Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
selbst wenn Gerüchte
dem Sicherheitsdienst zu Ohren gekommen sind, es würde schwierig sein,
eine Spur zu finden und sie zurückzuverfolgen zu den Produktionsstätten.«
»Habt Ihr noch weitere Überraschungen parat?«, fragte Jason.
Shilla schüttelte den Kopf. »Mehr Neuigkeiten kann ich dir leider
nicht bieten. Mir ging es tatsächlich nur um das Owari. Alles, was einen
Telepathen seiner Fähigkeiten beraubt, interessiert mich. Solche Mittel
können … gefährlich für uns sein.«
Und für die Angeli, dachte Jason. Der Sicherheit mochte es egal sein, ob
Angehörige des Widerstands ihre Gedanken verbergen konnten oder nicht,
da es kein anderes Volk mit telepathischen Talenten gab und sich kein Angeli
dazu herab ließ, mit den niederen Hilfskräften zusammenzuarbeiten.
Die Gedankenpolizei des Nexus' würde schon eher wie Shilla mit Besorgnis
reagieren, falls sie häufiger auf Personen traf, deren wahren Pläne
sie nicht offen legen konnte. Selbst wenn es nur wenige Rebellen gab, die das
Owari verwendeten, und sich der Nexus in seiner Gesamtheit von den versprengten
Gruppen nicht bedroht fühlte, nutzlos gewordenen Telepathen konnten ihren
Status als hochrangige Helfer schnell einbüßen.
»Hätten wir mehr Zeit und ein besseres Labor an Bord«, riss Shillas
Kommunikator Jason aus seinen Überlegungen, »könnte ich vielleicht
etwas entwickeln, mit dem sich die Wirkung der B-Form neutralisieren ließe.«
Als sie seinen angespannten Blick bemerkte, fügte sie hinzu: »Das
wäre ein Beiprodukt bei der Forschung nach einer Kur für die Drogensüchtigen
oder einer harmloseren B-Variante.«
»Hm«, machte Jason nur. Er fröstelte plötzlich.
2.
Die Reparaturen an der Sentok waren nach zwei Wochen abgeschlossen. In wenigen
Tagen würde das Schiff Imasen erreichen.
Seit der Gehirnfrachter den Orbit um Reputus verlassen hatte, waren fast zwei
und ein halber Monat vergangen – gut drei Monate, seit sich Jason und Shilla
im Nexoversum aufhielten. Was mochte sich zwischenzeitlich in der heimatlichen
Milchstraße abgespielt haben? Hatten die Fremden bereits Fuß gefasst?
Nicht dass Jason irgend welche Ambitionen gehabt hätte, der Retter des
Universums oder zumindest der gefeierte Held der Galaxis werden zu wollen –
er zog es vor, für sich selbst zu kämpfen –, aber da waren noch
einige offene Rechnungen, Dinge, die getan werden mussten. Und fand sich ein
Weg zurück, so hoffte er, dass die Situation nicht eskaliert war und es
noch etwas gab, zu dem sie überhaupt heim fliegen konnten.
In einem Konferenzraum diskutierten Jason, Charkh, Taisho und Sessha über
ihre Pläne. Die Runde war klein; je weniger Mitwisser, um so sicherer waren
sie alle, einschließlich der Crew der Sentok, die ihre Vermutungen anstellen
mochte, jedoch gelernt hatte, dass jeder einzelne von ihnen dem Widerstand und
ihrer Sache mehr half, je weniger er sich in etwas einmischte, das ihn nicht
unmittelbar betraf. Früher oder später würde auch Charkh sich
zurückziehen, denn auf das, was nach Verlassen des Gehirnfrachters mit
seinen Gästen geschehen würde, hatte er keinen Einfluss. Bis zu diesem
Zeitpunkt wollte er jedoch seine Kenntnisse zur Verfügung stellen und durch
nützliche Ratschläge die Freunde unterstützen.
Wie üblich blieb Shilla auch diesem Gespräch fern. Natürlich
konnte sie darauf vertrauen, dass Jason für sie beide die richtigen Entscheidungen
traf und sie später über das Wesentliche informierte. Überdies
gab es keinen Grund, den neuen Gefährten misstrauisch gegenüberzustehen.
Das Wissen um die Anwesenheit der Telepathin war einigen Mannschaftsmitgliedern
immer noch unangenehm. Rücksichtnahme auf die Gefühle der Helfer war
jedoch gewiss nicht die wahre Ursache für Shillas Absage, mutmaßte
Jason.
Es missfiel ihm, dass sie sich immer mehr von ihm zurückzog, aber er respektierte
ihren Wunsch nach Ruhe. Es musste für sie als Betroffene noch schlimmer
sein als für ihn, den Beobachter, dass sie manipuliert wurde und unter
Zwang furchtbare Dinge tun konnte.
Sobald sie von Bord der Sentok gegangen waren, würde eine harte Zeit für
die Vizianerin anbrechen. Die Unbekannten hielten sich häufig in der Region
um Imasen auf, hatte Charkh berichtet. Ihre sonst eher vage Präsenz würde
für die Telepathin deutlicher fühlbar sein. Vielleicht würden
Jason und Shilla ihnen hier sogar persönlich
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