Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
schlenderte er zu einem der Tische hinüber und suchte sich einen Platz, von dem aus er beim Mahl den ganzen Saal im Blick hatte.
Er setzte sich zwischen zwei hübsche Mädchen, das eine blond, das andere brünett. Beide kicherten, als er ihnen zugrinste. Just als er nach einem Teller mit kleinen Pasteten griff, senkte sich Schweigen über den voll besetzten Saal.
Tayg blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie der Chief an der Stirnseite des Saals am Tisch Platz nahm. Duff MacDonell war ein großer, hässlicher Mann. Seine Haut war pockennarbig, und das strähnige braune Haar hing ihm in die fast farblosen Augen. Seine Nase war so lang, dass sie seinen Mund auf das vorspringende Kinn hinunterzudrücken schien.
Und sein Wesen entsprach ganz seinem Äußeren.
Tayg hatte dem Chief die Botschaft des Earls gleich nach seiner Ankunft überbracht. Duff wirkte seltsam erfreut über die Einladung zur Begrüßung des Königs; das war ganz und gar nicht die Reaktion, mit der Tayg gerechnet hatte.
Duff MacDonell war weithin als Unruhestifter mit einem Hang zum Größenwahn bekannt. Er war ein Händelsucher, und sein Clan war deswegen sehr unbeliebt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Vielleicht war es das merkwürdige Funkeln in Duff MacDonells Augen, als Tayg ihm die Nachricht vorgelesen hatte, vielleicht auch die Art und Weise, wie der junge Chief ihm befohlen hatte, auf eine Botschaft zu warten, die er nach Assynt bringen sollte, ohne auch nur zu fragen, ob er überhaupt auf dem Weg dorthin war.
Aber vielleicht mochte er den Mann auch einfach nur nicht.
Tayg schüttelte das sonderbare Gefühl ab und richtete sein Augenmerk erneut auf die Speisen, die vor ihm standen. Kurz darauf erfüllte auch wieder das Raunen leise geführter Unterhaltungen den Raum.
»Wisst Ihr eigentlich, dass er dieses Biest hierherbringen wird? Sie soll bei uns leben«, sagte die Tischnachbarin zu seiner Rechten.
»Ein Biest?« Tayg bewunderte die blonde Schönheit und wog seine Chancen auf ein späteres Schäferstündchen mit ihr ab.
»Aye, er wird das Biest von Assynt heiraten und sie dann nach Dun Donell bringen. Es heißt, sie sei genauso hässlich wie Duff und doppelt so bösartig.«
»Warum heiratet er denn so ein Mädchen? Doch nicht aus Liebe, oder?«
»Nay«, sagte die Brünette, die links von ihm saß. »Unser Duff hat einen Plan. Das Biest hat fünf schneidige Brüder, und ihr Vater ist verwandt mit den MacLeods von Lewes, denen große Teile der Inseln und der Küste unterstehen. Mit ihnen will Duff uns verbünden.«
Tayg kaute einen Moment lang auf einem zarten Stück Wildfleisch, bis er genau begriff, was dieses Bündnis zu bedeuten hatte.
»Dann hält Euer Chief die Sache König Roberts also für hoffnungslos?« Vielleicht tat der König besser daran, als er dachte, wenn er MacDonell befahl, in Dingwall zu erscheinen und der Krone die Lehnstreue zu schwören. Oder war es schon zu spät?
Das brünette Mädchen hob die Schultern. »Ich weiß nicht, und es kümmert mich auch nicht, welche Bündnisse sich aus der Heirat ergeben. Es sind die Frauen des Clans, die die meiste Zeit mit dem Biest zubringen müssen. Es sind die Frauen des Clans, die ihr Manieren beibringen müssen, wenn sie nicht aufs Meer hinausgeschafft und zum Ersaufen auf einem Felsen zurückgelassen werden will.«
Tayg lachte leise. »Ich beneide die Frau nicht um ihre Zeit hier.«
»Ich beneide sie auch nicht um ihre Ehe mit Duff«, sagte das Mädchen. »Netta dort«, sie nickte in Richtung seiner blonden Tischnachbarin, »hatte gehofft, ihn zu heiraten, aber was mich angeht«, sie hakte ihren Arm unter Taygs und lehnte sich so dicht zu ihm hinüber, dass er spürte, wie sich ihre weiche Brust an ihn drückte, »mir ist an einem Mann ein schöneres Gesicht lieber.« Sie lächelte ihn breit an und klimperte mit den Wimpern.
Tayg grinste ihr zu, dann maß er Netta mit einem Blick. Von ihren Wimpern löste sich eine dicke Träne und lief ihr über die Wange. Er hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, dass viele Mädchen weinen konnten, wann immer sie glaubten, es gereichte ihnen zum Vorteil. Er durchschaute ihr Spiel also, wollte es aber mitmachen. Vielleicht brachte er dabei mehr über seinen Gastgeber in Erfahrung, dem zu misstrauen der König offenbar allen Grund hatte. Er wischte ihr die Träne fort, dann beugte er sich zu ihr hinüber.
Ganz dicht an ihrem Ohr flüsterte er: »Es liegt doch auf der Hand, dass dieser Rüpel Euch gar nicht
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