Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
sein. Es ist nämlich mehr, als Ihr ohne mich hättet.«
Sie reckte ihr Kinn hoch, schaute ihn aber nicht an und gestand auch nicht ein, dass er die Wahrheit gesprochen hatte.
»Ich würde dann gern die für mich bestimmte Nachricht hören«, ergriff sie nach einer Weile das Wort. »Sagt mir, was darin steht.«
»Wie höflich Ihr zu bitten versteht.« Er kramte in dem Beutel an seiner Hüfte herum und zog das zerknitterte Stück Pergament heraus, das der Chief der MacDonells ihm gegeben hatte. »Ich weiß nicht, was darin steht«, behauptete er, als er es ihr reichte. »MacDonell trug mir auf, es Eurem Bruder Broc zu übergeben, der es Euch dann vorlesen würde.«
»Dieser Esel kann so wenig lesen wie ich«, sagte sie und brach den Wachsklumpen entzwei, der das Schreiben versiegelte. »Ailig, der war in Edinburgh und wurde in den Künsten des Lesens, Schreibens und Rechnens unterrichtet. Broc hat für solche Dinge keine Zeit.«
Tayg sah ihr zu, wie sie über dem Geschriebenen rätselte.
»Ich weiß nicht, warum Hundsgesicht mir eine Nachricht schicken sollte, es sei denn, um mir zu drohen. Glaubt Ihr, es handelt sich um eine Drohung?«
Tayg griff nach dem Pergament und neigte es so, dass der Feuerschein auf die krakelige Schrift fiel. »Ich werde drei Tage früher eintreffen. Die Hochzeit muss sofort stattfinden. Der Spinnengucker wartet auf Seonas Gruß, und wir werden ihn nicht enttäuschen. Ich möchte, dass Ihr losreitet, sobald das Bett bereitet ist.«
Ein unheimliches Kribbeln überlief seine Haut. Er blickte auf und sah, dass Catrionas Augen vor Staunen geweitet waren und ihr Mund offen stand.
»Ihr könnt lesen!«
Verflucht! Kein Barde seines angeblichen Standes verstand sich auf diese Fertigkeit. »Ein wenig. Ich sollte … ich sollte eigentlich Mönch werden«, rettete er sich in eine Ausrede, die aber fast wie eine Frage klang. Er wedelte mit dem Pergament herum, um ihre Aufmerksamkeit wieder darauf zu richten und von seinem Fehler abzulenken. Diese Bardenrolle war schwieriger, als er gedacht hatte.
Sie blickte auf das Schreiben, und Tayg sah, wie das Staunen in ihren Augen verschwand und Wut an seine Stelle trat. »Ich werde diesen Mann niemals heiraten, und ganz gewiss werde ich ihm nicht das Bett bereiten! Er ist so dumm, dass er sogar meinen Namen mit dem von Brocs Breitschwert verwechselt hat.«
Ihre Stimme troff vor Giftigkeit, und Tayg war froh, dass sie nicht von ihm sprach. »Euer Bruder hat seinem Schwert einen Namen gegeben?« Er wollte ihr das Pergament zurückgeben, doch sie wich vor ihm zurück, als hielte er ihr einen abgeschlagenen Kopf hin.
»Ich will nichts von diesem widerlichen Hundsgesicht, noch nicht einmal seine Worte. Verbrennt das Schreiben. Benutzt es zum Feuermachen. Es ist mir egal – wiederholt nur niemals mehr diese Worte!« Sie zog ihren Umhang fest um sich und legte sich mit dem Rücken zu ihm in der Nähe des Feuers nieder.
Tayg betrachtete sie einen Moment lang, dann richtete er den Blick wieder auf die Nachricht, die sie so aufgeregt hatte. Das Schreiben ließ keinen Zweifel daran, dass der Bursche kein Romantiker war, der mit zärtlichen Worten und falschen Liebesschwüren um eine Frau warb, zumal er sich ja nicht einmal an den Namen seiner Verlobten erinnerte. Es hörte sich ganz danach an, als wollte der Kerl mit Catriona ebenso wenig zu tun haben wie sie mit ihm. Eine solche Heirat war in den Highlands durchaus nichts Ungewöhnliches, aber wenn so viel Hass zwischen Braut und Bräutigam herrschte, blies die Familie das Vorhaben normalerweise ab und suchte einen anderen, geeigneteren Kandidaten.
Er las die Worte noch einmal und versuchte herauszufinden, was ihn daran so störte. MacDonell wollte die Hochzeit schnell hinter sich bringen … vielleicht fürchtete er, die Braut könnte davonlaufen. Der Gedanke ließ Tayg lächeln. Er wollte ihn nicht enttäuschen, den … er musste noch einmal auf das Pergament schauen … den
Spinnengucker
. Eine merkwürdige Bezeichnung für jemanden, es sei denn …
Tayg las die Nachricht ein weiteres Mal, und diesmal entsann er sich dabei der Botschaft, die er MacDonell überbracht hatte, und des überraschend erfreuten Aufblitzens in dessen Augen ob des Befehls, vor dem König zu erscheinen. Der König …
Tayg hatte einmal eine Geschichte gehört, die vom König handelte und davon, wie er in einer Höhle einer Spinne zugesehen und Mut aus dem Verhalten des entschlossenen Tierchens geschöpft hatte.
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