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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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Sie haben keine Möglichkeit, die Globalisierung insgesamt zurückzudrehen. Mit anderen Worten: Die weitere Integration ihrer Wirtschaften beziehungsweise den weiteren Ausbau des Binnenmarkts in Europa zu blockieren hilft ihnen zwar, ihren Handlungsspielraum und ihre Souveränität in Europa zu erhöhen. Auf weltwirtschaftlicher Ebene gewinnen sie aber nichts. Ihr Einfluss in der Weltgemeinschaft bleibt gering beziehungsweise nimmt vielleicht sogar noch ab.
    Was immer also der Nationalstaat tut, es ist falsch. Wenn er die Integration und die Globalisierung laufen lässt, gräbt er sich sein eigenes Grab, weil er immer mehr Kompetenzen verliert und gleichzeitig auf weltwirtschaftlicher Ebene nichts gewinnt. Wenn er die globale Integration seiner eigenen Wirtschaft verringert, dann erhöht sich zwar sein Handlungsspielraum in Europa, sein Einfluss in der Welt geht aber eher zurück. Zu allem Überfluss wirkt dies auch noch negativ auf Wachstum und Beschäftigung im eigenen Land.
    So, wie es aussieht, gibt es keinen Ausweg für die Nationalstaaten – oder doch?
    Tatsächlich gibt es einen. Denn die Staaten sind den weltwirtschaftlichen Einflüssen nicht zwangsläufig machtlos ausgeliefert. Dazu müssen sie aber ihre Haltung zur Globalisierung fundamental ändern, dürfen sie nicht mehr als Gefahr und Bedrohung sehen, sondern müssen sie als Chance begreifen. Anders ausgedrückt: Die Länder müssen Verbündete gewinnen, die Verbindung mit Gleichgesinnten verstärken, um damit auf internationaler Ebene mehr Einfluss zu gewinnen. Durch den Zusammenschluss verlieren sie natürlich an Souveränität, haben aber mehr Einfluss auf globaler Ebene. Integration als Ausweg aus dem Dilemma der Nationalstaaten ist eine ökonomisch-politische Begründung für regionale Zusammenschlüsse. Ich komme später darauf zurück, wenn es um die politische Union geht.

3. Die Hypothek einer schwierigen Geburt
     
    Es sind nicht nur die Krisen und die Politik, die den Euro in den Schlamassel hineingeritten hat. Es gibt noch andere Faktoren.
    Einer liegt in der Entstehung des Euro. Sie ist so umstritten wie die europäische Währung selbst. Der englische Ökonom David Marsh ging so weit, ihre Einführung als »geheime Geschichte der neuen Weltwährung« nachzuzeichnen. Das klingt nach Verschwörung und macht die Sache interessant, eignet sich aber nicht unbedingt dazu, dem Euro einen Vertrauensbonus zu geben.
    Es gibt zwei Theorien zur Entstehung des Euro. Sie haben ganz unterschiedliche Konsequenzen für unsere Sicht und unseren Umgang mit der Gemeinschaftswährung.
    Die eine Theorie betrachtet den Euro als logische Konsequenz der Integration. Je enger die Volkswirtschaften in Europa zusammenwuchsen, umso größer wurde das Bedürfnis nach einer gemeinsamen Währung. Der Euro wäre in jedem Fall gekommen, ob wir ihn wollen oder nicht. Wir müssen ihn daher auch so akzeptieren. Die Gemeinschaftswährung hat nichts mit irgendeiner Verschwörung zu tun.
    Nach der anderen Theorie ist der Euro der politische Preis, den die Deutschen für die Wiedervereinigung zahlen mussten. Er ist ihnen aufgezwungen worden. Die D-Mark ist ihnen von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs weggenommen worden, während es gleichzeitig den anderen Mitgliedern des Euro-Raums gelungen ist, die frühere Abhängigkeit von der starken D-Mark abzuschütteln und die Deutschen in den Käfig einer Währungsunion zu sperren.
    Dieser Theorie zufolge ist der Euro das Ergebnis eines »Währungskriegs«, der inzwischen befriedet ist. Es ist aber kein Frieden, der auf breitem Konsens basiert, es ist eher ein Waffenstillstand, den man hinnehmen muss, weil man keine andere Wahl hat. Unter diesen Prämissen kann der Euro nichts Gutes bringen und hat auf Dauer auch keine Überlebenschance. Früher oder später werden die Deutschen versuchen, sich die D-Mark wieder zurückzuholen.
    Der Streit zwischen diesen Theorien dauert bis heute an. Er erklärt die teils unversöhnlichen Positionen der Befürworter und Gegner des Euro. Schauen wir uns die beiden Theorien etwas genauer an.
    Der Euro als Ergebnis der Integration
     
    Zu Beginn der europäischen Integration spielte die Idee einer gemeinsamen Währung keine Rolle, weder bei den Politikern noch in der Wirtschaft. In den Römischen Verträgen ist von Währungspolitik nicht die Rede. Es gibt aus dieser Zeit lediglich den berühmten Satz von Jacques Rueff aus dem Jahr 1950: »L’Europe se fera par la monnaie ou ne se fera pas« –

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