Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix
verdeutlicht – ihr war Schiff
verloren! Anschließend war sie selbst zur nächst besten Fluchtkapsel
gelaufen und hatte sich abgesetzt. Der Sensormonitor des Rettungsbootes hatte
zumindest angezeigt, wie sich zwei weitere Kapseln vom Raumer lösten. Wadda
und Kiki hatten es demnach ebenso geschafft, jedoch wusste Sonja nicht, wo auf
dem Planeten sie gelandet waren.
Sie prüfte ein letztes Mal die Umweltbedingungen der fremden Welt. Der
Sauerstoffgehalt war relativ niedrig, der Anteil an Edelgasen dafür erhöht,
dennoch sollte sich die Luft problemlos atmen lassen. Das Bordthermometer zeigte
eine Außentemperatur von siebenundzwanzig Grad Celsius an – warm,
aber erträglich. Sonja entriegelte die Luke der Fluchtkapsel. Ein Zischen
ertönte, als die Klappe aufschwang und unnatürlich grelles Sonnenlicht
in die schmale, gerade mal für eine Person konstruierte Kabine drang. Geblendet
schloss Sonja die Augen und wartete einen Moment, sehe sie die Lider hob und
blinzelnd nach ihren Sachen tastete. Zur Standardausstattung der Fluchtkapsel
gehörte ein Medpack sowie ein Rucksack mit Notrationen und kleineren Werkzeugen.
Blaster und Nadler hatte sie im Holster stecken.
Sonja kletterte aus der Rettungseinheit, ließ sich draußen zu Boden
gleiten und reckte sich kurz, ehe sie sich neugierig umschaute. Die namenlose
Welt, auf der sie gelandet war, schien es wirklich nicht wert zu sein, in irgendwelchen
Sternkarten Erwähnung zu finden. Zumindest der Teil, auf dem sie sich befand,
glich einer endlosen Stein- und Felsenwüste. Der sandige, mit unzähligen
Steinen und Findlingen übersäte Boden besaß eine orangerote
Färbung, die sich kaum von der Farbe des Himmels unterschied. Lediglich
im Nordwesten am fernen Horizont flackerte es violett auf. Wahrscheinlich Wolkenformationen.
Sonja konnte sich nicht daran erinnern, je einen derart eigentümlichen
Himmel gesehen zu haben – aber woran – außer ihrem Namen –
konnte sie sich schon überhaupt erinnern? Kar'l Suut hatte vor seinem Tod
gesagt, ihr Gedächtnis würde Schritt für Schritt zurückkehren,
doch davon merkte sie bisher nichts.
Sonja drehte sich einmal im Kreis. Sie hoffte, dass ihr Notruf an Vortex Outpost
durchgedrungen war. Sicherlich würde die ...
... Mannschaft der Ikarus mich suchen .
Die Ikarus ..., sinnierte sie. Einzelne Bilder blitzten vor ihrem inneren
Auge auf. Sie sah einen hoch gewachsenen Mann von fast fünfundvierzig Jahren
mit kurzem, hellbraunen Haar. Dann einen sprechenden Baum. Sie musste bei dem
Gedanken unfreiwillig grinsen. Nacheinander tauchten weitere Gestalten und deren
Gesichter aus ihrem Gedächtnis auf. Sie erinnerte sich an die Crew der Ikarus , nur fehlten ihr noch die Namen der Leute ... die Namen ihrer Freunde .
Sie schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte sich auf ihre Umgebung.
Vielleicht war sie in ein paar Stunden etwas schlauer, wenn weitere Erinnerungsfetzen
aus ihrem Unterbewusstsein an die Oberfläche trieben. Sie blieb stehen
und entschied, dass eine Richtung so gut wie die andere war. Es gab keinerlei
Anhaltspunkte für eine Zivilisation auf dieser öden Welt. Die Sensoren
an Bord des Kopfgeldjägerschiffs hatten nur unzureichende Daten geliefert.
Ein planetarer Scan war gar nicht möglich gewesen. Zumindest musste es
etwas auf dem Planeten geben, das Sauerstoff erzeugte. Vielleicht, mutmaßte
Sonja, hatte sie nur das Pech gehabt in einer riesigen Felsenwüste abgestürzt
zu sein und auf dem Rest dieser Welt wucherte üppiger Pflanzenwuchs.
Sonja marschierte los. Schon nach fünf Minuten merkte sie jedoch, dass
die hohen Temperaturen und der niedrige Sauerstoffgehalt in der Luft, ihren
Tribut forderten. Sie ermüdete rasch, und der Schweiß lief ihr in
Sturzbächen aus den Poren. Sie fühlte sich schmutzig, und ihre eigenen
Körperausdünstungen stiegen ihr unangenehm in die Nase. Wehmütig
dachte sie an die Reinigungskammer auf ... sie wusste nicht einmal den Namen
der Welt, von der sie entführt worden war.
Als sie eine knappe Viertelstunde Fußweg zurückgelegt hatte, kam
eine schwache Brise auf. Der Wind war warm und wirbelte Unmengen des roten Staubs
auf. Sonja blickte nach hinten. Die Rettungskapsel war in den wirbelnden Schleiern
aus Sand kaum mehr auszumachen, und auch in die Richtung, in der sie ging, nahm
ihr der aufgewehte Staub die Sicht. Nicht nur Boden und Himmel waren jetzt in
ein sattes
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