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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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leicht und hob beschwichtigend die Hände. »Nein,
keineswegs. Ich wollte ihn aus einem anderen Grund sprechen. Sehen Sie, ich
bin Kilese, und Doktor Self hat vor einiger Zeit eine Expedition zu meinem Heimatplaneten
Kilanos unternommen.«
    »Das kann gut sein.« Die Frau schien ehrlich erleichtert, dass die
Gerichtsverhandlung nichts mit Ays Anliegen zu tun hatte. »Ich kann Sie
an eine Kollegin von Doktor Self weiter vermitteln, sie kann Ihnen mehr zu den
Forschungen sagen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen, aber ich wollte eigentlich nur wissen, wann
genau dieser Besuch gewesen ist – ich schreibe einen Bericht über
die Proraks, die er damals untersucht hat.«
    »Warten Sie einen Moment ...« Die Frau wandte sich anscheinend einem
Computer zu und gab eine Anfrage ein. Kurz darauf nannte sie Ay ein Datum.
    »Vielen Dank, das bestätigt meine eigenen Nachforschungen. Leider
war Doktor Selfs Besuch auf Kilanos ja sehr kurz. Er war nur Teil einer größeren
Expedition, nicht wahr?«
    »Ich glaube ja. Es war eine ziemlich lange Forschungsreise, er war fast
vierzehn Monate unterwegs. Es gibt dazu eine sehr spannende Dokumentation, die
ich Ihnen schicken kann, warten Sie ...« Wieder wandte sich die Frau ab,
und eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn. »Oh, ich habe Ihnen zu
viel versprochen. Irgendwie ist die Dokumentation aus unserem Angebot genommen
worden. Das tut mir leid.«
    »Trotzdem vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen.«
    Ay verabschiedete sich, unterbrach die Verbindung und lehnte sich zurück.
Das Gespräch hatte seine Vermutung bestätigt. Wenn Doktor Self auf
seiner Expedition nicht völlig wirr zwischen den Planeten hin und her gesprungen
war – was aufgrund der großen Entfernungen höchst zweifelhaft
sein musste – sondern die Welten wie Perlen an einer Schnur nacheinander
besucht hatte, dann war Kilanos ziemlich zu Beginn der Reise mit der Anwesenheit
des Forschers beehrt worden. Danach mochte er noch fast ein Jahr unterwegs gewesen
sein. Und das bedeutete, dass der Ankläger Ulrich Self zu dem Zeitpunkt,
an dem Doktor Anandes Experimente im » HSM « Konzern aufgedeckt
worden waren, gar nicht auf St. Salusa gewesen sein konnte, sondern auf fremden
Welten in Dschungeln herumgekrochen war und in Lavaschlämmen gewühlt
hatte! Und irgendwem im Konzern war dieser Widerspruch auch aufgefallen, und
er hatte rasch und schlampig versucht, ihn zu vertuschen, indem er die Dokumentation
mit all ihren Daten und Zeitangaben gelöscht hatte. Aber wenn Self nicht
da gewesen war, woher kamen dann die Beweisfotos? Von Perusko? Von wem stammen
die »Augenzeugenberichte«, die Self als seine eigenen ausgegeben hatte?
Warum trat dieser jemand nicht selber als Ankläger auf, und warum gab sich
Self dafür her? Ay hatte das Gefühl, in einem Tümpel herumgestochert
und dabei einen unterirdischen See entdeckt zu haben. Das konnte eine sehr lohnenswerte
– und schwierige – Spur werden.
    Unter den verstohlenen, aber aufmerksamen Blicken seiner Kollegen holte Ay aus
einer Mappe einen neuen Zettel, klebte ihn an den Rand des ersten Blattes direkt
unter den Namen ›Ulrich Self‹ und begann zu schreiben.

    Der Vertreter der Kant'Takki kam nur an diesem einen Tag in den Gerichtssaal,
an dem er als Nebenkläger für sein gesamtes Volk sprechen sollte.
Mochte sein Körper die Gift strotzende Atmosphäre seiner Heimatwelt
auch als frisch und gesund empfinden, so war die stickstoffreiche Luft auf Regulus
für ihn lebensfeindlich. Das große, sechsgliedrige Wesen erschien
in einem Schutzanzug, bei dem nur ein Sichtfenster im Helm den Blick auf weite,
dunkle Augen in einem schmalen Gesicht mit einer erstaunlich langen Nase erlaubte.
Etwas wie Fell bedeckte den Körper, bei diesem Kant'Takki war es goldbraun,
und die oberen beiden Extremitäten endeten in großen Klauen.
    Zu Beginn der Kontakte mit Fremdrassen dieser Art hatte es immer Leute gegeben,
die dem äußeren Anschein verfielen und in ihnen Tiere oder Wilde
sahen, die nicht ernst genommen werden mussten – und dabei ignorierten,
wie sie als haarlose, oft im Vergleich schwächliche Wesen ohne körpereigene
Waffen ihrerseits auf die anderen wirken mussten. Obwohl diese Zeiten lange
zurück lagen, flackerten die Verachtung für Fremde immer wieder hier
und dort wie ein Waldbrand auf und mochte in vielen still schwelen – vielleicht
als eine der dunklen

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