Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari
irrwitzigen Geschwindigkeit über das Kopfsteinpflaster auf sie zupreschten.
Die Hufe ihrer seltsamen Reittiere – sie erschienen ihm wie eine Mischung aus zu groß geratenen Zebras und schlanken Wasserbüffeln – schlugen Funken auf dem Stein und füllten die Gasse mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Die Reiter trugen Brustpanzer und Helme, und ein einziger Blick genügte Weenderveen, um das Sonnenemblem wieder zu erkennen, das auf ihnen glänzte.
Ohne Zweifel waren das zusätzliche Wachen, deren Ziel der große Platz sein musste, wo sie ihren Kollegen behilflich sein sollten, um die Panik einzudämmen. Vielleicht kamen sie aus einer Kaserne in einem anderen Stadtteil. Sie ritten rücksichtslos und halsbrecherisch, und wer ihnen begegnete, warf sich an den Wegrand und ließ sie wie ein Unwetter vorbeistürmen.
Nur der Mann, der Weenderveen eben noch angesehen hatte, verharrte mitten im Schritt, als die Reiter erschienen. Statt aus dem Weg zu springen, hob er ruhig den Kopf und blickte ihnen entgegen, als hätte er ihr Auftauchen befürchtet und erwartet. Er machte keinerlei Anstalten auszuweichen, und fast ohne eigenes Zutun sprang Weenderveen auf.
»Heda!«, brüllte er aus Leibeskräften über den Lärm der Hufe hinweg. »Aus dem Weg, Mann! Bist du lebensmüde?«
Der Fremde rührte sich nicht, und Weenderveen begriff voller Entsetzen, dass die Reiter nur noch zwei Häuser von dem Fremden entfernt waren und nicht den Eindruck machten, als ob sie anhalten wollten – falls sie es überhaupt konnten.
Mit einem derben Fluch stieß Weenderveen sich von der Treppe ab, flog mit einem Hechtsprung durch die Luft und riss mitten im Sprung den Fremden um. Sie stießen zusammen, und die Masse des Technikers war groß genug, um den Mann zur Seite zu schleudern.
Weenderveen prallte hart auf den unebenen Steinen auf, und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Schulter, während ihm der Atem aus den Lungen wich, doch er rollte sich noch blitzschnell aus der Gefahrenzone. Dicht neben seinem Kopf schlugen die Hufe der Reittiere auf das Pflaster und wirbelten winzige Splitter auf, die schmerzhaft gegen sein Gesicht prasselten, während der Krach ihn fast betäubte. Dann, nach endlosen Augenblicken, waren die Reiter vorbei, und das Getrommel verhallte an den lehmigen Hauswänden.
Der kurze Gang war kühl und dämmrig. Anande musste einen Moment inne halten und blinzeln, bis sich seine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Mit seinem lautlosen Schritt war Trooid bereits ein paar Schritte voraus gegangen und spähte in den kleinen Raum, der sich vor ihnen öffnete.
»Es ist keiner da. Kommen Sie, Doktor.«
Anande nickte wortlos und folgte dem Droid, der bereits durch das Zimmer zur gegenüberliegenden Tür schlich.
Es schien eine Wachkammer zu sein, die außer ein paar Tischen und zum Teil umgestoßenen Hockern nichts enthielt. Ein Krug lag am Boden, und Wasser rann über den hellen Stein. Die Explosion auf dem Podest hatte die Wachen sehr plötzlich aus ihrer Ruhe gerissen.
Eine schmale Wendeltreppe führte ein Stockwerk höher. Von dort klangen erregte, raue Stimmen zu ihnen hinunter.
Anande beeilte sich, Trooid zu folgen. Seine Hand tastete fast wie von selbst zu dem kühlen Gebilde aus Titanplast unter seinem schlichten Hemd. Er hatte nicht vor, die Waffe wirklich einzusetzen; die allgemeinen Verhaltensregeln verboten das auch weitgehend, aber allein die Berührung vermittelte ein trügerisches Gefühl von Sicherheit.
An die Wachkammer schloss sich ein weiterer schmuckloser Gang an, der an einer unauffälligen Holztür endete.
»Ist dahinter jemand?« Reglos beobachtete Anande, wie Trooid sein Ohr an das Holz legte.
Wenn der Droid gewollt hätte, hätte er Anandes Herzschlag belauschen können, selbst wenn der Doktor ein Dutzend Meter entfernt gestanden hätte. Die Fertigkeiten des Droid waren Anande manchmal unheimlich – und zuweilen beneidete er ihn darum.
»Ich höre viele Stimmen und Bewegungen. Scheint ein großer Raum mit mehreren Personen zu sein.«
Anande nickte. »Gehen wir rein. Oder haben Sie einen anderen Vorschlag?«
Er schob sich neben Trooid an den Türspalt und lugte hindurch.
Vor ihnen lag eine Halle von beeindruckenden Ausmaßen – es musste der Raum direkt unter der goldenen Kuppel sein. Aber es war nicht die reine Größe des kreisrunden Saales, die ein Gefühl der Ehrfurcht in Anande auslöste, sondern vielmehr die Erhabenheit, die nur Kirchen und Tempeln eigen zu sein
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