Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
Diese Worte richtete sie an ihren Vater. »Hattest du Angst, er könnte es mir verraten?«
»Nay. Es stand auch Broc nicht zu, es dir zu sagen«, erwiderte Neill und bedachte seinen Ältesten mit einem strengen Blick. »Wir wollten die Verlobung erst beim Abendessen verkünden.«
Zum zweiten Mal an diesem Morgen durchfuhr sie blanker Schrecken.
»Du wolltest es mir erst sagen, wenn du es vor dem ganzen Clan bekannt gibst?« Sie wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab und hinterließ lange schwarze Tintenstreifen auf dem bernsteinfarbenen Stoff. Neill studierte das Pergament, das er in Sicherheit gebracht hatte und in seinen Händen hielt.
»Ich werde ihn nicht heiraten«, erklärte sie, als müsste sie das nicht nur allen anderen im Raum, sondern auch sich selbst klarmachen. Sie wandte sich ihrem Vater zu, die tintenfleckigen Fäuste in ihr Kleid gekrallt. »Wenn du mich zwingst, dann … dann … dann werde ich ihn im Schlaf erdolchen. Und
dann
hast du Ärger am Hals!«
»Triona …« Ihr Vater streckte eine Hand nach ihr aus, aber sie entschlüpfte ihm und floh aus dem Raum. Brocs selbstzufriedenes Lachen folgte ihr den leeren Flur entlang.
Catriona stürmte durch den Burghof zum Haupttor. Kinder und Hühner stoben vor ihr auseinander, um ihr Platz zu machen. Kaum hatte sie die Mauern der Burg verlassen, tat sich vor ihr die überwältigende Aussicht auf Loch Assynt in all ihrer frühwinterlichen Pracht auf. Die schneebedeckten Gipfel des Quinag, der sich am jenseitigen Ufer erhob, spiegelten sich auf der glatten Oberfläche des Sees. Als sie sich dem steinigen Ufer näherte, verlangsamte sie ihre Schritte. Eis klammerte sich an den Rand und breitete sich dick über die Felsen aus, die aus den dunklen Tiefen des Wassers emporstachen.
Eine für Dezember erstaunlich sanfte, aber doch kalte Brise zupfte an ihrem ruinierten Kleid. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und wünschte, sie hätte daran gedacht, ihren Umhang mitzunehmen, bevor sie aus der Burg gerannt war. Der Winter stand vor der Tür, und sie musste zugeben, dass der Zeitpunkt für diesen unglückseligen Versuch, sie zu vermählen, nicht besser hätte gewählt sein können. Bald würde die Schneedecke von den Bergen bis in die Täler hinunterreichen. Jedermann in den Highlands würde sich vor dem Winter verkriechen. Man würde warten, bis die langen, dunklen Monate vorbei waren und milderes Wetter kam, das die Schneeschmelze mitbrachte. Erst dann würde man sich wieder aus der Sicherheit der eigenen vier Wände hinauswagen.
Sie schaute zum Quinag hinauf. Der weiße Gipfel und der kristallblaue Himmel dahinter bildeten einen auffälligen, glitzernden Gegensatz. Sie liebte diesen Anblick, diesen friedlichen Ort, wo sie nicht vor der ständigen Feindseligkeit ihrer Brüder auf der Hut zu sein brauchte.
Gewiss war diese Hochzeit Brocs Einfall gewesen. Er wollte sie am dringendsten loswerden. Und wie wäre er leichter an dieses Ziel gekommen als durch eine Heirat just in dem Moment, da der Winter im Begriff war, sie von der Außenwelt abzuschneiden? Dann hätte sie monatelang keine Möglichkeit, nach Hause zurückzukehren. Sie hätte aber auch keinen Grund, heimzukehren; allenfalls den, Broc das Leben zur Hölle zu machen. Das war keine schlechte Idee, auch wenn sie hier offenkundig von jedermann unerwünscht war. In ihr rangen Wut und Schmerz mit dem qualvollen Gefühl, inmitten dieser Männerhorde völlig allein zu sein. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, eine Schwester zu haben, eine Mutter oder auch nur eine Tante, die in der Nähe lebte. Sie brauchte eine Verbündete.
Sie hob einen runden, weiß gefleckten Stein auf und ließ das Eis darauf auf ihrer vor Zorn erhitzten Haut schmelzen. Sollten sie sich doch alle zum Teufel scheren, ihre Brüder, ihr Vater, so dachte sie, während sie auf einen der vereisten Felsen weit draußen im Loch zielte. Sie ließ ihren Stein fliegen und traf das Ziel so hart, dass der Eismantel zersplitterte.
»Kann ich mich ungefährdet zu dir gesellen, oder wirfst du den nächsten nach mir?«
Sie drehte sich um und sah Ailig wütend an. Das blonde Haar fiel ihm in zotteligen Locken ins ernste Gesicht, und seine Augen waren von einem so blassen Grau, dass sie manchmal wie Silber aussahen, so wie jetzt. Er trug ein ausgebleichtes blaues Plaid über nackten Beinen, hatte zum Schutz vor der Kälte jedoch seine ledernen Kurzstiefel übergezogen.
Dieser jüngste Bruder, nur zwei Jahre älter als sie
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