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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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auf. Während dieser wenigen Sekunden hätte er sterben sollen. Der Disaner über ihm hatte mit einem Steinbeil zu einem vernichtenden Schlag ausgeholt, der Brion den Schädel zerschmettert hätte.
    Aber Ulv umklammerte das Handgelenk des anderen und hinderte ihn daran. Keiner der beiden sprach, als sie verbissen miteinander rangen. Brion wich ihnen aus und richtete seine Waffe auf den Unbekannten. Der Disaner starrte ihn wütend an und ließ das Beil fallen, als er erkannte, daß sein Angriff fehlgeschlagen war.
    »Warum hast du ihn hergebracht?« fuhr er Ulv an. »Du hättest ihn gleich umbringen sollen!«
    »Er ist hier, damit wir uns anhören können, was er zu sagen hat, Gebk. Er ist der Mann, den ich in der Wüste gefunden habe.«
    »Gut, wir hören uns an, was er zu sagen hat, und bringen ihn dann um.« Gebk stieß diese Worte mit einem erbarmungslosen Lächeln hervor. Sie waren keineswegs humorvoll gemeint, sondern bitter ernst. Brion erkannte jedoch daraus, daß ihm im Augenblick keine Gefahr drohte. Er steckte die Waffe fort und sah sich in der Höhle um.
    Dabei bemerkte er, daß im Hintergrund eine Frau und ein Kind saßen, die sich mit dem Feuer beschäftigten, von dem die Höhle schwach erleuchtet wurde. Die Frau griff nach einer Kelle und füllte drei Tonschalen aus dem Topf, der über der Glut hing. Das Zeug stank entsetzlich, und Brion hätte sich am liebsten die Nase zugehalten, während er es aß. Er gebrauchte seine Finger dazu, wie er es von den anderen sah, und schwieg, während er aß. Er konnte nicht feststellen, ob dieses Schweigen Ritual oder Gewohnheit war. Jedenfalls hatte er auf diese Weise Gelegenheit, sich in aller Ruhe umzusehen.
    Die Höhle war offensichtlich nicht auf natürliche Art entstanden, denn überall an den Wänden waren Spuren von Werkzeugen zu sehen. Die Decke war von einem Netz aus dünnen Wurzeln überzogen, die in dem harten Lehm verschwanden. An einer Stelle waren sie zu einem armdicken Strang miteinander verflochten, an dem vier Vaedes hingen, denn auch Ulv hatte seine abgelegt, bevor er sich setzte. Ihre Zähne mußten sofort zugebissen haben, weil sie an dem Flechtwerk hängengeblieben war – ein weiteres Glied in dem Lebenszyklus der Disaner. Dies schien die Wasserquelle der Vaedes zu sein, von denen die Menschen tranken.
    Brion bemerkte, daß man ihn ansah, und lächelte das kleine Mädchen an. Sie war bestimmt nicht älter als sechs Jahre, aber trotzdem bereits in jeder Beziehung eine echte Disanerin. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, als sie Brion anstarrte, ohne sein Lächeln zu erwidern. Er spürte den Haß, der von ihr ausging.
    Ulv stellte seine Schale beiseite und rülpste laut. Er wandte sich an Brion. »Ich habe dich in die Stadt gebracht, wie ich es versprochen hatte. Hast du dort getan, was du versprochen hast?«
    »Was hat er versprochen?« fragte Gebk.
    »Daß er den Krieg verhindern würde? Hast du ihn verhindert?«
    »Ich versuche ihn zu verhindern«, sagte Brion. »Aber das ist nicht so einfach. Ich brauche Hilfe dabei. Euer Leben muß geändert werden – von Grund auf. Wenn ihr mir helfen würdet, könnte ich …«
    »Soll das die Wahrheit sein?« unterbrach ihn Ulv. »Ich höre immer nur andere Meinungen, aber die Wahrheit bleibt verborgen. Wir haben immer getan, was uns die Magter sagten. Wir bringen ihnen Essen und erhalten dafür Metall und manchmal auch Wasser, wenn wir es brauchen. Wenn wir ihre Befehle ausführen, bringen sie uns nicht um. Vielleicht ist es falsch, daß wir ihnen gehorchen, aber sie geben mir Bronze für meine Werkzeuge. Sie haben uns gesagt, daß sie für uns eine Welt von den Himmelsmenschen erobern wollen, und das ist gut.«
    »Wir alle wissen, daß die Himmelsmenschen in jeder Beziehung schlecht und verdorben sind«, warf Gebk ein. »Deshalb ist es nur gut, wenn man sie umbringt.«
    Brion starrte die beiden Disaner verblüfft und erschrocken an. »Warum hast du mich dann nicht auch umgebracht, Ulv?« fragte er langsam. »Damals in der Wüste, oder heute, als du Gebk davon abgehalten hast?«
    »Ich hätte es tun können. Aber ich wollte eine Frage beantwortet haben. Was ist die Wahrheit? Sollen wir das glauben, was wir immer für wahr gehalten haben? Oder sollten wir dem hier Glauben schenken?«
    Er warf Brion ein quadratisches Stück Plastikmaterial zu, das nicht größer als seine Handfläche war. Brion hielt es gegen das Licht und erkannte eine simple Darstellung, die eine Bedienungsanleitung darstellte.

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