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Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari

Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 003 - Der Gott der Danari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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zuckte die Schultern. »Oder wir lassen es. Aber ob wir dann noch einmal an Julien Robert Leroc herankommen, ist fraglich. Er ist hier etwas Besonderes, wie es scheint, ein Priester oder noch mehr. Das bedeutet, dass er vermutlich gut bewacht wird – vielleicht gegen seinen Willen.«
    »Die Rückschlüsse, die sich aus meinen bisherigen Feldstudien ziehen lassen, erlauben die Folgerung, dass uns als scheinbaren Mitgliedern des so genannten ›einfachen Volkes‹ eine Audienz mit einem hohen Priester nicht ohne weiteres gestattet würde«, mischte sich die matte Stimme Thorpas ein. Der Pentakka schlenkerte etwas kraftlos mit einem Ast. »Das System macht einen streng hierarchischen Eindruck. Wenn wir dem vorgegebenen bürokratischen Wegen folgen wollen, kann das sehr lange dauern, oder Leroc wird sogar nie etwas von unserer Anwesenheit erfahren – vor allem in Anbetracht der zu erwartenden politischen Verwirrungen aufgrund plötzlicher Vakanz der Anführerposition.« Thorpa deutete auf das brennende Podest, sah aber nicht hin. »Das ist natürlich nur eine vorläufige Interpretation ...«, fügte er noch schwach hinzu.
    Trooid warf Anande bereits einen auffordernden Blick zu. »Sie müssen entscheiden, Doktor, Sie sind der Ranghöchste in dieser Gruppe. Entweder wir gehen jetzt oder nie.«
    Der bittere Geschmack in Jovian Anandes Mund verdichtete sich zu einem zähen Schleim, und er versuchte zu schlucken. Entscheidungen ... früher hatte er sie leicht getroffen, große und wichtige Entscheidungen ... zumindest war ihm so, auch wenn er sich nicht erinnern konnte. Warum fiel es ihm jetzt immer so schwer? Aber Trooid und Thorpa hatten schon alles gesagt. Wenn sie hier blieben, war die Mission gescheitert. Es kostete ihn alle Willenskraft, einfach nur zu nicken.
    »Wir gehen rein«, krächzte er und zwang sich auf die Beine.
    Trooid nickte nur knapp und erhob sich geschmeidig. So schnell und unauffällig wie möglich huschten sie zum Gebäude hinüber und durch die halb geschlossene Tür, ohne dass jemand sie bemerkte. Als die schattige Kühle des Inneren sie umfing, brachte sie Anande nur wenig Erleichterung.

    Weenderveen war ein kräftiger Mann, aber er konnte trotzdem nichts unternehmen. Das Auftauchen der Gepanzerten hatte die Erstarrung gelöst, die das Volk nach dem Attentat gefangen gehalten hatte. Nun drängten die Menschen geschlossen zurück und nahmen den Techniker der Ikarus einfach mit sich, so wie das Meer ein Stück Treibgut von einem Strand spülte.
    Zuerst versuchte Weenderveen noch, sich gegen den Strom zu stellen und die anderen zu erreichen, doch dann verlor er erst Anande, gleich darauf Trooid aus den Augen und gab es schließlich auf. Bald war er genug damit beschäftigt, einfach nur auf den Beinen zu bleiben und seinerseits niemanden zu verletzten. Einmal zog er im letzten Moment ein junges Mädchen vom Boden hoch, das gestrauchelt war und zwischen den zahllosen Füßen zertreten zu werden drohte. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu, in dem sich das Erschrecken mit Dankbarkeit mischte, dann wurde sie schon wieder weiter gezerrt und verschwand in der Menge.
    Es war nicht nur die durchaus reale Bedrohung, gestoßen oder gar zertrampelt zu werden, die Weenderveen entsetzte. Mehr noch als das spürte er, wie die körperliche Nähe all der Fremden ihm die Luft abzuschnüren drohte. Stärker noch als auf der Ikarus oder sogar in dem kleinen Forschungsschiff hatte er das Gefühl, ersticken zu müssen. Er war eingekeilt in der Masse, die ihm kaum einen eigenständigen Schritt ermöglichte.
    Nur mit Mühe brachte Weenderveen die in ihm aufsteigende Beklemmung unter Kontrolle, denn er wusste, dass dieses Gefühl sich leicht zu einer Art von Panik steigern konnte.
    Er hatte das einmal erlebt, vor vielen Jahren, als ein kleiner Aufzug in der Fabrikationsanlage seiner Firma ausfiel, während er ihn benutzte. Das Unwohlsein, das ihn sonst bei der kurzen Fahrt zwischen den Stockwerken erfüllte, war schnell zu reiner Angst angewachsen, und es hatte ihm nicht geholfen, dass sein nüchterner Verstand beteuerte, dass sie unbegründet war. Nach einigen Minuten hatte er gegen die Tür der Kabine getrommelt und gebrüllt, und als die Techniker den Aufzug endlich in Windeseile repariert hatten, war er schweißüberströmt, stockheiser und zitternd herausgetaumelt.
    Seitdem fürchtete er Situationen wie diese und mehr noch seine eigene Reaktion darauf. Eine Aufzugtür nahm keinen Schaden, wenn er mit den Fäusten

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