Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
damit er auch die Hose oben hielt. Ganz löste das Kleidungsstück das Kälteproblem nicht, aber es half. Sie kehrte zu ihrem Platz am Feuer zurück.
Dort setzte sie sich so nahe wie möglich an die Flammen und blickte hinein, bis sich ihre Aufmerksamkeit doch wieder auf die schlafende Gestalt ihres Gefährten richtete. Er drehte sich plötzlich zu ihr um und erschreckte sie mit der Bewegung, verfiel aber rasch wieder in tiefen Schlaf, einen muskulösen Arm unter den Kopf geschoben. Sie rief sich in Erinnerung, wie stark seine Arme, wie warm seine Hand, die ihre umschlossen hatte, und wie kraftvoll seine Schenkel gewesen waren, als sie auf dem Ritt zu dieser Höhle quer über ihnen lag. Er war wirklich ein schöner Mann, sah im Schlaf jedoch jünger aus, weniger bekümmert als zuvor, als legte er in seinen Träumen alle Sorgen ab. Aber welche Sorgen konnten einen Barden schon plagen, der nichts anderes zu tun hatte, als die letzten Neuigkeiten aufzuschnappen und für seinen Lebensunterhalt zu singen?
Sie hingegen hatte Sorgen und zwar keine geringen; Sorgen, mit denen sie sich befassen musste.
Ihre Flucht hatte zumindest verhindert, dass sie Hundsgesicht in die Hände fiel, und der Nachricht zufolge, die der Barde ihr vorgelesen hatte – sie staunte noch immer darüber, dass er lesen konnte –, war sie keinen Tag zu früh aufgebrochen.
Aber was sollte sie jetzt tun? Wenn sie an ihrem ursprünglichen Plan festhielt, musste sie Assynt auf ihrer Weiterreise passieren, um zum Dorf ihrer Tante zu gelangen. Sie wollte sich aber nicht einmal in die Nähe ihres Zuhauses wagen, bis sie sicher sein konnte, dass Hundsgesicht abgereist war und nicht zurückkommen würde. Damit schied ihre Tante als Ziel ihrer Flucht aus. Wohin konnte sie sich dann wenden?
Weder nach Assynt noch Dun Donell, nicht in das Dorf am Meer oder ein Kloster. Sie schauderte. Die Liste der Orte, die nicht infrage kamen, wurde mit jedem Augenblick länger.
Ein weiterer Gedanke ließ sie frösteln: Es war nicht unüblich, dass eine Braut vertretungsweise verheiratet wurde. Nay, das würde Broc ihr nicht antun … oder? Sie durfte nicht in Panik verfallen. Sie war schlauer als Broc, also musste es einen Weg geben, dieses Problem zu umgehen. Vielleicht hatte er ja nicht an eine Vertretungsheirat gedacht … aber das würde er schon noch tun. Irgendjemand würde die Sprache darauf bringen, Hundsgesicht wahrscheinlich, auch wenn sie immer noch nicht verstand, warum er sie überhaupt heiraten wollte. Aber so ein Vorschlag würde ihm ähnlich sehen; in dieser Hinsicht war er wie Broc, der nicht duldete, dass andere seine Wünsche vereitelten. Sie war nicht sicher vor diesem abscheulichen Kerl, bis er sie schlicht nicht heiraten
konnte
.
Eine Idee nahm in ihrem Kopf Gestalt an, erst nur vage, doch als sie sich länger damit beschäftigte, wurde sie klarer und trat kräftiger zutage. Sie musste einen anderen zum Mann nehmen, bevor Hundsgesicht oder Broc sie fanden und ihr Schicksal besiegeln konnten. Selbst wenn man sie in ihrer Abwesenheit mit Hundsgesicht vermählte, hätte diese Ehe keine Gültigkeit, wenn sie zuvor schon eine Verbindung mit einem anderen Mann eingegangen wäre, dem sie freiwillig die Treue geschworen hatte.
Sie musste heiraten. Sie musste schleunigst heiraten.
Ihr Blick fiel auf den Mann, der auf der anderen Seite des Feuers schlief. Er war sehr schön anzuschauen, aber … nay, einen Ehemann von der Art, wie sie ihn brauchte, gäbe er nicht ab. Sie musste jemanden finden, der über genug Kraft und Macht verfügte,um sich gegen Hundsgesicht und Broc behaupten zu können, denn so weit würde es kommen, dessen war sie sich gewiss. Sie brauchte einen Helden, wie die Barden sie in ihren Liedern besangen … einen Helden wie Tayg von Culrain.
Darüber dachte sie einen Moment lang nach. Soweit sie wusste, war er unverheiratet und ein zweitgeborener Sohn. Er war der Krone aufrichtig verbunden, denn er hatte viele Monate lang an König Roberts Seite gekämpft. Er war treu, stark und tapfer. Alles Eigenschaften, über die der richtige Ehemann verfügen musste, um ihret- und des Clans willen. Aber würde er sie zur Frau nehmen?
Ihre Mitgift war, neben einem beträchtlichen Vermögen, ein mächtiges Bündnis. Tayg von Culrain war dem Vernehmen nach das genaue Gegenteil von Hundsgesicht und Broc. Vielleicht konnte sie, sollte es ihr nicht gelingen, ihn selbst zu überzeugen, den König dazu bewegen, sie einander zu versprechen, denn
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