Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
Jason, den
Chip zwischen spitzen Fingern haltend, als fürchte er, auch nur die geringste
Berührung könnte eine Explosion auslösen. Oder ihn mit Taishos
Bisexualität anstecken. Er konnte sich nicht entscheiden, was schlimmer
wäre …
»Wir benötigen sie, um das Schiff verlassen und anderswo an Bord gehen
zu können. Nicht immer ist es möglich, in Containern zu reisen …
Anders als auf Reputus, wo es nur eine kleine Gruppe Sicherheitskräfte
und nichts Besonderes zu beschützen gibt, sind hier überall strenge
Kontrollen. Imasen als Sammelstelle ist für den Nexus ungeheuer wichtig.
Es kann einige Tage oder Wochen dauern, bis ich meinen Kontaktmann gefunden
habe. Bis dahin müssen wir uns unauffällig wie alle treue Bürger
des Nexoversums benehmen. Mit etwas Glück finden wir bald ein Schiff, das
uns von hier weg bringt. Wenn nicht, nun, dann müssen wir uns etwas anderes
ausdenken. In diesem Fall wird der Chip deaktiviert, und wir tauchen unter.«
»Warum wollen wir Imasen gleich wieder verlassen?«, fragte Shilla,
ein hungriges Leuchten in den Augen. »Hier finden wir, nach allem, was
ich nun weiß, die Technologie, die uns in unsere Heimat bringen kann.
Ziehen wir uns in ein Versteck des Widerstands zurück, verringern sich
unsere Möglichkeiten beträchtlich. Außerdem, über das Sprungtor
gelangen wir sicher näher an das Machtzentrum des Nexus' heran. Überlegt
doch: Imasen ist eine Sammelstelle, ein für diese Wesen wichtiger Planet.
Vielleicht werden die Gehirne von hier aus direkt zu ihnen transportiert. Wenn
wir den Spezialfrachtern folgen oder Mitglieder einer Crew werden könnten,
würden wir früher oder später garantiert auf den Nexus stoßen.
Wir müssen herausfinden, wer oder was das ist. Dann –«
»…dann sind wir sicher noch weiter von einer Rückkehr in die
Milchstraße entfernt als je zuvor«, fiel ihr Jason ins Wort. »Ich
begreife nicht, wieso du dich, nachdem du dich die ganze Zeit vor den Fremden
und ihrer Macht gefürchtet hast, plötzlich mitten unter sie stürzen
willst. Und was passieren wird, wenn sie dich wieder beeinflussen, brauche ich
gewiss nicht in allen Details zu beschreiben. Erst müssen wir dein Problem
gelöst haben, bevor wir weitere Schritte unternehmen können. Ich pfeife
auf die Geheimnisse des Nexus', wenn wir hier nur weg können!«
»Aber –«
»Komm mir nicht mit deinem Auftrag! Was nützen deinen Leuten die Informationen,
wenn du sie ihnen nicht überbringen kannst? Wir müssen dich vor den
Unbekannten schützen, herausfinden, wie wir nach Hause kommen – und
am Leben bleiben. Alles andere ist zweitrangig.«
Die Vizianerin biss sich auf die Unterlippe und nickte zögerlich. Sie konnte
sich den Argumenten nicht verschließen, doch war ihr deutlich anzusehen,
dass ihr Interesse nach wie vor Imasen und dem Sprungtor galt. Warum bloß,
wunderte sich Jason, was glaubt sie wirklich, hier – oder auf der anderen
Seite des Tores – finden zu können? Es gab andere Sammelstellen, andere
Sprungtore, vermutlich auch andere Chancen, einen Weg nach Hause zu finden.
Hilflos zuckte er mit den Schultern. Shillas Motive würden vorerst ein
Rätsel bleiben.
Er wandte sich an Taisho, der schweigend der kurzen Auseinandersetzung gelauscht
hatte. »Du kommst wohl ziemlich herum …?«
»Ja.« Der Syridianer sah offenbar keine Veranlassung, darauf einzugehen
und mehr von seinen bisherigen Aufgaben zu erzählen. »Man wird sich
hier an mich erinnern. Es dürfte dennoch nicht einfach sein, die Leute
zu überzeugen, uns zu helfen. Es ist für jede Gruppe gefährlich,
Fremde aufzunehmen und in ein Versteck zu bringen. Ihr stellt euch besser auf
eine Wartezeit und sehr, sehr viele Fragen ein.«
Planmäßig verließen die Vier die Sentok. Jason bedauerte, dass
er von Charkh Abschied nehmen musste. Die keimende Freundschaft hatte ihm viel
bedeutet. Er fragte sich, ob er den Arachnoiden jemals wieder sehen würde
und ob dieser einen Weg finden mochte, der Enthirnung zu entgehen. Auf jeden
Fall wünschte Jason es ihm und all den anderen, die er kennen und schätzen
gelernt hatte.
Nachdem der Gehirnfrachter an einer Orbitalstation angedockt hatte, wurde sogleich
mit dem Löschen der Ladung begonnen. Ähnliche Schiffe ankerten vor
unzähligen weiteren Terminals. Zwischen ihnen bewegten sich modernere Boote
mit Containern, die offenbar dem Weitertransport der Gehirne
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