Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
seinen Sessel zum Zuhören herumschwingen.
»Reparieren Sie den Hyperantrieb, An'ta«, sagte Milton Losian.
An'tas Augen verengten sich. Sie biss die Zähne aufeinander und beherrschte
sich nur mühsam, ihren Zorn nicht gegen den alten Captain zu schleudern.
Früher oder später wird dich der Schlag treffen , dachte sie,
wandte sich kommentarlos ab und verließ die Brücke.
Nässe aus den Wänden bildete feine Rinnsale, die bis zum Boden hinunter
liefen und sich in kleinen Pfützen sammelten. Ein Teil des Wassers sickerte
nach und nach durch den Beton, drückte das Mauerwerk auseinander und erzeugte
Risse. Ein anderer Teil verdunstete. Doch der ständige Nachschub durch
die kleinen Bäche verhinderte, dass es hier unten je trocken wurde.
Hier unten war das letzte Stockwerk in dem Gebäudekomplex auf Saphir,
den Prinz Joran für seine Forschungszwecke hatte errichten lassen.
Hier unten war der einzige Ort, an dem keine Wachen patrouillierten,
weil die Kellerflure nahe dem Fundament keinen Wert besaßen, der beschützt
werden musste.
Hier unten hielten sich Captain Sentenza, Chief DiMersi und Lieutenant-Commander
D'Angelo an eine der feuchten Wände gelehnt auf und redeten ungestört
miteinander.
Sentenza wusste, dass sich Sonja unwohl bei dem Gespräch fühlte. Sie
traute dem Offizier des Multimperiums nicht. Auch wenn sie dies nicht öffentlich
zugegeben hatte, erkannte Roderick es in ihrem Blick.
»Es gibt immer noch genügend Leute in der Flotte, die Sie vermissen,
Sir!«, sagte D'Angelo. »Die Farce um Ihr Urteil hat niemand gebilligt.«
Sentenzas Blick wanderte zu Sonja, die ihn fast schon lauernd anblickte. Vielleicht
befürchtete sie, er könne sich überreden lassen, wieder in den
Dienst der kaiserlichen Flotte zurückzukehren. Doch seine Worte an D'Angelo
erhellten sichtlich Sonjas Miene. »Vergangenheit, Commander. Ich habe im
Freien Raumcorps ein neues zu Hause gefunden. Man hat mich aufgesammelt, als
ich mich am tiefsten Punkt meines Lebens befand und mir einen Job angeboten.
Inzwischen bin ich Leiter der Rettungsabteilung, die im Outback stationiert
ist.«
»Schon gut, Sir, ich wollte Sie nur wissen lassen, dass viele Offiziere
der Flotte immer noch zu Ihnen stehen.«
»Sprechen wir über Jorans Pläne, Mister D'Angelo.«
Der kleine Offizier nickte und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger der Rechten
über den Schnäuzer. »Es ist schwer, etwas herauszubekommen, aber
wir hatten heute immenses Glück. Meine Vorgesetzte, Captain van der Lindern
und ich, haben in einer gesperrten Sektion Besucher empfangen.«
»Besucher?«
Als D'Angelo weiter berichtete, wusste Sentenza, dass er die Blauhäutigen
meinte, denen sie oben im Eingangsbereich begegnet waren. Vizianer, wie Sentenza
vermutete. Doch die Art und Weise, wie sie hergekommen waren, beunruhigte ihn.
»Sie sind direkt aus diesem ... Sonnentor gestiegen?«, fragte
Sonja.
D'Angelo nickte. »Sonnentor nennen Sie es wohl, weil die große Version
davon direkt in einer Sonne geöffnet wird. Sie wollen den Stern, den Saphir
umkreist in ein gewaltiges Raumportal verwandeln. Das Wurmloch, das es aufbaut,
soll Entfernungen zu anderen Galaxien überbrücken!«
Sentenza fuhr es eiskalt den Rücken hinunter. In Gedanken rückten
die Puzzleteile um seinen Intimfeind Joran immer näher zusammen, und einige
fügten sich bereits ineinander.
Outsider!
Die Hairaumer, die bei der Seer'Tak Anomalie aufgekreuzt waren, hatten ein
Vorauskommando gebildet. Sentenza war sich längst darüber im Klaren
gewesen, dass Joran und seine Verbündeten irgendwann wieder zuschlagen
würden. An'tas Bericht über die Outsider-Schläfer im Kandorianischen
Sektor bestätigten diesen Verdacht.
»Du denkst doch nicht das Gleiche, das ich denke, oder?« Sonjas Augen
waren übernatürlich geweitet. Ihre Lippen bebten.
Sentenza biss die Zähne zusammen. Seine Worte kamen gepresst, gerade so
als versuche er sie noch zurückzuhalten. »Ich glaube schon. Du erinnerst
dich an das fremde Schiff bei Seer'Tak? Nach unseren Informationen hat es einen
ziemlich langen Weg hinter sich gebracht. Die Entfernung der Outsider-Galaxie
– wo immer sie auch liegen mag – zu unserer, macht eine Invasion nahezu
unmöglich. Große Flottenbewegungen über weite Strecken zu koordinieren
und Nachschub über Jahre hinweg nicht erwarten zu können, verhindern
einfach einen wirksamen Einfall.«
»Der Nachschub
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