Rettungskreuzer Ikarus Band 012 - Verschollen im Nexoversum
abtrünnige Angeli gegeben, in all den Jahrhunderten nicht, nicht wahr?«
Charkh ließ sich diesmal Zeit mit einer Antwort. »Ich habe das Gefühl,
die Lösung ist nicht so einfach, Nummer Zwei. Gibt es auch Nachrichten
von unserem Agenten?«
»Negativ, Sir.«
Plötzlich reagierten die Ortungsgeräte.
»Ein Schiff nähert sich mit großer Geschwindigkeit, Sir«,
meldete ein Ptorianer. »Sein Ziel ist Reputus. Es wird gleich auf dem Panoramaschirm
erscheinen.«
Charkh und Sessha wandten sich beide dem großen Monitor zu, der das Halbrund
der Zentrale ausfüllte. Eigentlich war das nichts Ungewöhnliches,
aber dass es gerade jetzt eintraf und schnell flog ...
Zunächst war nur ein silbriger Strich zu sehen, der rasch größer
wurde. Schon bald bestand kein Zweifel mehr an dem Typus. Die schlanke, elegante
Form, die rachenartige Kluft am Bug, die an ein aufgerissenes Maul erinnerte,
war eindeutig.
Alle Augen Charkhs richteten sich auf das Schiff. Das war eine Überraschung!
Obwohl er mit etwas Derartigem tief in seinem Innern gerechnet hatte ...
»Ein Schiff des Nexus«, flüsterte Sessha. »Hier sind sie
doch noch nie gewesen ...«
»Einen deutlicheren Beweis«, erwiderte der Arachnoid, »dass die
Fremden nicht für sie arbeiten, kann es nicht geben. Sie müssen eine
Gefahr darstellen, sonst würde der Nexus keines seiner Schiffe senden.
Wer mögen sie sein?«
5.
Eine knappe Stunde Pause war Jason und Shilla vergönnt. Der Wagen schaukelte
durch das Labyrinth der Straßen, und Jason konnte nach all den Abbiegungen
beim besten Willen nicht sagen, in welcher Richtung sich das Hotel oder der
Raumhafen befanden.
Er weckte Shilla aus ihrem tiefen Schlaf. Das Rütteln und Schütteln
des unbequemen Fahrzeugs hatte sie nicht im Geringsten gestört, so müde
war sie gewesen nach den Anstrengungen der letzten Stunden.
Jason hingegen hatte keine Ruhe gefunden. Nach einer Weile war er von der Langenweile
übermannt worden, so dass er nachgeschaut hatte, was die Kisten enthielten.
Gemäß der Angaben der Vizianerin befanden sich in diesen Abfälle
des Hotels und ausrangierte Wäscheteile, die dem Recycling zugeführt
wurden.
»Der Fahrer dürfte bald sein Ziel erreicht haben«, vermutete
Jason. »Die Geräusche des Verkehrs sind leiser geworden, als würden
wir uns auf einem weniger befahrenen Seitenweg befinden. Wir sollten die nächste
günstige Gelegenheit nutzen, um abzuspringen. Bis du fit genug, um ...?«
»... um die Umgebung zu sondieren?« Shilla schloss die Augen, wieder
an Jason lehnend.
Er fand, dass sie sich wunderbar warm und weich anfühlte. Sein Problem,
das mehr psychischer als physischer Natur gewesen war, gehörte endlich
der Vergangenheit an. Einfach klasse, diese Pheromone ...! Wieder zu Hause würde
er die Parfum-Serie, die er hatte patentieren lassen, um eine Spezial-Creme
für Senioren und Männer mit Potenzstörungen erweitern und stinkreich
werden. Mit Shilla würde er sich auf einen netten Planeten zurückziehen
und richtig Urlaub machen. Und dann ... Eine Welle der Begeisterung durchflutete
ihn ... und ein bekannter Hunger. Zu dumm, dass die Soldaten ausgerechnet auftauchen
mussten, als -.
»Wir haben das Depot gleich erreicht. Noch zwei Straßen ... Der Morgen
bricht an ... Es sind wenige Passanten unterwegs ... Sag mal, hast du immer
nur Unsinn im Kopf?«
Der Wagen fuhr um eine Ecke.
Shillas Augen öffneten sich wieder. Mit hochrotem Gesicht erlaubte ihr
Jason, sich seinen Armen zu entwinden. Sie robbten beide zur Klappe.
»Jetzt!«, forderte sie ihn auf.
Jason klemmte sich ein Bündel unter den Arm, dessen Anblick Shilla veranlasste,
eine Braue hoch zu ziehen. Geschickt entriegelte er die Tür und blickte
durch den Spalt hinaus. Es waren weder andere Fahrzeuge, noch Fußgänger
in Sicht.
Er glitt aus dem langsamer werdenden Wagen und landete sicher auf Händen
und Füßen. Shilla folgte ihm mit einem eleganten Satz. Später
würde sich der Fahrer wundern, weshalb er die Kontroll-Lampe nicht bemerkt
hatte, die ihm die offene Tür signalisierte, doch Hauptsache, er hatte
nichts von seiner Ladung verloren.
Zusammen mit Shilla tauchte Jason in den Schatten der Häuserzeile.
»Was hast du mitgenommen?«, fragte die Vizianerin und deutete auf
das Päckchen, das er in der Hand hielt.
»Ein Laken.«
»Wozu?«
»Du bist zu auffällig. Jeder, der dich sieht, erkennt dich sogleich
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