Rettungskreuzer Ikarus Band 004 - Die Spielhölle

sollten wir zusehen, dass wir das Boot vor der Meute erreichen.
Ich habe einen kleinen Strahler dabei. Und du?«
    »Ich auch. Würdest du wirklich töten?«
    »Soll ich mich besser töten lassen? Ich bezweifle, dass die Verrückten
mir auch nur zuhören, geschweige denn sich friedlich in das kleine Schiff
quetschen würden, wenn ich sie retten wollte – falls du das meinst.«
Jason drehte sich abrupt zu der Wenxi um, die nur seine Stimme hatte hören
können und ihn nach allem, was sie gerade gesehen hatte, für übergeschnappt
halten musste. »Ich bin nicht durchgedreht«, versuchte er eine müde
Erklärung, »Doktor Jason hat für jeden die Medizin, die er braucht.
Jetzt verschwinden wir von hier. Bewegt euch, Mädels!«
     

 
3.
     
    Die Ikarus hatte das Zhugmar-System erreicht.
    In der Zentrale herrschte Stille, während alle entsetzt auf die Holographie
starrten, die weitaus eindrucksvoller als der Panoramabildschirm das gesamte
Ausmaß der Zerstörung Elysium s zeigte.
    »Mein Gott«, murmelte Weenderveen. Sein Gesicht hatte eine kreidige
Farbe angenommen.
    Die Raumyacht war auf das hintere Drittel des spindelförmigen Stationskörpers
gestürzt und hatten in diesem Bereich die Außenhülle und die
darunter befindlichen Decks weggesprengt. Ein langer Riss zog sich von fast
der Mitte bis zum ausgefransten Heck. Einige kleinere angedockte Schiffe hatten
immense Beschädigungen erlitten. Geschwärzte Wrackteile und Boote,
die sich durch die Erschütterung aus ihrer Verankerung gelöst hatten,
waren mit anderen Raumern, die sich im Orbit befunden hatten, kollidiert und
hatten neuerliche Zerstörungen verursacht. Die Zone um Elysium war
vergleichbar mit einem riesigen Raumschiff-Friedhof.
    Während die verlassenen Schiffe, die von einem Autopiloten auf Kurs gehalten
wurden, stoisch ihrer programmierten Bahn folgten, hatten sich bemannte Boote
der Station genähert. Ihre unkoordinierten Versuche, Hilfe zu leisten,
wirkten kläglich, da den Piloten die entsprechenden Erfahrungen für
einen Rettungseinsatz fehlten.
    Sonjas Augen brannten, und sie musste sich abwenden, als etwas vorübertrieb,
bei dem es sich nur um die traurigen Überreste eines menschlichen Körpers
handeln konnte. Ihr Blick kreuzte den Jovian Anandes, dessen hellbraunes Gesicht
zu einer Maske erstarrt war. Der Mediziner mochte schon viel Furchtbares erblickt
haben und nicht so leicht die Fassung verlieren, aber das Zucken der kleinen
weißen Narbe unterhalb seines linken Auges verriet, dass er nicht annähernd
so ungerührt war, wie er sich gab. Im Hintergrund raschelte Thorpa leise
mit seinen zweigartigen Pseudopodien und blieb ausnahmsweise stumm.
    Trooid las die Ergebnisse der Ortung ab: »Die Yacht wurde bei der Kollision
vollständig vernichtet. Die Explosion hat das Lazarett zerstört, den
Antrieb und einen Teil der Hangars beschädigt. Der ganze Heckbereich ist
ohne Atmosphäre. Es gibt keine Anzeichen für Überlebende. Wer
die Detonation überstand, muss durch den schnellen Druckverlust umgekommen
sein. Es ist ausgeschlossen, dass jemand noch Zeit fand, einen Raumanzug überzustreifen.
Die Sensoren orten Überlebende im vorderen Bereich der Station. Eylsium
hat bereits den stabilen Orbit verlassen und nähert sich mit wachsender
Geschwindigkeit Zhugmar II. Für die Evakuierung bleiben uns exakt acht
Stunden und siebenundvierzig Minuten.«
    »Kann die Umlaufbahn der Station stabilisiert werden?«, erkundigte
sich Sentenza, obwohl er die Antwort kannte. Seine sonore Stimme klirrte. Auch
ihn hatte dieses Bild erschüttert
    »Negativ, Sir. Ihre Masse ist zu groß, und sie befindet sich schon
zu nah an Zhugmar II für unsere Traktorstrahlen.«
    »Dann dauert der Einsatz des Rettungsbootes zu lange. Trooid, wählen
Sie eine intakte Schleuse in der Mitte des vorderen Sektors und docken Sie den
Rettungstunnel an. Weenderveen, können Sie eine Verbindung zur Station
und den Kapitänen der anderen Schiffe herstellen?«
    »Dieser ... Liuis hat meinen Ruf bestätigt. Auch von vier, nein, sieben
... acht Schiffen kommt eine Meldung.«
    »Verbinden Sie.«
    Zu der bereits bestehenden Holographie gesellte sich eine weitere. Das kreisrunde
Gesicht mit dreihöckriger Nase eines Drupis baute sich auf. Sein Bild wurde
immer wieder von Störungen verzerrt und flimmerte. Daneben tauchten acht
weitere Köpfe auf.
    »Endlich!«, bellte der Drupi. »Ich dachte schon,