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Rettende Engel (German Edition)

Rettende Engel (German Edition)

Titel: Rettende Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Glomp
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Hinausgehen klopfte Kaha Cem aufmunternd auf die Schulter. „Alibi schreibt man übrigens nur mit i, nicht mit ie”, sagte er grinsend.
     

23
     
    Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Kaha ließ den Motor seines BMWs an und machte sich auf in Richtung Feudenheim. Zuerst fuhr er die Tankstelle an. Die betreffende Kassiererin hatte an diesem Abend keinen Dienst. Stattdessen traf Kaha den Besitzer an, was ihm die Sache erleichterte. Denn eine Zeugenaussage mit einer anderen zu entkräften, war nicht das Szenario, das ihm vorschwebte. Er war auf der Suche nach etwas Handfestem.
    Zum Glück bewahrte man an der Tankstelle die Überwachungsvideos mindestens einen Monat lang auf. Bereitwillig fischte der Besitzer eine ganze Reihe von DVDs, die infrage kamen, aus einem Karton und drückte sie Kaha in die Hand. Nein, beschriftet hatte er sie nicht, die Filme hatten ja einen Zeitcode. Von dem Nachtwächter einer Bank bekam Kaha weitere DVDs. Auch bei einem Restaurant und einer Pizzeria wurde er fündig. Am Weg lagen auch noch ein Juwelier und zwei vielversprechende Geldautomaten. Doch dort konnte er am Abend, außerhalb der Büro- und Geschäftszeiten, nichts ausrichten. Kaha notierte sich für alle Fälle die entsprechenden Angaben.
    Zweifelnd betrachtete er die Umschläge mit DVDs, die sich auf dem Beifahrersitz stapelten und die bei jedem Bremsen in den Fußraum zu gleiten drohten. Gut, dass ihn niemand sah. Inzwischen war er sich seiner Sache alles andere als sicher. War er dabei, sich zum Narren zu machen? Und ausgerechnet, um Cem zu helfen. Lernte er denn nie dazu? Gut, dass Chris nichts davon wusste.
    Seine Laune besserte sich deutlich, als die Nachbarin zur Rechten des Hauses, in dem Lilly wohnte, ihm nach einigem Hin und Her und dem Zeigen seines Dienstausweises und seiner Dienstmarke bestätigte: Ja, sie hatte eines Morgens einen Strauß rosa Rosen in ihrem Vorgarten gefunden. An welchem Tag genau das war, konnte sie jedoch nicht sagen.
     
    In den folgenden Stunden musste sich Kaha immer wieder aus der Kaffeekanne nachschenken, während er mit aller Kraft versuchte, die Augen offen zu halten. Zu bequem war der Sessel vor seinem Flachbildschirm und dem DVD-Spieler und zu sehr ließ die Bildqualität der Überwachungsvideos zu wünschen übrig. Die Handlung der Filme war auch alles andere als aufregend, sondern vielmehr über weite Strecken so monoton, dass er manchmal zurückspulen musste, wenn ihm die Augen doch zugefallen waren.
    Doch dann wurde er für seine Geduld belohnt. Fast ganz am Ende der vorletzten Tankstellen-DVD erkannte er Cem. Die Bilder zeigten, wie der Junge um 22.56 Uhr einen Strauß Rosen aussuchte.
    Kaha grinste. Weil das Alibi sich bestätigte – und weil es einfach komisch war, mit wie viel Sorgfalt der nicht ganz nüchterne Cem erst den einen, dann einen anderen Strauß betrachtete, bevor er sich schließlich für einen dritten entschied.
    Nachdem Kaha wusste, welche Kleidung Cem an dem Abend trug, worauf er also achten musste, fand er noch zwei weitere Aufnahmen, die Cem etwa zur Tatzeit in Feudenheim platzierten. Gut, die Aufnahmen waren nicht die beste Qualität. Aber mit ihnen als Ausgangspunkt konnte er den Jungen entlasten, da war er sich sicher.
    Die ganze Zeit hatte er vornübergebeugt auf seinem Sessel gesessen und auf den Bildschirm gestarrt. Jetzt ließ er sich erleichtert zurücksinken.
    „Ja, Chris”, murmelte er, „manche können wir retten.“
     

24
     
    Kaha tastete mit halbgeschlossenen Augen nach dem laut beependen Wecker, fand ihn jedoch nicht. Erst dann bemerkte er, dass er im Sessel eingeschlafen war, und stolperte, noch immer nicht völlig wach, in sein Schlafzimmer. Dabei fiel ihm der Grund für seinen Schlafmangel wieder ein und seine Laune besserte sich schlagartig.
    Eine gute halbe Stunde später betrat er mit einem großen Becher Kaffee von Starbucks, den er sich zur Feier des Tages gegönnt hatte, in der einen und einem DINA5-Umschlag in der anderen Hand das Büro – sichtbar zerzaust und übermüdet, aber voller Energie und gut gelaunt. Den Umschlag verstaute er in einer Schublade.
    Chris war auch schon da und betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ist wohl spät geworden gestern Nacht”, begrüßte er Kaha. „Hattest du also doch ein Rendezvous mit Sandra?”
    Kaha schaute ihn verwirrt an. „Sandra?” Dann verstand er. „Nein. Mann, also wirklich. Und statt hier rumzublödeln, sollten wir zügig mit der Arbeit anfangen. Wir müssen

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