Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari
Welt denken, wenn Sie plötzlich ein Gebüsch von der Seite anspricht und nach Ihrem Familienleben fragt?«
Ein Lächeln zuckte um Sentenzas Mundwinkel, wurde aber gleich von einem nachdenklichen Ausdruck gefolgt.
»Wenn wir die Maßstäbe des irdischen Mittelalters anlegen, dann werden die Einheimischen Thorpa verbrennen, weil er verhextes Holz ist. Es sieht schlecht aus mit seinen Untersuchungen.«
»Aber wir werden seine Fertigkeiten brauchen. Wir können ihn nicht einfach auf der Ikarus zurücklassen.«
»Auch das stimmt. Aber wie können wir ihn mitnehmen, ohne dass er Gefahr läuft, zu Brennholz zu werden?«
Weenderveen und der Captain zögerten beide einen Moment, dann tauschten sie einen langen Blick. Das Grinsen auf ihren Gesichtern ließ ahnen, dass Thorpa mit ihrer Idee nicht wirklich einverstanden sein würde.
Weenderveen, Anande und Trooid schoben sich mit der Menge die Straßen entlang und waren dankbar dafür, dass sie in der bunten Masse einfach untergingen. Die angenehme Kühle der frühen Morgenstunden, die sie an einen herrlichen Frühlingstag in Europa auf der Erde erinnert hatte, war längst verflogen und hatte einer drückenden Hitze Platz gemacht. Der Himmel war wolkenlos und grünlich und die gelbe Sonne hatte eine unbarmherzige Kraft. Selbst im Schatten schwitzte Wenderween, so dass ihm das Wasser von der Stirn troff. Eingepfercht zwischen all den Fremden erschienen ihm die Temperaturen manchmal fast unerträglich. Als sie in eine Gasse einbogen, in der die hohen Häuser Schatten warfen, seufzte er erleichtert auf und fuhr sich zum hundertsten Male mit dem Ärmel über das Gesicht. Ein bisschen beneidete er seine Kameraden: Trooid machte das Klima natürlich gar nichts aus, der schlanke Anande transpirierte kaum, und Thorpa schien sich sogar wohl zu fühlen.
Nach einem kurzen Flug und einer sicheren Landung mit dem Beiboot in einem kleinen Wäldchen, weilten sie schon seit einigen Stunden auf dem Planeten. Sie hatten den Landeplatz nicht zufällig gewählt. Sonja DiMersi hatte tatsächlich Reststrahlung entdecken können, die darauf hindeutete, dass Leroc in einem winzigen Tal unweit einer größeren Siedlung gelandet war.
Nachdem sie ihr eigenes Boot getarnt hatten, hatten sie sich zu den Koordinaten begeben, die der Chief ihnen mitgeteilt hatte, aber sie hatten nichts gefunden. Ein paar zerschmetterte Bäume deuteten darauf hin, dass irgendetwas vor langer Zeit unsanft zu Boden gegangen war, aber von der Rettungskapsel selbst fehlte jegliche Spur. Stattdessen hatten sie merkwürdige Zeichen bemerkt, ein Mosaik aus großen, honigfarbenen Steinen, das einen Kreis darstellte, dessen Ränder unregelmäßig geflammt waren. Sie brauchten nicht Thorpas fachkundigen Rat, um zu erraten, dass das Symbol eine Sonne darstellte und den Ort markierte, an dem das Beiboot niedergegangen war, das durch die Reibung wie ein leuchtender Meteor geglüht haben musste.
In Ermangelung einer besseren Idee, und da sie noch immer nicht sagen konnten, ob Leroc die Landung überlebt hatte, beschlossen sie, die große Siedlung, die nach mittelalterlichen Maßstäben eine gewaltige Stadt darstellte, nach dem Vermissten zu durchforschen,.
Der Planet war weder mit insektoiden Aliens noch mit amorphen Gallertwesen bevölkert, sondern mit Humanoiden, bei denen es sich offensichtlich um Nachkommen einer der verlorenen Kolonien handelte. So unterschieden die Bewohner des Planeten sich im Aussehen kaum von der Besatzung der Ikarus – wobei Thorpa selbstverständlich eine Ausnahme bildete. Trooids Beobachtungen durch die Satelliten des Schiffes hatten es ihnen ermöglicht, passende Kleidung anzufertigen, in denen sie sich unauffällig zwischen den Einheimischen bewegen konnten.
Aber auch für das Problem Thorpa hatten sich eine Lösung ergeben. Der Captain hatte dem Xenopsychologen erläutert, wie das Baumwesen sich auf dem Planeten bewegen würde, und sein Gesicht hatte dabei einen solchen Ausdruck der stoischen Gelassenheit gezeigt, dass Sonja DiMersi zu jeder Wette bereit gewesen war, dass er unter dieser Maske ein Lachen verbarg. Thorpa hatte keinen Widerspruch erhoben, aber er war sehr lange still geblieben, und das bewies eindringlicher als tausend Worte, dass der Pentakka mit der Art seiner Forschungsreise nicht glücklich war. Doch er hatte sich gefügt.
Nun hing er reglos in seinem Tragegestell, das aus Holz zu sein schien, in Wirklichkeit aber aus angenehm griffigem Kunststoff bestand. Trooid trug die
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