Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
auslassen und bat
Sentenza um einen persönlichen Kontakt.«
An'ta trat weiter in den Raum hinein und blieb wie zufällig direkt neben
dem Kommandantensessel stehen. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die
Polster und stellte sich eine Sekunde lang vor, wie es war, wieder das Kommando
über ein Schiff zu haben. Wehmütig dachte sie an ihren havarierten
Handelsfrachter zurück, löste sich jedoch im selben Augenblick von
der Erinnerung, um sich nicht im Strudel der eigenen Gedanken zu verlieren.
»Also nur, damit ich das richtig auf die Reihe bekomme«, sagte sie
dann an Losian gewandt. »Wir sind hier draußen und warten auf Sentenzas
Signal zu was auch immer, weil er und Chief DiMersi dem Hinweis eines multimperialen
Agenten gefolgt sind?«
»So sieht es aus.« Losians Bestätigung kam eine Spur zu schnell,
als hätte er die Worte ohnehin schon vorformuliert, ganz gleich wie die
Frage lautete. Er bemerkte wohl selbst seine Voreiligkeit und flüchtete
sich in einen verlegenen Blick zum Brückenboden.
»Und wir wissen nicht, was überhaupt Sache ist?«, fragte Darius
Weenderveen. Der Robotiker fuhr sich über das schüttere Haar und runzelte
dabei die Stirn.
An'ta wusste, dass sie die Crew auf ihre Seite ziehen konnte. Niemand liebte
die Geheimniskrämerei. Dafür waren in letzter Zeit schon zu viele
Dinge unter Verschluss gehalten worden. Die Vergangenheit Anandes, Sentenzas
bewusste Manipulationen am Bordcomputer der Ikarus , die Gefahr durch
die Outsider. Es war eine Grenze erreicht. Dennoch würde die Mannschaft
auch zu ihrem Captain und dem Chief halten. Alles was An'ta jetzt tun konnte,
war Sentenza und DiMersi heile herauszubringen – wo immer sie auch gerade
steckten.
»Also, Captain Losian, wo zur Hölle stecken die beiden?«
Alle Blicke richteten sich gespannt auf den alten Milton Losian. Sein Gesicht
schien zu einer Maske versteinert zu sein. Als sich seine Lippen teilten, drangen
die Worte nur dünn hervor. »Ich weiß es nicht.«
Die atmosphärischen Turbulenzen waren so stark, dass die künstlichen
Gravitationsfelder des Shuttles sie nicht mehr auszugleichen vermochten. Nicole
van der Lindern hielt sich krampfhaft mit beiden Händen an den Griffen
neben dem Türrahmen zum Cockpit fest und starrte angestrengt durch die
Fenster. Draußen war nichts außer einer dunklen Wolkenwand und beständig
gegen die Scheiben peitschender Regen zu sehen. Ein Flug auf Sicht war schier
unmöglich in dem permanenten Unwetter, das auf Saphir vorherrschte. Dennoch
glaubte Nicole, dass Gewitter und Stürme heftiger geworden waren, als bei
ihrem ersten Landeanflug. Hingen die Beben damit zusammen, von denen D'Angelo
berichtet hatte?
Die Nerven der Piloten der Fähre schienen bis aufs Äußerste
gespannt zu sein. Beide konzentrierten sich auf die elektronischen Displays
der Sensorerfassung und flogen nur nach ihren Instrumenten. Obwohl Nicole als
Captain selbst einen Flugschein besaß, bewunderte sie die Männer
hinter den Kontrollen für ihre Fingerfertigkeit.
Nur nicht zu früh applaudieren , dachte sie. Noch sind wir nicht
unten.
Die Fähre ging in Schräglage, und Nicole wurde zur Seite gestoßen.
Sie eckte mit der Schulter gegen die Innenbordwand und fluchte leise.
»Vielleicht sollten Sie sich doch setzen und anschnallen, Ma'am«,
riet der Pilot. »Wir bringen das Baby schon heile runter.«
»Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Lieutenant, aber
...« Ein Summen ließ sie innehalten. Instinktiv griff sie an ihre
Gürtelschnalle und zog einen kleinen, schwarzen Gegenstand mit Display
und einem Sensorfeld hervor. D'Angelo hatte sich über den Notsender gemeldet,
die sie beide für alle Fälle bereithielten.
Guter Mann.
Sie wartete einen weiteren Stoß ab, schritt dann weiter ins Cockpit hinein,
bis sie fast direkt zwischen den Sesseln der Piloten stand. Wenn sie jetzt stürzte,
fiel sie direkt einem der zwei in den Schoß. Sie beugte sich zum Steuermann
und hielt ihm das Display direkt vor die Nase. »Kleine Kurskorrektur, Lieutenant.
Fliegen Sie diese Koordinaten an. Wir werden unseren Mann dort abholen.«
»Dort gibt es kein Landefeld, Ma'am.«
»Dann bauen Sie eins! Lassen Sie sich was einfallen.«
»Wir können im Gleitflug runtergehen«, schlug der Co-Pilot vor,
ein junger Ensign, der nicht älter als zweiundzwanzig sein konnte.
»Lange halten wir uns bei diesem Wetterchen aber nicht
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