Rettungskreuzer Ikarus Band 004 - Die Spielhölle

diesen
einen Zug machen, dann ist es vorbei!«
    Ohne seine Worte zu beachten, brachte sie Rot aufs Feld.
    Beide Fremde beugten sich überrascht vor. Drei rote Kugeln transformierten
sich in eine weiße, die blauen und roten wurden gelöscht, zurück
blieb die schwarze zwischen zwei weißen, die schließlich auch verschwanden.
    »Ein perfektes Spiel«, bemerkte der Sprecher emotionslos. »Wir
gratulieren Ihnen – Sie haben gewonnen mit sechs zu vier zu vier Punkten.«
    Verblüfft starrte Sentenza auf die beiden Fremden. Er konnte es nicht glauben:
Sie hatten es wirklich geschafft. Nein, Shilla hatte es geschafft. Er war wirklich
ein lausiger Trisolum-Spieler, und die Telepathin hatte Recht daran getan, seine
Ratschläge zu ignorieren. Spontan griff er nach ihrer Linken und drückte
sie dankbar.
    Die Vizianerin blinzelte ihm zu. »Jetzt sind Sie an der Reihe, Captain.«
    Etwas widerstrebend lösten Sentenzas Finger den Griff. »Dann hat der
Unsinn endlich ein Ende.«
    »Unsinn?« Die Stimme klang amüsiert und wandte sich nun zum ersten
Mal direkt an ihn. »Trisolum ist kein Unsinn, Captain Sentenza. Trisolum
ist mehr als ein Spiel, weit mehr, als es erscheint. Das werden Sie eines Tages
begreifen.«
    »Gehen Sie«, drängte Sentenza die beiden, »Sie haben Ihr
Spiel bekommen. Wir haben keine Minute mehr zu verlieren.«
    »Wir werden gehen«, erklärte der Sprecher. »Aber Trisolum
wäre nicht Trisolum, würde es keinen Gewinn für den Sieger geben.
Sie sind eine merkwürdige Spezies, die ihr eigenes und das Leben vieler
zu opfern bereit ist, um Einzelindividuen zu retten, und dabei noch nicht mal
eine Belohnung erwartet. Nehmen Sie das.«
    Ein silbernes Plättchen hing vor Sentenzas Gesicht. Er griff sofort danach
und stellte zu seiner Überraschung fest, dass es ein Speicherchip war.
»Was ist das?«
    Keine Antwort. Der Graue hob wie zum Abschied die Linke. Gleichzeitig begann
es um ihn und seinen Gefährten zu flimmern. Langsam wurden sie transparent.
    »Warten Sie!«, rief Sentenza. »Verraten Sie mir –«
    Aber die beiden waren bereits verschwunden. Wie hatten sie das angestellt? Geblieben
war nur der völlig gewöhnliche Chip. Nachdenklich drehte Sentenza
ihn zwischen den Fingern. Was mochte er enthalten?
    Wieder summte das Sprechgerät. Diesmal antwortete er, während er den
Datenträger in seine Tasche schob. »Ja?«
    »Soeben hat ein unbekanntes Schiff die Station verlassen«, gab Sonja
DiMersi durch. »Ich nehme an, das waren Ihre beiden Freunde? Gut. Die Lage
wird nämlich kritisch. Elysium taucht bereits in die oberen Atmosphärenschichten.
Wir können unsere Position nicht mehr lange halten. Warum haben Sie meine
Anrufe ignoriert?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, erwiderte Sentenza. »Wir schaffen
es nicht mehr rechtzeitig. Trooid soll die Rettungstunnel einfahren. Bringen
Sie die Paracelsus in Sicherheit. Wir werden mit unseren Anzügen
aussteigen, und Sie müssen uns an Bord holen.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Das ... das ist unmöglich. Sie werden durch
die Reibung verglühen. Wir können Sie niemals schnell genug –«
    »Es ist unsere einzige Chance, Sonja. Wir verlassen die Station über
die Schleuse Gold B-3 in etwa sieben Minuten. Lassen Sie ihre Sensoren nicht
aus den Augen!«
    »Verstanden.«
    »Kommen Sie«, Sentenza schob Shilla Richtung Hangar. »Dort ist
unser Ausstieg. Und jetzt erklären Sie mir, was Sie sich dabei gedacht
haben, die Paracelsus mit Mann und Maus zu riskieren.«
    In seinem Kopf ertönte etwas, das nur ein verhaltenes, mitleidiges Lachen
sein konnte. »Sie haben es gehörig mit der Angst bekommen, nicht wahr?
Nun, mein Vorgehen war völlig logisch. Ich musste den Wesen etwas anbieten,
auf das sie nicht vorbereitet waren, dass sie überraschte, so dass sie
einen Grund hatten, mich spielen zu lassen. Sie wollten gar nicht gewinnen,
sondern beobachten, wie wir mit der Situation umgehen. Überlegen Sie, was
hätten die beiden mit der Paracelsus anfangen sollen? Sie brauchen
weder das Schiff, noch die Menschen darin. Wollten sie töten, dann hätten
sie das jederzeit tun können, ohne diesen ganzen Aufwand. Nein, ihr Ziel
war es, mit uns zu kommunizieren und Ihnen den Chip geben zu dürfen. Selbst
jemand, der Trisolum nicht einmal buchstabieren kann, hätte in dieser Partie
gewonnen. Das konnte ich Ihnen allerdings nicht sagen, Captain, zumal ich mir
erst gegen Ende des Spiels völlig