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Rettungskreuzer Ikarus Band 002 - Das weiße Raumschiff

Rettungskreuzer Ikarus Band 002 - Das weiße Raumschiff

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 002 - Das weiße Raumschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gräuliche
Substanz löste sich in großen Fladen und fiel zu Boden. Der Raum
schien zu schrumpfen. Hastig half sie Anande dabei, seine Instrumente auf den
Medorob zu laden. Das Team wandte sich dem Gang zu. Es wurde enger.
    »Der Roboter!«
    Der Medorob blieb in dem langsam zusammenschrumpfenden Gang stecken.
    »Nehmen Sie die Datendisk! Der Rest bleibt hier!«, wies Sonja an.
Anande gehorchte und dann hasteten die drei durch den glitschig werdenden Gang.
Die nässende Oberfläche unter den herabgefallenen Hautfladen machte
das Vorankommen schwierig, da sich die gelbliche, wie wässriger Eiter wirkende
Flüssigkeit überall ausbreitete. Mehrmals drohte Thorpa das Gleichgewicht
zu verlieren, was er mit einem gemurmelten »Ich muss dringend abnehmen!«
quittierte.
    Abrupt blieb Sonja stehen, sodass Anande gegen ihren Rücken prallte. Vor
ihnen löste sich etwas wie ein Fleischklumpen aus der Wand. Er war nass
und glänzte im Scheinwerferlicht, und er fuhr mit einem satten Schmatzen
zu Boden. Sonja erkannte dicke Adern, wie Blutbahnen, die eine leicht rötliche
Flüssigkeit zu führen schienen. Doch was immer dieses Schiff am Leben
erhalten hatte, war jetzt vorbei.
    Etwas riss Sonja nach vorne. Panisch griff sie in den Fleischklumpen, fuhr mit
ihren Händen in die nachgiebige, bröckelige Substanz, fasste etwas
wie eine Sehne oder einen Knochen und hielt sich fest. Armtief war sie in das
feuchte Etwas versunken und warf einen Blick nach oben: Noch mehr von der Wand
hatte sich gelöst und gab den Blick auf das Weltall frei. Der Druckausgleich
mit der im Schiff bestehenden Atmosphäre hatte sie fast hinausgewirbelt.
Mühsam richtete Sonja sich auf, blickte auf ihre Kameraden, die sich ebenfalls
nur im letzten Augenblick festgehalten hatten.
    »Das mit dem Blaster hat sich wohl erledigt«, keuchte Anande. Sonja
nickte. Sie kletterte auf den Fleischklumpen, der sich rasch in der Weltraumkälte
erhärtete, und griff in die Seiten der geöffneten Wand. Das Material
zerbröselte unter ihren Fingern und schnell hatte sie eine große
Öffnung geschaffen.
    Der Untergrund wackelte und sackte in sich zusammen. Sonja verlor das Gleichgewicht
und stürzte in das Innere des Schiffes zurück.
    »Alles bricht in sich zusammen!«, erklärte Anande hektisch. »Wir
müssen hier heraus!«
    Ein Krachen ertönte im Funk.
    »Soll ich euch helfen?«
    Es war die vertraute Stimme von Arthur Trooid. Die Lücken in der Hülle
des Schiffes schienen eine Verständigung erneut zu ermöglichen.
    »Trooid! Haben Sie Peilung?«
    »Ich komme!«
    Sonja sah, wie zeitlupenförmig die Konsistenz des Schiffes um sie herum
in sich zusammensank. Mehrmals wackelte und ruckte es, als unter den Teammitgliedern
gelegene Wandungen zusammenbrachen. Nur mühsam konnten alle sich auf den
Beinen halten. Dann verdeckte der beruhigende, metallene Leib des Raumbootes
die Sicht. Trooid hatte es in meisterhafter Art direkt über die Öffnung
gelenkt. Gelber Lichtschein drang aus einer geöffneten Schleuse. Tragegurte
glitten an starken Fiberleinen herab und hastig griffen Sonja und die anderen
zu. Zwei kleine SAR-Droiden schwebten herab und leisteten Hilfestellung, wo
es nötig war. Schließlich wurden alle drei mit einem Ruck auf dem
verfallenen Leib des fremden Schiffes gezogen und glitten der Schleuse entgegen.
    Sonja warf einen Blick nach unten.
    Der ehemals makellose Leib des weißen Schiffes sah aus wie angelaufen,
fast wie verschimmelt. Er war stumpf geworden, sah krank aus, sterbend, und
das war genau das, was offenbar mit ihm passierte. Immer mehr Löcher bildeten
sich und wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich, sackte der Leib des lebenden
Raumschiffes in sich zusammen. Es war ein erschütternder Anblick, und trotz
der ebenso erschütternden Erlebnisse, die sie an Bord des Schiffes durchlitten
hatte, empfand Sonja so etwas wie Mitleid. Was immer die Mission des fremden
Besuchers gewesen war, so war sie sicher gescheitert ... doch bei dem Gedanken
daran beschlich Sonja ein Gefühl der Unsicherheit. Noch wollte sie nicht
darüber reden, aber vielleicht hatte diese Aktion in der Mulde einen tieferen
Sinn gehabt, war die Verzweiflungstat eines zum Tode verurteilten Wesens gewesen,
das den Fremden unbedingt noch etwas auf den Weg mitgeben wollte, ehe es starb.
Sonja spürte, wie sie in die Schleuse gezogen wurde, doch der Gedanke,
den sie eben gefasst hatte, ließ sie

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