Rettungskreuzer Ikarus Band 004 - Die Spielhölle
der Medabteilung
der Paracelsus die Verletzten gepflegt hatte, besorgte ihr Dr. Ekkri
eine Ausbildungsstelle als Krankenschwester. Die Aniaderin Mindi fand Anstellung
als Barkeeperin in einem der Stationskasinos.
Sally McLennane hatte von einem großen Erfolg gesprochen. Nicht nur war
die Mission geglückt, auch ein wertvolles Lazarettschiff hatte gerettet
werden können. Den Verlust Elysium s, die in der dichten, gaserfüllten
Atmosphäre Zhugmar II verglüht war, kurz bevor die Paracelsus und die Celestine das Sprungtor erreicht hatten, bedauerte niemand. Die
Betreiber der Station würden eine Weile benötigen, um sich von diesem
Schlag zu erholen.
Die Crew der Ikarus hatte ihre Berichte geschrieben. Allein der von Captain
Sentenza war nicht vollständig. Sein Instinkt hatte ihn davon abgehalten,
den kleinen Speicherchip zu erwähnen, den ihm die beiden Spieler gegeben
hatten. Nach wie vor war er sich nicht sicher, ob er seiner Vorgesetzten vorbehaltlos
vertrauen konnte. Und selbst wenn, wer garantierte, dass sie morgen noch auf
ihrem Stuhl saß und nicht einer ihrer Gegner den Posten bezog?
Natürlich hatte Sentenza seiner Neugierde nachgegeben und die Informationen
gelesen, die der Chip enthielt. Es waren Koordinaten. Anhand einer Raumkarte
hatte er festgestellt, dass sie eine Welt bezeichneten, die sich außerhalb
der erforschten Zone befand und damit eigentlich tabu für die Ikarus war. Was mochte es dort Wichtiges geben? Was erachteten zwei überlegene
Wesen für so brisant, dass sie sich in die Belange der Menschen einmischten?
Was hatten sie davon?
Auf jeden Fall wollte sich Sentenza bei der ersten sich bietenden Möglichkeit
ein wenig dort umsehen. Zweifellos barg dieser abgelegene Planet ein großes
Geheimnis.
»Was ist Ihr nächstes Ziel?« Sentenza betrachtete Shilla über
den Rand des feingeschliffenen Glases, das er zum Trinken an die Lippen setzte.
Er hatte mit seinen Gedanken zu ihr gesprochen. Für einen Beobachter musste
es ein merkwürdiges Bild sein, dass sich zwei Personen schweigend gegenübersaßen,
sich anstarrten und Grimassen schnitten.
Die Vizianerin hob die makellosen Schultern und ließ sie wieder fallen.
»Das kommt ganz darauf an. Jason ist die Ladung, die für einige Kunden
auf Elysium bestimmt war, etwas unverhofft hier ... losgeworden. Er wird
gerade dabei sein, einen neuen Auftrag an Land zu ziehen.«
»Was haben Sie beide denn erwartet«, bemerkte Sentenza mit einem Schmunzeln.
»Die Celestine war voller Medikamente, aus denen sich Drogencocktails
für das halbe Universum zusammenbrauen lassen. Ja, ich weiß, sie
wollten keine Hehler beliefern, sondern gaben gute Heilpräparate als Rauschmittel
aus. Das mag durchaus ... anständig sein, trotzdem ist es verboten. Sie
können beide froh sein, dass man, angesichts Ihrer Verdienste, nur die
Waren beschlagnahmt und darauf verzichtet hat, Ihnen das Schiff zu nehmen und
Sie ins Gefängnis zu werfen. Wie sind Sie überhaupt an diesen Mann
geraten? Er ist ein Gauner, und Sie ... Sie sind völlig anders.«
»Weniger, als sie glauben, Rod. Es ist eine lange Geschichte, und Sie müssen
doch bald zum Dienst.«
»Sie weichen mir aus.«
Shilla erwiderte das Lächeln. »Würden Sie mir all Ihre Geheimnisse
verraten?«
»Sie können meine Gedanken lesen.«
»Was ich niemals ohne zwingenden Grund täte.«
»Die nicht nachvollziehbaren Prinzipien einer Fremden, die auf der Evolutionsskala
eine Stufe weiter oben ist?«
Das telepathische Gelächter klang wie Silberglocken. »Wenn Sie so
wollen.«
Auf der kleinen Bühne im Zentrum des Kasinos stand jemand und sang. War
das wirklich Arthur Trooid, der einige junge Technikerinnen und Krankenschwestern
mit Karaoke beeindruckte? Und die kleine Liz himmelte ihn auch mit verdrehten
Augen an ...
»Nun«, Sentenza legte das Besteck beiseite und schob den leeren Teller
von sich, »dann wissen Sie wohl auch nicht, weshalb ich Sie eingeladen
habe, mit mir auszugehen.«
»Ich kann nur raten: Soweit ich beobachtet habe, laden die Männer
Ihres Volkes stets eine Frau zum Essen ein, um danach mit ihr zu kopulieren.«
Sentenza verschluckte sich und musste husten. »Sind Sie immer so direkt?«
»Ich wollte Sie nicht erschrecken, Rod. Jason und seine Geschäftspartner
haben mir so viele Witze über dieses Thema erzählt, dass ich nicht
erwartet habe, dass meine Direktheit Sie in Verlegenheit bringen würde.«
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