzende Position hoch. In der Luft lag der Geruch der Maisfelder. Nachtinsekten summten überall. Alles war genau, wie es gewesen war.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig gewesen war. Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Meine Haut war schweißbedeckt, und dieses Mal zitterte ich vor Kälte.
    »Jev«, rief ich heiser.
    Aber er war weg.

Zwölf
    I ch folgte Jevs Anweisungen und lief zur Whitetail Lodge.
    Vom Empfang aus rief ich ein Taxi. Auch wenn ich nicht gewusst hätte, dass meine Mutter beim Abendessen war, hätte ich sie nicht angerufen. Ich war nicht in der Verfassung, um zu reden. Mein Kopf war von zu viel Lärm erfüllt. Gedanken zischten vorbei, aber ich unternahm keinen Versuch, sie festzunageln. Ich merkte, wie ich abschaltete, zu überwältigt, um alles, was heute Nacht geschehen war, zu ordnen.
    Im Farmhaus ging ich die Treppe zu meinem Zimmer hinauf. Ich zog mich aus und zog mir ein Nachthemd über den Kopf. Ich rollte mich in Embryonalhaltung zusammen und schlief ein.
    Plötzlich wurde ich von dem Geräusch von Schuhen geweckt, die vor meiner Tür forsch auf den Boden klatschten. Ich musste von Jev geträumt haben, weil mein erster nebliger Gedanke war: Er ist es . Ich zog mir die Decke bis ans Kinn, bereitete mich auf sein Eintreten vor.
    Meine Mutter öffnete die Tür so heftig, dass sie an der Wand abprallte. »Sie ist hier«, rief sie über ihre Schulter zurück. »Sie ist im Bett.« Sie kam zu mir herüber, hielt eine Faust auf ihr Herz gepresst, so als wollte sie es davon abhalten, aus der Brust zu springen. »Nora! Warum hast du mir nicht gesagt, wo du hingegangen bist? Wir sind in der ganzen Stadt herumgefahren auf der Suche nach dir!« Sie keuchte, ihr Blick war wild

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