Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
der Clan …
Catriona war nicht imstande, sich von der Stelle zu rühren, derweil ihre Gedanken sich wanden und verstrickten wie Schlangen in einem Korb – und worum sie sich drehten, erschien ihr genauso widerlich.
Es gab keinen Ausweg. Sie sah keinen, der nicht schrecklich gewesen wäre. Hundsgesicht heiraten oder ins Kloster gehen. Sie hatte niemanden, den sie um Hilfe bitten konnte, niemanden, der ihr auch nur einen Augenblick lang Mitleid geschenkt hätte. Ihr blieb nur eines zu tun – sie musste sich so furchtbar aufführen, so garstig und vollkommen widerspenstig sein, dass Hundsgesicht sie doch nicht heiraten wollte. Aber der Gedanke, ihm gegenübertreten zu müssen, ließ sie frösteln, und diese Schwäche wiederum machte sie wütend. Sie schlang die Finger beider Hände ineinander, um sie ruhig zu halten. Nay, sie würde ihm nicht gegenübertreten.
Zorn toste durch ihre Adern und entfachte in ihr ein Feuer, bis sie mit langen, schnellen Schritten am Ufer entlanglief und nach etwas suchte, das sie werfen konnte, etwas, womit sie die anderen so sehr verletzen könnte, wie es sie verletzen würde, in Hundsgesicht MacDonells Arme gestoßen zu werden. Sie konnte sich ihm nicht hingeben. Und sie würde es auch nicht tun.
Lieber würde sie sterben, ehe sie Assynt mit Hundsgesicht verließ – oder er würde sterben. Es musste doch einen Weg geben …
Eine plötzliche Erkenntnis erfüllte sie mit Hoffnung und Furcht. Ihr blieb keine Wahl. Sie durfte nicht hier sein, wenn Hundsgesicht eintraf. Wenn sie ihr Zuhause vorübergehend verließ, dann konnte sie Broc und Hundsgesicht entgehen. Eine alte Erinnerung blitzte in ihren Gedanken auf. Sie hatte sich eine Schwester oder eine Mutter gewünscht, aber beides hatte sie nicht. Allerdings hatte sie eine Tante, die Schwester ihrer Mutter, die in einem Dorf nahe dem Meer lebte. Als kleines Mädchen, bevor ihre Mutter starb, war sie einmal dort gewesen. Bis zum Meer war es nicht weit, und sie waren verwandt. Wenn Catriona ihre Tante um deren Gastfreundschaft bat, könnte sie ihr die nicht verweigern.Sie würde sich am Morgen auf den Weg machen und noch bevor die Nacht anbrach am Ziel sein. Niemand käme darauf, dass sie dort hinging.
Zufrieden damit, wenigstens eine einstweilige Lösung gefunden zu haben, nahm sie die Aussicht noch einmal in sich auf. Sie würde gehen, ihrem eigenen Ziel folgen, wie Ailig es ihr geraten hatte, und alles würde gut werden.
Denn wenn sie bliebe, hätte sie keine andere Wahl, als Hundsgesicht im Schlaf zu erdolchen.
Tayg Munro saß in der Großen Halle von Dun Donell Castle auf einem wackligen dreibeinigen Hocker, den Rücken angenehm nah beim Feuer, die flache Trommel auf seinem Schenkel. Er lächelte der kleinen Schar zu, die sich um ihn versammelte.
Es hatte ihn drei harte Tage gekostet, Dun Donell zu erreichen. Zwar war es kalt gewesen, doch der Himmel war klar geblieben, andernfalls hätte er noch länger gebraucht. Die erste Nacht hatte er in einem Dorf der MacKensies verbracht. Dort war es unangenehm gewesen, weil man ihn kannte und als Helden begrüßt hatte. Er hatte sich so verhalten, wie Robbie es getan hätte. Freilich hatte er sich bedankt für die Aufmerksamkeit der vielen Mädchen – einige von ihnen waren selbst zum Heiraten noch zu jung –, die ihn mit Getränken versorgt hatten, und ein paar hatten ihm auch mehr angeboten als nur Wein oder Ale. Keines dieser Mädchen wusste mehr über ihn, als dass er jener Tayg aus den Liedern und Geschichten der Barden und
seanachean
war, dass er Chief von Munro werden würde und ein hübsches Gesicht hatte. Über ihn selbst wussten sie damit nichts.
Am nächsten Morgen hatte er sich rasch auf den Weg gemacht, bis er auf ein weiteres Dorf stieß, wo er wiederum eine unerfreuliche Nacht verbrachte, wenn auch aus anderen Gründen. Er hatte seine neu entdeckte Unbekanntheit zwar genossen, sein erster Auftritt alsBarde war jedoch nicht gut verlaufen. Noch vor Sonnenaufgang war er weitergezogen, auf geradem Weg und so schnell seine Beine ihn nach Dun Donell trugen. Er wollte seinen Auftrag erledigen, damit er hernach etwas gemächlicher durch die Highlands wandern konnte. Er war weit nach dem frühen Sonnenuntergang angekommen, und er wollte auch nur eine Nacht bleiben, um nicht Gefahr zu laufen, dass man herausfand, wer er wirklich war.
Doch erst einmal musste er sich als Barde mehr ins Zeug legen. Es war nicht so leicht, sich als solcher auszugeben, wie er gedacht
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