Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
Hamish, Chief der Beatons von Duchally. Isobel, das ist Tayg, der Barde.«
Isobel sah ihn unter ihren langen Wimpern hervor an und lächelte. Ihre Zähne waren nicht perfekt, aber das waren Zähne nur selten. Tayg lächelte zurück, dann blickte er zu Cat, die ihm ein Lächeln mit wie von Tau benetzten Lippen schenkte, das ihre geraden weißen Zähnen entblößte und in dem ein Hauch Sarkasmus mitschwang, den nur er als solchen erkannte. Er fühlte sich von dem Wunsch ergriffen, sich vorzubeugen und sie zu küssen, und er musste sich ihm mit fast körperlicher Kraft widersetzen. Er durfte diese Anziehung, die er empfand, nicht auch noch fördern, und es geziemte sich nicht, seine Schwester so zu küssen, wie er Cat küssen wollte. Er grinste Cat kurz zu, verzweifelt bemüht, sich von dieser Frau loszusagen, die er inzwischen nicht nur ihrer Schönheit, sondern auch ihres Temperaments wegen bewunderte.
»Es wäre mir eine Ehre, Euch an Euren Tisch zu geleiten«, sagte er mit einer kleinen Verbeugung und einem kecken Grinsen zu Isobel. Sie lächelte ihm zu und nahm seinen dargebotenen Arm. Schnell führte er sie zu dem Tisch an der Stirnseite des Saals und ließ Cat stehen, die ihnen nur hinterherschauen konnte.
Catriona sah, wie die beiden sich durch den vollen Saal schlängelten, hörte das leise Raunen von Taygs Stimme, als er seinen Mundan Isobels Ohr brachte, und ihr helles Lachen, mit dem sie auf seine Bemerkung antwortete.
Sie selbst ging rasch zum letzten Tisch im Saal, der in der dunkelsten Ecke stand, setzte sich jedoch so hin, dass sie den Tisch auf dem Podium sehen konnte, an den Tayg offenbar eingeladen worden war und wo er nun neben der aufgeweckten Isobel Platz nahm. Ihr Magen fühlte sich leer an, und ihre Brust schmerzte. Eben noch war ihr regelrecht zum Singen zumute gewesen, hatte sie sich wie gebadet gefühlt in Taygs ungewohntem Lob, und jetzt wünschte sie, der Steinboden möge sich auftun und sie in die Tiefe des Bauchs der Erde stürzen lassen, weil er seinen Liebreiz ganz Isobel widmete. Im ersten Moment hätte sie dem Mädchen am liebsten einen Kelch ins Kreuz geworfen, doch der Gedanke an die Stunde, die sie gemeinsam verbracht hatten und in der sie Freundinnen geworden waren, hinderte sie daran, das zu tun. Wenn es sich so anfühlte, eine Freundin zu haben – jemanden schlagen, jedoch nicht verletzen zu wollen –, dann konnte ihr jedwede Freundschaft gestohlen bleiben.
Sie stocherte in dem Essen auf ihrem Holzteller herum und nippte an ihrem mit Wasser verdünnten Wein. Nach einer Weile erhob sich Tayg von seinem Platz, verneigte sich leicht vor Isobel und dem Chief und kam wieder zu ihr herübergeschlendert. Auf halbem Weg durch den Saal blieb er an einem Tisch stehen und nahm seinen Trommelbeutel auf, den sie dort nicht bemerkt hatte. Er schaute sich um, und sein Blick fand sie rasch in ihrer dunklen Ecke. Er lupfte eine Braue, als fragte er sie, warum sie sich da im Dunkeln versteckte, dann hob er die Schultern und zog einen Hocker in den Gang, der zwischen den langen Tischreihen verlief.
Catriona stellte fest, dass sie nun, nachdem Tayg den Tisch des Chiefs verlassen hatte, wieder etwas mehr Appetit hatte. Sie konzentrierte sich darauf, das gute Mahl, das vor ihr stand, aufzuessen und schenkte sich aus dem Krug auf dem Tisch noch Wein in den Kelch.
Sie hörte zu, wie Tayg eine einfache Ballade sang, die so alt war, dass jedermann sie gut genug kannte, um mitzusingen. Darauf verstander sich, andere dazu zu bewegen, seine Fehler zu kaschieren, selbst beim Singen. Geschichten konnte er besser erzählen als jeder
seanachaidh
, den Catriona je gehört hatte, aber die Musik war nicht seine Stärke. Wie war er nur je auf den Gedanken gekommen, ein Barde zu werden?
Eine seltsame Frage kam ihr in den Sinn: Wie
war
er eigentlich ein Barde geworden? Er war schlecht ausgebildet, wenn er überhaupt ausgebildet war. Vom Trommelspiel kannte er nur die allernötigsten Grundlagen. Seine Stimme, so voll und lebhaft, wenn er seine Geschichten erzählte, war eher dünn und unsicher, wenn er sang.
Catriona schob ihren Teller von sich und warf dabei fast ihren Kelch um. Sie rief sich ihren Aufenthalt in Fionn ins Gedächtnis. Seine Vorstellung hier und heute war besser als die dortige, wenn auch nur geringfügig.
Sie erhob sich von ihrem Platz und näherte sich der Menge. Tayg sang eine Zeile, dann stimmten die Kinder im Saal lautstark die folgende an. Er lachte aus vollem Herzen und voller
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