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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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daß die übrigen Angestellten sich nicht dafür begeistern können.«
    »Doch, sie läßt sich auch einfacher erklären«, beruhigte ihn Dr. Stine. »Alle Fachausdrücke beschreiben im Grunde genommen nur Variationen eines Grundvorgangs – zwei Lebewesen treten in eine enge Verbindung, die entweder nur einem von ihnen oder beiden nützt.«
    »Und die Grenzen zwischen verschiedenen Arten dieses Zusammenlebens lassen sich nicht ohne weiteres feststellen?« warf Brion ein.
    »Genau. Auf diesem Planeten ist allein das Überleben so schwierig, daß alle miteinander konkurrierenden Lebensformen ausgestorben sind. Die übrigen, die voneinander abhängig sind und miteinander zusammenarbeiten, beherrschen jetzt das Feld allein. Alle Lebewesen – mit Ausnahme der Disaner – sind eigentlich eine Mischung aus Tier und Pflanze. Die Disaner haben ein Tier, das sie Vaede nennen. Es liefert ihnen Wasser, wenn sie in der Wüste unterwegs sind. Dieses Ding bewegt sich wie ein Kriechtier fort, macht aber wie eine Pflanze von der Photosynthese Gebrauch und speichert Wasser. Wenn die Disaner daraus trinken, zapft es ihren Blutstrom an und versorgt sich so mit Nahrungsstoffen.«
    »Ich weiß«, stellte Brion trocken fest. »Wenn Sie genau hinsehen, können Sie die Narben noch erkennen. Ich sehe allmählich ein, wie die Disaner sich an das Leben hier angepaßt haben. Glauben Sie, daß diese Veränderungen sich auf die herrschende Gesellschaftsordnung ausgewirkt haben könnten?«
    »Ganz bestimmt. Aber wahrscheinlich kann ich meine Behauptungen über diesen Punkt nicht eindeutig beweisen. Ihre Leute müßten Ihnen mehr darüber sagen können, denn schließlich haben sie sich die ganze Zeit über damit beschäftigt.«
    Brion hatte die Berichte über dieses Thema durchgelesen, ohne allzu viel davon zu verstehen, da sie zum größten Teil aus ihm unbekannten Abkürzungen und geheimnisvollen Diagrammen bestanden. »Bitte, sprechen Sie weiter, Doktor«, drängte er deshalb. »Mit den Berichten kann ich nichts anfangen, weil sie völlig ungenügend sind. Sie sind bisher der einzige Mann, der mir auf meine Fragen vernünftige Antworten gegeben hat.«
    »Schön – aber auf Ihre Verantwortung. So wie ich es sehe, existiert hier gar keine Gesellschaft im herkömmlichen Sinn, sondern nur eine Ansammlung von Einzelwesen. Jeder ist auf sich selbst gestellt. Vielleicht versagen deshalb unsere Untersuchungsmethoden, die für menschliche Gesellschaftsformen gedacht sind. Die Disaner haben eben eine andere Art von Beziehungen untereinander entwickelt.«
    »Und wie steht es mit den Magtern, die in Kastellen leben und für die ganzen Schwierigkeiten verantwortlich sind?«
    »Für diese Leute habe ich keine Erklärung«, gab Dr. Stine offen zu. »Bis auf diesen Punkt klingen meine Theorien durchaus logisch. Aber die Magter bilden eine Ausnahme, die ich mir nicht erklären kann. Sie sind völlig anders als die übrigen Disaner. Streitlustig, blutrünstig, immer auf Eroberungen aus. Dabei sind sie keine eigentlichen Herrscher. Sie haben nur deshalb die Macht in Händen, weil kein anderer sie will. Sie vergeben Bergwerkskonzessionen an Unternehmer von anderen Planeten, weil sie die einzigen Disaner sind, die einen Eigentumsbegriff entwickelt haben. Wenn Sie herausbekommen könnten, warum die Magter so verschieden von den anderen sind, dann wären Sie der Lösung Ihres Problems wahrscheinlich ein gutes Stück näher.«
    Zum erstenmal seit seiner Ankunft empfand Brion einen gewissen Enthusiasmus – und das unbestimmte Gefühl, daß dieses Problem sich lösen lassen würde. Er leerte sein Glas mit einem Zug und stand auf.
    »Ich hoffe, daß Sie Ihre Patientin frühzeitig aufwecken, Doktor. Ein Gespräch mit ihr müßte Sie genauso interessieren wie mich. Falls Ihre Vermutungen zutreffen, kann sie uns nämlich am ehesten eine Antwort geben. Sie ist Professor Lea Morees und kommt geradewegs von der Erde, wo sie Exobiologie und Anthropologie studiert hat.«
    »Wunderbar!« meinte Dr. Stine begeistert. »Dann werde ich mich besonders gut um sie kümmern.«
     

 
9.
     
    Der Posten, der im Innern des G.K.B.-Gebäudes am Eingang Wache hielt, zuckte erschreckt zusammen und griff nach seiner Waffe. Dann ließ er langsam die Hand sinken, als ihm dämmerte, daß nur jemand hinter ihm geniest hatte – das allerdings laut und kräftig. Brion kam näher und wickelte sich fester in seine warme Jacke. »Ich gehe ein bißchen spazieren, bevor ich mir eine Lungenentzündung

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