Rettung am Straßenrand
»Er war mein Dozent, mein Tutor. Damals haben wir angefangen, uns zu treffen. Das musste natürlich geheim bleiben. Und wir sehen uns auch heute noch, wann immer es geht, allerdings ist es nicht so einfach für ihn, wegzukommen. Er leitet jetzt die Abteilung …«
»Verstehe.«
»Ich liebe ihn.« Sie hatte erwartet, dass das Geständnis leidenschaftlicher klingen würde, wenn sie es endlich aussprach, musste dann jedoch erschreckend feststellen, dass es sich eher erbärmlich anhörte.
»Er ist verheiratet, oder?«
Sarah hatte das Gefühl, ihr Gesicht würde glühen, und sie rang um Fassung, während sie ihm erklärte: »Er kann seine Frau nicht verlassen. Sie hat MS und ist von ihm abhängig.«
Gavin zog die Augenbrauen hoch.
»Sieh mich nicht so an«, meinte sie brüsk.
»Wie denn?«
»Als ob du etwas weißt, was ich nicht weiß. Er liebt mich. Ich liebe ihn.« Abrupt hielt sie inne, weil ihr noch andere Worte in den Sinn kamen, deren Bedeutung sie beinahe schockierte: Er ist der einzige Mann, mit dem ich je geschlafen habe.
Bis ich dich getroffen habe.
Er schüttelte den Kopf und schien lautlos zu fluchen. »Anscheinend braucht nicht nur dein Wagen ein wenig mehr Zuwendung«, murmelte er und nahm sie erneut in die Arme. Schritt für Schritt drängte er sie nach hinten, bis sie gegen das vernarbte Holz einer Werkbank stieß, und dann küsste er sie. Sarah versuchte zu protestieren, aber seine Lippen raubten ihr den Atem, und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seine Küsse waren innig und wild, nicht so wie Mervyns, das war ihr deutlich bewusst. Ebenso wie die Tatsache, dass Mervyn sie so gut wie nie küsste. Fast eine Ewigkeit lang konnte sie daraufhin überhaupt nicht mehr denken, sondern nur noch fühlen und sich dem hingeben, was mit ihr geschah. Als er schließlich innehielt, war sie atemlos, aufgewühlt und hatte das Gefühl, ihr Körper würde gar nicht mehr ihr gehören. Es kam ihr so vor, als hätte er ohne sie eine Entscheidung getroffen, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich zu fügen.
Gavins Hand schloss sich um ihr linkes Handgelenk und drückte es sanft an seine Brust. Er nahm hinter ihrem Rücken ein langes Gurtband vom Tisch, das er schweigend um ihr Handgelenk band.
»Was …?«, flüsterte sie, weiterhin in einem Strudel von Emotionen gefangen.
»Keine Sorge. Ich möchte dich nur mal richtig ansehen.« An dem Band zog er sie hinter sich her in die Mitte der Werkstatt. Hier befand sich ein Lastenaufzug für Autos, der bereits so weit hochgefahren war, dass sich die Plattform über ihren Köpfen befand, aber leer zu sein schien. Er warf ein Ende des Bandes über eine Metallstrebe und zog daran, sodass ihr Arm in die Luft gehoben wurde.
»Gavin!« Sie wand sich und wurde langsam nervös. Er beruhigte sie mit einem sanften, zärtlichen Kuss.
»Hab keine Angst, Sarah«, raunte er ihr zu. »Du musst mir vertrauen.«
Wie konnte sie ihm denn vertrauen – einem Mann, den sie kaum kannte? Aber wie konnte sie es nicht tun, wenn sich seine Hand so auf ihren Brüsten bewegte, dass sie vor Wonne dahinschmolz, und wenn seine Augen derart warm und verlockend waren? Er hatte ihr seit ihrer ersten Begegnung das gegeben, was sie gebraucht hatte, stellte sie fest. Daher hörte sie auf, sich zu widersetzen, und er küsste sie erneut, um sie dafür zu belohnen, bevor er den Gurt auch um ihr anderes Handgelenk wickelte. Dann machte er einen Schritt nach hinten. Sie stand mit erhobenen Armen da, und ihr Gesichtsausdruck wechselte zwischen Furcht und Verlangen. Gavin beugte sich vor, griff nach dem Saum ihres Kleides und zog es ihr langsam über den Kopf, über die Ellbogen, über den Gurt, und hängte es dann so über den Metallpfosten, dass es nicht mehr im Weg war. Mit einem Lächeln sah er sie an. Der BH und der Slip passten zusammen, sie waren beide weiß und mit winzigen roten Blumen bedeckt.
»Sehr hübsch.«
Sarah erschauderte und merkte erneut, wie kühl die Luft hier war. Sie sehnte sich danach, seinen warmen Körper an ihrem zu spüren. Doch er entfernte sich kurz von ihr, um den Hydrauliklift zu bedienen. Mit einem Summen und Rattern bewegte er sich noch weiter nach oben, sodass sie ihre Arme ganz ausstrecken musste und schließlich sogar mit angespanntem Körper auf den Zehenspitzen stand. Als Sarah die Augen weit aufriss, hielt Gavin den Aufzug an. In seinem Gesicht spiegelte sich eine solche Lust und Vorfreude, dass sie sich in ihren Fesseln wand und spürte, wie ihr
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