Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari
unter seinen Füßen, konnte aber das Gesamtbild nicht erkennen.
»Da ist ein Gebäude, es füllt die ganze hintere Front des Platzes aus.« Anande kniff die Augen zusammen und wäre fast gestolpert, hätte Trooid ihn nicht mit einem schnellen Griff gestützt. Der Arzt lächelte verlegen und Trooid erwiderte die Geste.
»Sie haben Recht, Doktor. Ein stufenförmiges Gebäude, wie eine Treppe zum Himmel. Allerdings mit sehr großen Stufen ...«
»Ja. Und oben ist eine gigantische Kuppel. Guter Gott, sie ist völlig vergoldet! Sieht aus, als hätte sich die Sonne auf dem Gebäude niedergelassen.«
In diesem Moment traf Weenderveen ein unangenehmer Schlag in den Magen, ein spitzes, kraftvolles Stechen, und er zuckte erschrocken zurück. Einer der Äste des Pentakka schien sich aus dem Tragegestell gelöst zu haben und hing herunter. Als Weenderveen sich vorbeugte, um ihn wieder unauffällig zu befestigen, blickte er direkt in drei der wie Astlöcher aussehenden Augen des Baumwesens.
»Verzeihen Sie meinen wenig subtilen Versuch, auf mich aufmerksam zu machen«, wisperte das Holzbündel mit erregter Stimme, »aber wenn sich Trooid nicht sofort umdreht und mich einen Blick auf das von ihnen so gekonnt bruchstückhaft beschriebene Geschehen voraus werfen lässt, dann wird dieses Volk den ersten mythologischen Fall von um sich schlagendem Holz erleben!«
Weenderveen grinste breit, machte eine beschwichtigende Handbewegung in Richtung des Pentakka und drückte ihm schnell die Augen zu, als er das neugierige Gesicht eines Einheimischen bemerkte. Dann gab er die Bitte an den Droid weiter, der auf einen Absatz kletterte und einige Zeit scheinbar interessiert in die Richtung spähte, aus der sie gekommen waren.
Als er sich wieder zu seinen Begleitern in den Menschenstrom einreihte, schien seine Rückenlast für einige Momente lebhaft zu zappeln und sich am Geländer festkrallen zu wollen, doch ein beherztes Zupacken Weenderveens verhinderte weitere Aufmerksamkeit.
Viele der Einheimischen drangen nicht mehr weiter auf den Platz vor. Thorpa beobachtete, so gut er es konnte, wie sich einige von ihnen zu kleineren Gruppen zusammenschlossen, deren Mittelpunkt anscheinend stets ein Mann oder eine Frau in einem langen, sonnengelben Kleid darstellte.
Diese Fremden lächelten freundlich und doch auf eine Art, die Überlegenheit versprühte wie ein helles Licht. Sie schienen Geschichten zu erzählen, und zweimal meinte Thorpa, sie singen zu hören, aber sein Gehör war durch die unzähligen Stimmen und das ständige Reiben seiner Äste an dem Tragegestell so abgelenkt, dass er nichts verstehen konnte. Was er jedoch deutlich sah, war, dass die einfachen Leute den Gelbgewandeten kleine Beutel zusteckten, die diese mit einem wortlosen Nicken in eine große, feste und reich verzierte Ledertasche verschwinden ließen. Er brauchte nicht erst das dritte Semester mit dem Schwerpunktseminar Sekten und Religionen abzuwarten, um zu erraten, dass sich in den Beuteln klingende Münzen befinden mussten – oder was auch immer hier das Äquivalent dazu sein mochte.
Trooid, Anande und Weenderveen schoben sich immer weiter in Richtung des Gebäudes vor, dessen vergoldete Hauptkuppel in der hellen Sonne so gleißte, dass Anande schließlich die Augen abwenden musste. Damit war er nicht allein. Nur wenige Leute schauten direkt zu dem Bauwerk hinüber. Die, die es taten, murmelten dabei halblaut Gebetsverse vor sich hin und machten den Eindruck, als wären sie längst zu sehr geblendet, um wirklich etwas sehen zu können.
Anande zog missbilligend die Stirn in Falten, als er bemerkte, dass einige der Gelbgewandeten manchmal minutenlang unverwandt in die grelle Sonne starrten, dabei sangen und die Hände flehend und segnend zugleich ausgestreckt. Als einer von ihnen schließlich den Blick genau auf den Doktor richtete, zuckte dieser zusammen, weil er seine Maske durchschaut fühlte. Für einen Moment fürchtete er, die Gruppe durch seine offenkundige Neugierde verraten zu haben.
Doch dann erkannte er mit kalten Grausen, dass die Augen des Priesters blind waren – grau und leer starrten sie aus dem gebräunten, tief gefurchten Gesicht. Kurz verharrte der von der Sonne verbrannte Blick auf Anande, als könnte er doch noch etwas erkennen, vielleicht mehr als mit gesunden Augen, dann wandte der alte Mann sich ohne eine weitere Regung ab. Anande erschauerte und schloss schnell wieder zu den anderen auf.
Trooid hatte es geschafft, einen kleinen Fleck
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