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Rettende Engel (German Edition)

Rettende Engel (German Edition)

Titel: Rettende Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Glomp
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Ehemann und Vater des Jahres? Ich denke: eher nicht. Der verprügelt seine Opfer, erdrosseln passt nicht zu ihm. Oder der berühmte ‚große Unbekannte‘?”
    Chris klickte durch die Dokumente, die er auf dem Bildschirm geöffnet hatte: „Es gibt einfach keine forensischen Spuren und keine Zeugen – außer Miriam vielleicht. Was bleibt, sind Motive und Alibis. Kurz und gut: Wir stochern im Nebel.”
    Kahas gute Laune war verflogen. „Vielleicht müssen wir noch einmal ganz von vorne anfangen“, sagte er.
    Chris winkte ab. „Was glaubst du, was ich den ganzen Morgen getan habe, während du den Retter der Entrechteten gespielt hast?”
    „Eine Sache ist ein bisschen merkwürdig”, sagte er schließlich zögernd. „Es ist aber nur eine Kleinigkeit.” Er blätterte zu den ersten Zeugenaussagen zurück. „Hier steht: Eine Frau hat geschrien. Aber: Kann man überhaupt noch lange und laut schreien, wenn man erdrosselt wird?“
    Kaha las sich die Passage durch. Dann blätterte er zum Bericht des Gerichtsmediziners. Chris hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und wartete geduldig.
    „Das ist tatsächlich seltsam”, sagte Kaha, nachdem er alles eingehend studiert hatte. „Entweder Rena wurde sofort erdrosselt. Dann konnte sie nicht schreien. Oder aber sie wollte um Hilfe rufen. Dann hätte sie sich aber doch auch gewehrt. Und sie hat keine Abwehrverletzungen, keine Hautpartikel unter den Fingernägeln, es gab am Tatort keine Kampfspuren – nichts.”
    Die beiden Kommissare sahen sich nachdenklich an.
    „Es sei denn”, begann Chris.
    „Es sei denn, die Leiche sollte schnell gefunden werden”, unterbrach ihn Kaha.
    „Wegen der Kinder”, ergänzte Chris.
    „Aber was würde das bedeuten? Eine Frau als Täter?”, fragte Kaha ungläubig. „Wer kommt da infrage? Die Großmutter von Miriam und Tim? Also die Mutter von Rena Karst?”
    „Kann ich mir kaum vorstellen”, meinte Chris und schlug vor: „Die Nachbarin? Aber was für ein Motiv sollte sie haben? Andererseits haben beide kein Alibi.”
    Zweifelnd schauten die beiden sich an. „Oder es war ein Mann, der seine Stimme verstellt hat”, meinte Kaha schließlich.
    „Womit wir genauso weit wären wie zu Anfang”, sagte Chris mit einem abgrundtiefen Seufzer.
    Entschlossen stand Kaha auf. „Das bringt doch alles nichts. Wir müssen mit dem Mädchen sprechen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie etwas gesehen hat. Du hast doch zwei Töchter. Vielleicht findest du ja einen Draht zu ihr.“
     

27
     
    Kaha hätte bei dem Gespräch mit Miriam gerne Sandra dabei gehabt, doch er konnte sie nicht erreichen. Nicht im Amt und nicht auf ihrem Handy.
    „Na gut, das lässt sich jetzt nicht ändern”, sagte er, als sie an der Eingangstür des Kinderheims klingelten.
    Die junge Erzieherin, die ihnen die Tür öffnete, schaute sie ratlos an. „Das passt jetzt nicht so gut”, sagte sie zaghaft. „Gleich gibt es Mittagessen.”
    „Was ist denn los, Nina?”, wollte Susanne Schneider wissen, die die beiden Polizisten im Vorübergehen bemerkt hatte. Sie erkannte Kaha und sagte zu ihrer Kollegin: „Geh mal nach hinten und hilf den Kleineren beim Händewaschen.”
    Sie drehte sich zu den beiden Kommissaren um.
    „Ja?”, sagte sie und sah Kaha und Chris fragend an.
    „Wir wollen noch einmal einen Versuch wagen”, antwortete Kaha. Er zwang sich, freundlich zu lächeln. Immer positiv bleiben. „Mein Kollege, Hauptkommissar Heim, hat selbst Kinder. Vielleicht hat er mehr Glück als ich.”
    Der Gesichtsausdruck von Susanne Schneider verriet, dass sie das bezweifelte. „Tim ist schon beim Händewaschen. Es gibt gleich Essen. Hat es nicht Zeit bis später?”
    „Leider nicht”, sagte Kaha bestimmt. Er machte einen Schritt über die Schwelle. „Wo können wir Miriam finden?”
    Die Erzieherin gab sich geschlagen und trat zur Seite. „Da, wo sie meistens ist. Sie kennen sich ja aus.” Sie schüttelte betrübt den Kopf. „Sie sitzt an ihrem Lieblingstisch und malt und malt.” Zu Chris sagte sie: „Lassen Sie es mich sofort wissen, falls sie mit Ihnen spricht. Viel Hoffnung kann ich Ihnen aber nicht machen.”
    Als Kaha und Chris das Zimmer betraten, sah Miriam automatisch auf. Dann senkte sie ihren Kopf wieder über die Zeichnung, an der sie gerade konzentriert arbeitete.
    Chris setzte sich auf den kleinen Stuhl neben ihr. „Was für ein schönes Bild”, sagte er mit Bewunderung in der Stimme. „Ich bin übrigens Chris. Ein …” Er wollte Kollege

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