Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
Stimme durch die Bordlautsprecher.
»An'ta, bitte geben Sie mir einen aktuellen Status über den Hyperantrieb.«
Die Ceelie fluchte leise in sich hinein, kämpfte mit dem zweiten Handschuh,
und als sie ihn endlich abgestreift hatte, rannen ihr Schweißbäche
an den Schläfen herunter. Und ihre Finger waren ebenfalls feucht. Ein Mensch
hätte sich sicherlich mit dem Uniformärmel über die Stirn und
Schläfe gewischt, doch die Grey waren wahre Reinheits- und Hygienefanatiker,
die Schmutz und Köperflüssigkeiten an ihrem Leib schon fast als Sakrileg
betrachteten.
»An'ta?«
Sie seufzte. Anscheinend wurden die Menschen mit zunehmendem Alter ungeduldiger. Natürlich ... sie fühlen ihr Ende nahen. Und sie haben nicht die
Möglichkeit, in einem neuen, geklonten Körper wiedergeboren zu werden.
An'ta überlegte, ob sie Losian noch ein wenig schmoren ließ und sich
erst ausgiebig in ihrem Quartier duschte, doch dann siegte das Pflichtbewusstsein,
dass sie sich trotz allem noch bewahrt hatte.
» Captain An'ta hier, Captain- Sir !« Sie hoffte, dass
sie Losian mit ihren Provokationen zur Weißglut treiben konnte. Vielleicht
räumte er dann den Kommandosessel auf der Brücke. »Der Hyperantrieb
ist wieder einsatzbereit. Mehr als zwei Sprünge würde ich allerdings
nicht empfehlen. Die Maschinen sollten auf Vortex Outpost gründlich gewartet
werden.«
»Verstanden«, hörte sie Losians Stimme und war überrascht,
als er ein leises Captain hinzufügte.
Vielleicht ist er doch nicht so übel ... ach Quatsch, die sind doch
alle gleich!
»Kommen Sie bitte auf die Brücke. Sentenzas Kontaktaufnahme ist
mittlerweile seit Stunden überfällig.«
»Ich komme«, sagte An'ta. »Aber nur, wenn Sie uns endlich in
diese Flitterwochenoperation einweihen!«
»In Ordnung. Losian, Ende!«
Zuerst glaubte An'ta sich verhört zu haben, doch dann vergaß sie
plötzlich ihren Reinheitsfimmel, ließ alles stehen und liegen und
machte sich auf dem Weg zur Brücke. Als sie in der Zentrale eintraf, war
die komplette Besatzung anwesend – selbst Doktor Anande, der sich noch
immer tief in seine Gedanken eingegraben hatte und nur in medizinischen Notfällen
seine geistige Isolation aufgab, war anwesend. An'ta erinnerte sich an ihren
Auftritt bei Gericht auf Regulus, der Zentralwelt des Raumcorps, zurück.
Sie hatte für ihn gesprochen, wie alle anderen aus der Crew auch. Letztendlich
war er nur zu einer Geldbuße verurteilt worden, die sogar Direktorin McLennane
für ihn bezahlt hatte. Anande war nun ein freier Mann, freier als An'ta
es für sich je würde in Anspruch nehmen können. Nicht nur, dass
ihre Schuld dem Corps gegenüber erst auf lange Sicht abgeleistet werden
konnte, nein, ihr eigenes Volk hatte sie darüber hinaus noch gegen ihren
Willen in eine Waffe verwandelt. Eine Waffe gegen eine Bedrohung aus einer anderen
Galaxis.
Sie dachte an ihr Erlebnis auf dem fremden Planeten zurück, an die Station,
in der all die Outsider-Schläfer darauf gewartet hatten, erweckt zu werden.
Sie war die Waffe gegen diese Eindringlinge, der Beitrag ihrer Gesellschaft,
etwas gegen die Gefahr von außen beizusteuern.
»An'ta hat uns Sprungbereitschaft bestätigt«, eröffnete
Losian das Briefing. »Wir warten auf Captain Sentenzas Funkspruch, der
allerdings schon überfällig ist. Es kann sein, dass wir zu einer Rettungsoperation
durchstarten müssen.«
»Operation ist wohl gerade das richtige Stichwort, Sir!«, sagte Weenderveen
plötzlich. Er musste bemerkt haben, dass An'ta sich bereits äußern
wollte und war rasch eingesprungen, damit die Spannung zwischen den beiden Kapitänen
nicht unnötig höher stieg, als sie längst war.
Losian erhob sich aus dem Sitz des Kommandanten und ging mit auf dem Rücken
verschränkten Armen zur Steuerbordkonsole hinüber. Er lehnte sich
dagegen und sah die Crewmitglieder der Reihe nach an.
»Operation Flitterwochen sollte etwaigen Agenten des MND vorgaukeln, Captain
Sentenza und Chief DiMersi seien frisch vermählt und auf einer Vergnügungsreise
unterwegs«, sagte Losian.
»Der MND?«, unterbrach Thorpa sofort.
»Der Multimperiale Nachrichtendienst«, erklärte An'ta. »Aber
was haben die mit uns zu schaffen?«
»Sentenza hat einen Tipp von einem Kontaktmann bekommen, dass Prinz Joran
irgendeine neue Schweinerei plant. Über den verschlüsselten Hyperfunk
konnte sich der Informant jedoch nicht genauer darüber
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