Retter einer Welt
er.
Als Brion so schnell wie möglich an der Mauer hinunterkletterte, überschütteten die Posten die Oberkante des Gebäudes mit einem wahren Feuerhagel. Der Fahrer des Sandwagens ließ den Motor aufheulen und steuerte auf die Stelle zu, an der Brion herunterkommen mußte. Das heftige Gewehrfeuer dauerte unvermindert an.
»Feuer einstellen!« keuchte Brion in sein Funkgerät, während er auf den Wagen zurannte. Der Fahrer hatte den Zeitpunkt genau richtig abgeschätzt, denn der Wagen erreichte gleichzeitig mit Brion das Ende der Rampe. Brion schwang sich durch die geöffnete Tür und ließ sich atemlos in einen Sitz fallen. Er brauchte keinen Befehl mehr zu geben. Der Wagen wirbelte eine Staubwolke auf, als er sich in Richtung auf die Stadt in Bewegung setzte.
Einer der Posten griff nach Brions Hemd und zog vorsichtig einen winzigen Holzpfeil heraus, dessen Spitze rötlich gefärbt war. Dann öffnete er die Wagentür und ließ ihn nach draußen fallen.
»Das Ding kann Sie nicht erwischt haben, sonst wären Sie längst tot«, stellte er dabei ungerührt fest. »Die Spitzen dieser komischen kleinen Pfeile sind mit einem Gift bestrichen, das innerhalb von zwölf Sekunden tödlich wirkt. Glück gehabt, Sir!«
Glück gehabt! Brion konnte erst jetzt ermessen, wieviel Glück dazu gehört hatte, aus dieser Falle lebendig zu entkommen. Und dazu noch mit wertvollen Informationen. Nachdem er jetzt mehr über die Magter wußte, war er sich auch darüber im klaren, wie gefährlich es gewesen war, sich unbewaffnet in ihr Kastell zu wagen. Sicher, er hatte sich den Weg nach draußen freigekämpft – aber ohne eine gehörige Portion Glück säße er jetzt nicht hier. Er war völlig erschöpft und blutete aus der Wunde am Arm. Trotzdem befand er sich in gehobener Stimmung, denn er hatte sich eine Theorie über die Magter zurechtgelegt, die nur noch ausgearbeitet werden mußte.
Sie wurden nicht verfolgt. Während der Fahrt ließ Brion sich von einem der Posten den Arm verbinden und zog sich wieder seine Jacke an. Dann beschäftigte er sich nochmals mit seiner Theorie. Sie klang unwahrscheinlich und verblüffend – aber trotzdem war sie die einzige, die sich mit den bekannten Tatsachen vereinbaren ließ. Er untersuchte sie von verschiedenen Gesichtspunkten aus, ohne sie widerlegen zu können. Jetzt brauchte er jemand, der sie unvoreingenommen betrachtete und dann entweder verwarf oder akzeptierte. Auf Dis gab es nur einen Menschen, dem er diese Aufgabe anvertrauen konnte.
Lea saß im Laboratorium über ein Mikroskop gebeugt. Sie sah auf, als sie seine Schritte hörte, und lächelte ihm entgegen. Auf ihrem Gesicht hatten die Anstrengungen der vergangenen Tage tiefe Spuren hinterlassen.
»Wie geht es Ihnen?« fragte Brion besorgt. Er empfand leichte Gewissensbisse, als er sich daran erinnerte, daß er daran schuld war, daß sie heute schon wieder arbeiten mußte.
»Eigentlich sollte ich mich scheußlich fühlen«, gab sie mit einer unbekümmerten Handbewegung zurück. »Aber ich habe einen Haufen Tabletten geschluckt, die mir das durchaus nicht unangenehme Gefühl vermitteln, auf einer riesigen Wolke durch die Gegend zu schweben. Danke, daß Sie mich aus der schrecklichen Krankenstation herausgeholt und wieder an die Arbeit gelassen haben.«
Brion tat es plötzlich leid, daß er sie praktisch zur Arbeit gezwungen hatte.
»Das braucht Ihnen aber keineswegs leid zu tun!« sagte Lea, die seinen zerknirschten Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte. »Schließlich habe ich keine Schmerzen mehr. Manchmal ist mir ein bißchen schwindlig, aber das vergeht schnell wieder. Außerdem bin ich hier, um zu arbeiten. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie interessant alles ist! Die Anstrengungen haben sich reichlich gelohnt.«
»Ausgezeichnet«, meinte Brion. »Aber ich war heute morgen unterwegs und habe dabei einige Entdeckungen gemacht, die Sie auch interessieren dürften.«
Erst jetzt bemerkte Lea, daß er erschöpft und abgekämpft aussah.
»Ich habe einen Besuch gemacht«, erklärte Brion und beantwortete damit ihre unausgesprochene Frage. »Die Magter sind für den augenblicklichen Spannungszustand verantwortlich, deshalb wollte ich mich mit ihnen in Verbindung setzen, bevor ich meine Entscheidungen treffe. Der Besuch verlief nicht ganz angenehm, aber ich habe erfahren, was ich wissen wollte. Sie unterscheiden sich in jeder Beziehung von den normalen Disanern. Ich habe sie mit den übrigen verglichen. Ich habe mich mit Ulv
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