Rettungskreuzer Ikarus Band 004 - Die Spielhölle
Waffen
einzusammeln.
»Es war nicht leicht, aber es gelang mir, die Bewaffneten telepathisch
so weit zu beeinflussen, dass sie ihre Waffen auf den Boden richteten.«
Wieder diese Gedankenstimme.
»Raus aus meinem Kopf!«, brüllte Sonja.
Trooid blickte sie verwirrt an.
Die Humanoide hob eine schmale Augenbraue, sonst zeigte sich keine Reaktion
auf ihrem schweißbedeckten Gesicht. Sie war die Telepathin, erkannte Sonja.
Das Eingreifen der Fremden mochte zwar die Situation geklärt haben, aber
das bedeutete nicht, dass sie das Recht hatte, die Gedanken anderer auszuspionieren.
Offensichtlich war sie diese ablehnende Reaktion von Nichttelepathen gewohnt.
»Sie kann nur auf diese Weise kommunizieren«, mischte sich der hoch
gewachsene Mann ein. »Nur die Ruhe. Dankt man etwa so seinen Rettern? Meine
Dame«, er deutete mit leichter Ironie eine Verbeugung an, »Jason Knight,
freier Händler und Kapitän.«
Sonja fand den Kerl auf Anhieb zu charmant und zu eloquent, um ihm vertrauen
zu wollen. Je freundlicher und schleimiger sich ein Händler gab, umso mehr
dunkle Flecken hatte er auf seiner ungewaschenen Weste. Neben der Telepathin
tauchte eine weitere Gestalt auf: eine Wenxi, die kaum mehr als ein Kind und
leicht verletzt war. Eine merkwürdige Gruppe – ein geschwätziger
Gauner, eine blauhäutige Hirnschnüfflerin und ein ängstliches
Echsenbaby.
»Was wollen Sie?«, fuhr Sonja den Rotbart schroff an. »Ein Schiff,
um sich und Ihren Harem in Sicherheit zu bringen? Geht das gleiche Spiel weiter,
nur mit neuen Spielern?«
Jason setzte eine betrübte Miene auf und schob demonstrativ den Strahler
in den Gürtel. »Sie verkennen mich, meine Hübsche – das
trifft mich wirklich hart.«
Ein enervierender Macho, der sich für unwiderstehlich hielt. Sonja verdrehte
die Augen. »Sparen Sie sich das Gesülze. Dafür haben wir keine
Zeit.«
Jason wurde ernst. »Dank Shillas Talent wissen wir – genauso, wie
wir auch wussten, dass Sie hier Hilfe benötigten –, dass Sie einen
Mann da draußen haben, der ein Hospitalschiff nach Elysium fliegen
sollte. Die Triebwerke seines Bootes lassen sich nicht reparieren. Sie brauchen
jemanden, der ihn rausholt, bevor sein Schiff in der Atmosphäre verglüht,
und dann den Großraumer hierher holt. Dieser hilfsbreite Jemand steht
vor Ihnen.«
»Ich traue Ihnen nicht!« Sonja stemmte die Fäuste in die Hüften
und maß ihn von oben bis unten. Eigentlich nicht übel, wenn er diese
dämliche Kappe nicht trüge ... »Wer oder was sind Sie überhaupt?
Ein Händler? Wie eine redliche Krämerseele wirken Sie nicht, eher
wie ein Schurke. Was schmuggeln Sie denn? Minderjährige?« Sie nickte
in Richtung der Wenxi, dann blickte sie zu der Telepathin. »Oder exotischere
Genüsse?«
Jason grinste breit. »Sie sind wirklich lustig ... äh ...« Er
las das Namensschild an ihrem Raumanzug. »Chief DiMersi. Darf ich Sie Sonja
nennen? Ein schöner Name. Er passt zu Ihnen.«
Bevor Sonja wutschnaubend eine passende Antwort geben konnte, fuhr Trooid dazwischen.
»Wir wären Ihnen dankbar, Sir, würden Sie sachlich bleiben. Sie
sind offenbar ein erfahrener Pilot und können Mr. Weenderveen aus seiner
prekären Lage befreien. Er wird Ihnen behilflich sein, die Automatik der Paracelsus auszuschalten, so dass Sie das Hospitalschiff nach Elysium steuern können. Tatsächlich benötigen wir jemanden für diese
Mission. Würde der Chief gehen, dächten die Passagiere, wir ließen
sie im Stich. Ich bin nur ein Droid und begrenzt handlungsfähig. Die Zeit
läuft uns davon und darf nicht durch Plänkeleien vergeudet werden.
Was der Chief sagen will: Können wir auf Ihr Wort vertrauen? Wenn Sie uns
im Stich lassen, werden rund 2000 Menschen sterben. Sind Sie sich dessen bewusst?«
Jasons Grimasse drückte aus, wie bewusst ihm diese Tatsache war. »Ich
werde die Celestine – das ist übrigens mein Boot – nehmen.
Beruhigen Sie die Leute hier. Wir werden rechtzeitig zurück sein.«
»Nicht wir!« Sonja deutete mit dem Zeigefinger auf Shilla und Liz.
»Ihr Harem bleibt hier. Und Sie werden rechtzeitig zurück sein.«
Jason wollte aufbegehren, doch ein Gedanke Shillas ließ ihn den geöffneten
Mund wieder schließen. Sonja entging nicht das Mienenspiel der beiden:
zweifellos ein telepathischer Dialog. Sie hatte also richtig geraten, dass dem
Kerl etwas an seinen Begleiterinnen lag. Nun konnte sie sicher sein,
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