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Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari

Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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sehr dicht an dem Gebäude frei zu halten, nahe einem geschmückten Podest, auf dem ein hoher, thronähnlicher Sitz aufgebaut war. Gelbe Bänder hingen von einem großen Balkon herunter und flatterten im Wind. Die schimmernden Kissen auf dem Thron waren leer. Anande, Weenderveen und Trooid drängten sich zusammen, Thorpa in seinem Gestell in ihrer Mitte.
    »Ich kann nichts sehen!«, klagte der Pentakka und ein Zittern lief durch seine Blätter, während er sich unwillkürlich streckte.
    Weenderveen griff nach einem hochschnellenden Ast und hielt ihn fest. »Es gibt auch nichts zu sehen.«
    »Das sagen Sie!«, widersprach Thorpa in anklagendem Tonfall, war danach jedoch wieder still.
    »Tja, was machen wir nun? Das ist hier aus soziologischer Sicht bestimmt interessant ...« – ein verhaltenes Rascheln gab Anande Recht – »aber es bringt uns bei unserer Suche nach Leroc nicht weiter.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir einen besonders guten oder einen besonders schlechten Zeitpunkt ausgesucht haben, um herzukommen. Wir fallen nicht auf, aber wir werden kaum das Glück haben, Leroc in diesem Getümmel zufällig zu finden.«
    Trooid ließ einen langen Blick über die Menge schweifen. Der Doktor wusste, dass das Gesichtserkennungsprogramm des Droids die grundlegenden Züge aller Umstehenden analysierte. Sollte jemand Leroc ähnlich sehen, würde er einer immer detaillierteren Abgleichung unterzogen bis hin zur Überprüfung der Netzhautstruktur. Aber selbst wenn Trooid auf diese Weise Dutzende von Individuen innerhalb eines einzigen Lidschlags untersuchen konnte, würde ihnen das wenig helfen.
    Das Gespräch wurde von einem ohrenbetäubenden Lärm unterbrochen. Unbemerkt von den Leuten der Ikarus hatten sich über ihnen im Gebäude hohe, schmale Fenster geöffnet. Männer mit üppig verzierten Uniformen erschienen. Zwei von ihnen hielten große, goldene Gongs, zwei andere hatten ausladende Blasinstrumente in Anschlag gebracht und bliesen mit weit aufgeblähten Wangen. Weenderveen hielt sich die Hände vor die Ohren, konnte das Zerrbild von Musik aber nicht ganz abschirmen. Ein Kind fing neben ihnen an zu weinen, doch die Mutter versuchte nicht einmal, es zu beruhigen. Sie schaute starr auf den Thron und reckte sich, als würde sie sonst etwas verpassen. Fast unbewusst tat Weenderveen es ihr gleich und lugte zwischen den gelben Bannern hindurch.
    Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sich endlich etwas rührte. Ein prächtig geschmücktes Tor direkt hinter dem Thron schwang auf, und eine Prozession kam heraus, angeführt von Männern und Frauen, die derart mit Schmuck und reich bestickten Tüchern behangen waren, dass sie sich kaum mehr bewegen konnten.
    Das Glitzern und die Farbenpracht ihrer höfischen Gewandung stand in einem krassen Gegensatz zu den schlichten, schon ärmlich wirkenden Festtagskleidern des Volkes. Und doch brandete Jubel auf, als die Gestalten rechts und links auf dem Podest Aufstellung nahmen. Dann blieben sie in der sengenden Sonne stehen, reglos und mit entrückten Gesichtern. Weenderveen schwitze in seinem schlichten Hemd und der dünnen Hose. Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie es den Fremden dort oben unter ihren Schichtgewändern erging, selbst wenn sie die Temperaturen gewohnt waren.
    Er hatte bei Paraden Soldaten umfallen sehen, starr und steif wie sie gestanden hatten und nicht einmal in ihrer Ohnmacht bereit, die vorgeschriebene Etikette aufzugeben. Wenn diese Schmuckgestalten mit einem Hitzschlag von der fast zwei Meter hohen Tribüne stürzen sollten, konnte er nur hoffen, dass ihre Kleidung noch voluminöser war, als es den Anschein hatte, denn niemand stand nahe genug an dem Aufbau, um die Adligen aufzufangen. Knochenbrüche waren vermutlich das Risiko, das die Reichen und Schönen dieses Landes zu tragen hatten ...
    Als beide Seiten des Podestes komplett besetzt waren, strafften sich die furchtbaren Musiker für einen letzten Tusch, der in Weenderveen genug Adrenalin freisetzte, um ihn mit dem Gedanken spielen zu lassen, die Hauswand hochzuklettern und einen Knoten in eines der Blasinstrumente zu machen – oder wahlweise in den Hals des Bläsers. Es wurde für einen Moment seltsam still, selbst das Volk schwieg, und dann erschien eine letzte Silhouette im Torbogen.
    Es war ein Mann in mittlerem Alter. Er schien leicht gebeugt unter der Last seines dunkelblauen Umhangs, der dicht an dicht mit faustgroßen Edelsteinen besetzt war. Er trug eine Kopfbedeckung, einen hohen

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