Retter einer Welt
entwickelt, die eines Tages allen Menschen nützen könnte. Sie sind es wert, daß man sich um sie kümmert. So, jetzt gehst du am besten in deine Kabine und liest die Berichte durch. Du mußt sie fast auswendig können, bevor wir landen.«
6.
»Ihre Identifikation, bitte.« Die ruhige Stimme aus den Lautsprechern ließ sich nicht ganz mit dem Bild vereinbaren, das auf dem Schirm erschien. Das Raumschiff, das vor wenigen Minuten in ihre Kreisbahn über Dis eingeschwenkt war, hatte früher als Frachter Dienst getan. Seine Umrisse waren durch den Einbau eines Drehturms für Primärwaffen verändert worden. Die Mündung einer gigantischen Kanone wies auf das fremde Raumschiff. Ihjel schaltete das Funkgerät ein.
»Hier Ihjel. Anflug auf Kursschablone 490-Bj4-67 – das ist auch das Kodezeichnen, mit dem ich durch Ihre Blockade kommen soll. Wollen Sie die Schablone überprüfen?«
»Danke, das ist nicht nötig. Schalten Sie bitte Ihr Aufnahmegerät ein, ich habe einen Funkspruch von Primus IV für Sie.«
»Gerät ein. Ende.« Ihjel wandte sich an Brion. »Verdammt nochmal! Schon wieder Schwierigkeiten! Dabei haben wir nur noch vier Tage Zeit. Primus IV ist unser Hauptquartier auf Dis. Unser Schiff hat zur Tarnung Frachtgut an Bord, damit wir auf dem Raumhafen landen können. Wahrscheinlich ist der Plan geändert worden, und das paßt mir gar nicht.«
Brion spürte diesmal ohne bewußte Anstrengung, daß sich hinter Ihjels Worten eine unbestimmbare Angst vor zukünftigen Ereignissen verbarg. Vor ihnen lag eine schwierige Aufgabe, und Ihjel ahnte, daß er deren Ende nicht mehr erleben würde. Als der Dekoder die Nachricht schrieb, griff Ihjel nach dem Streifen und las begierig jedes Wort. Dann zuckte er mit den Schultern und verschwand in seiner Kabine. Brion las den Text des Funkspruchs.
IHJEL IHJEL IHJEL/ LANDUNG AUF RAUMHAFEN GEFÄHRLICH/ NACHTLANDUNG VORZUZIEHEN/ KOORDINATEN KARTE 46/JU92 MN 75/ SCHIFF IN KREISBAHN ZURÜCK / VION ZUR ABHOLUNG BEREIT / ENDE ENDE ENDE.
Die Landung in der Dunkelheit bereitete keine besonderen Schwierigkeiten. Sie wurde nach Instrumenten durchgeführt, und die Disaner verfügten angeblich über keine Geräte, mit denen sie ein landendes Schiff orten konnten. Der Zeiger des Höhenmessers sank auf Null zurück, und ein weicher Stoß war das einzige Anzeichen dafür, daß sie sicher gelandet waren. Die Kabinenbeleuchtung war ausgeschaltet worden, so daß nur das grüne Schimmern der Instrumente den Raum erhellte. Auf dem Infrarotschirm zeigten sich weiße Punkte – die Wärmeausstrahlung der noch immer heißen Felsen –, aber keine Bewegungen oder die charakteristischen Umrisse eines abgeschirmten Atomreaktors.
»Wir sind gelandet«, stellte Ihjel fest. Er verdunkelte die Bullaugen und schaltete die Innenbleuchtung ein. Sie sahen sich an.
»Muß die Kabine wirklich so heiß sein?« fragte Lea und fuhr sich mit einem bereits schweißnassen Taschentuch über die Stirn. Nachdem sie ihren dicken Schutzanzug mit einem leichten Kittel vertauscht hatte, wirkte sie noch zierlicher auf Brion. Aber der dünne, kurze Kittel verbarg nur sehr wenig. Jedenfalls war sie durchaus nicht unweiblich.
»Soll ich mich umdrehen, damit sie zur Abwechslung meinen Rücken anstarren können?« fragte sie. Aber Brion wußte aus nunmehr fünftägiger Erfahrung, daß man diese Art von Bemerkung am besten unbeantwortet ließ.
»Dis ist noch heißer als unsere Kabine«, sagte er deshalb, um das Thema zu wechseln. »Indem wir die Innentemperatur erhöhen, vermeiden wir einen plötzlichen Schock, wenn wir …«
»Danke, ich weiß – aber deshalb schwitze ich trotzdem«, antwortete sie kurz.
»Sie können gar nichts Besseres tun«, warf Ihjel ein. Er sah in seinen Shorts wie ein Fesselballon aus. »Trinken Sie doch auch einen Schluck Bier«, fügte er hinzu und holte sich selbst eine neue Flasche aus dem Kühlschrank.
»Oh, nein, ich möchte nüchtern bleiben. Auf der Erde trinken wir …«
»Brion, du kannst gleich Dr. Morees’ Gepäck holen«, unterbrach Ihjel sie. »Vion kommt, ich habe sein Signal auf dem Schirm erkannt. Wir müssen das Schiff wieder in die Kreisbahn schicken, bevor die Disaner merken, daß wir hier sind.«
Die heiße Nachtluft wirkte wie ein Keulenschlag. Brion hörte Leas leisen Schrei. Er folgte ihr langsam die Rampe hinunter. Durch seine dicken Stiefel hindurch spürte er die Hitze, die der Sand noch immer ausstrahlte. Ihjel trug den Kontrollkasten der Fernsteuerung in
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