retten die Pferde
Kandidaten und die sonstige Prominenz nicht erschienen. Frau Fröschls Wahlhelfer steckten die Köpfe zusammen. Sie wussten nicht, was sie denken sollten. Niemand hatte ihnen Bescheid gesagt.
„Mitmachen, mitsingen!“, rief plötzlich eines der Mädchen. Es waren nur Erwachsene anwesend, Studenten, Lehrlinge, junge Angestellte.
„Ich weiß nicht, wo unser Fröschelchen diese Babys aufgetrieben hat, aber sie sind gar nicht schlecht“, sagte eine Männerstimme.
Nach dem fünften Fröschl-Lied gab Hanni das Zeichen aufzuhören.
„Schluss, das reicht, sonst kommt’s den Leuten noch zu den Ohren raus. Jetzt her mit den Ansteckern.“
„Wir glauben, dass Frau Fröschl die beste Bürgermeisterin für unsere Stadt sein würde“, schrie Carlotta in die Menge und Bobby fügte hinzu: „Dürfen wir Ihnen ein Fröschl anstecken?“
Die Leute lachten. Sie fanden die jungen Mädchen und ihren laienhaften Gesang lustig und die Froschanstecker originell. Die Lindenhoferinnen konnten dem Ansturm kaum gerecht werden. Einer der Jungen aus der Wahlhelfergruppe fragte: „Habt ihr noch einen Karton mit Fröschls?“
„Klar.“
Marion drückte ihm einen Schuhkarton in die Hand. Es lief alles wie am Schnürchen. Die Mädchen hatten glänzende Augen und glühende Wangen.
Zehn Uhr fünfzig. Frau Fröschl erschien. Heute trug sie ein lindgrünes Kostüm. Sie sah jung und hübsch aus, obwohl sie keine Schönheit war. Die Leute machten ihr Platz, viele wollten ihr die Hand schütteln. Sie starrte die Mädchen in den grünen T-Shirts an, sah an allen Hemden kleine grüne Plastikfrösche. Was um Himmels willen?, dachte sie.
„Süße kleine Wahlhelferinnen haben Sie da“, sagte ein Mann.
Eine dicke Frau in einem lila Kostüm schob sich an ihm vorbei. „Ja, das finde ich auch, Frau Fröschl“, rief sie mit unüberhörbarer Stimme. „Ich habe Ihre Mädchen zufällig schon im Bus kennen gelernt. Da wusste ich noch nicht genau, wen ich morgen wählen sollte. Jetzt weiß ich es. Wer die Jugend so für sich begeistern kann, ist sicher nicht der Schlechteste. Ich werde Sie wählen, Frau Fröschl.“
„Danke, vielen Dank.“ Frau Fröschl drückte die fette Hand und lächelte.
Nanni näherte sich der Bürgermeisterkandidatin. „Frau Fröschl“, flüsterte sie. Sie wollte kein Aufsehen erregen. „Erinnern Sie sich an letzten Samstag? Die Pferde. Sie waren damals so verständnisvoll. Da dachten wir, Sie wären die richtige Bürgermeisterin. Sind Sie böse, dass wir uns eingemischt haben, ohne Sie vorher um Erlaubnis zu bitten?“
Frau Fröschl schaute sie an, dann die anderen, die hinter ihr standen. Natürlich sahen sie heute in Jeans und grünen Hemden und Blusen ganz anders aus als damals in ihren Westernkostümen. Doch plötzlich begriff sie. Sie lachte. So laut und unbekümmert, dass die Leute in ihrer Nähe mitlachten, obwohl sie keine Ahnung hatten, was es zu lachen gab.
„Ihr?“, sagte Frau Fröschl und wischte sich die Lachträ- nen aus den Augen. „Ihr schon wieder. Wegen eurer Pferde?“ Sie wurde ernst. „Natürlich bin ich euch nicht böse. Ich habe den Eindruck, ihr schlagt recht erfolgreich die Werbetrommel für mich. Aber ihr müsst wissen ... ich setze mich für ein Tierasyl ein, wie ich es euch versprochen habe. Ich tue das auch als Stadträtin, wenn ich die Wahl nicht gewinne. Nur kann ich auch als Bürgermeisterin nicht zaubern «
„Ja“, sagte Hanni. „Das ist uns klar. Es ist ja auch nicht bloß wegen der Pferde. Sondern überhaupt. Wir finden Sie gut. Allerdings gebe ich zu, ohne Max und Sternchen hätten wir uns wahrscheinlich für die Wahl und für Sie gar nicht interessiert.“
Frau Fröschl wollte antworten, doch sie kam nicht dazu. Herr Dr. Bär war eingetroffen und hatte erfahren, dass sich hier etwas abspielte, das nicht auf dem Programm stand.
Jetzt war er da. Die Leute bildeten einen Kreis um ihn und Frau Fröschl. Die Mädchen betrachteten ihn neugierig. Wie ein struppiger, böser Bär sah er wirklich nicht aus. Er war groß und stattlich und um mindestens zehn Kilo zu dick und lachte übers ganze Gesicht.
„Liebe Kollegin“, rief er so laut, dass auch diejenigen, die hinten standen, ihn hörten. „Das war eine ausgezeichnete Idee von Ihnen, diese reizenden Mädchen für Ihren Wahlkampf einzuspannen. Es ist eine Freude, ihnen zuzuhören, wenn sie singen. Da haben Sie mich ausgetrickst. Meine Wahlhelfer sind alle über achtzehn und politisch engagierte
Jugendliche. Ob sie singen
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