Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
oben.«
»Es muss reichen«, sagte Nicole. »Bringen Sie uns runter.«
»Aye, Captain!«
Nicole zog sich nun doch zurück in das hintere Fährenabteil. Dort,
wo eigentlich das Bergungsteam sitzen sollte. Sie hatte im letzten Moment auf
zusätzliches Personal verzichtet, als ihr die Ortungsstation der Praetorianer die letzten Messungen von der Oberfläche Saphirs in der Shuttlebucht durchgab.
Die tektonischen Anomalien pflanzten sich vom Planetenkern direkt zur Kruste
fort. Die gesamte Welt wurde mittlerweile von seismischen Aktivitäten erschüttert,
die offenbar in einen gewaltigen Kollaps mündeten. Saphir brach von innen
heraus auseinander. Nicole ahnte längst, dass nur die Aktivierung des Sonnentors
auf der Oberfläche dafür verantwortlich sein konnte. Joran hatte hoch
gepokert – vermutlich opferte er den Planeten sogar freiwillig, um auf
der anderen Seite mit dem großen Bruder des Sonnentores Erfolg zu haben.
Outsider , dachte Nicole und spürte, wie Zorn in ihr aufbrandete.
Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Kaiser die Expansions-
und Invasionspläne seines Sohnes billigte. Irgendetwas musste auf Persephone
vorgefallen sein. Aber was?
Die Fähre fiel durch ein Luftloch und sackte ab. Nicole spürte, wie
ihr der Magen die Kehle hinauf schoss. Das Gefühl des Fallens ließ
sie schnell in einen der Sitze stürzen. Hastig schnallte sie sich an und
betete, dass der Pilot die Maschine wieder unter Kontrolle bekam.
»Es wird etwas holperig, Ma'am!«, drang die Stimme des Lieutenants
aus dem Interkom.
Ein heftiges Schütteln erfasste den Shuttle. Nicole wurde in die Gurte
gepresst. Sie keuchte als der Riemen ihr die Luft abschnürte. Sie wippte
im Sitz auf und ab, wurde zu beiden Seiten hin und her geworfen, und nur die
Gurte verhinderten, dass sie nicht längst durch den ganzen Innenraum gewirbelt
wurde.
Plötzlich ließ das Rütteln nach. Die Triebwerke gaben einen
heulenden Laut von sich, als sie auf Standby schalteten und dafür die Prallfelder
für einen Gleitmodus hochfuhren.
»Wir sind unten bei den angegebenen Koordinaten, Captain!«
Nicole löste die Gurte und sprang auf. Statt ins Cockpit zurückzukehren
suchte sie die Schleuse auf und aktivierte dort den internen Sprechfunk. »Wie
lange, Lieutenant?«
»Mir machen weniger die Stürme als mehr die Beben Sorgen, Ma'am. Fünf
Minuten, nicht länger. In fünf Minuten starten wir, ob mit oder ohne
Ihren Leuten.«
»Verstanden!« Nicole ließ den Kanal offen, schlüpfte durch
das Schott und verriegelte es. Es gab nur einen minimalen Druckausgleich, danach
schob sich die Außentür auf. Sofort fegte eine Böe ins Innere
der Schleuse und zerrte an Nicoles Uniform. Kalter Regen ergoss über sie
wie eine Sturzflut. Sie war binnen eines Liedschlags so nass als hätte
sie mit den Kleidern unter dem Strahl einer Dusche gestanden. Der Sturm tobte
draußen so heftig, dass sie für einen Moment mit dem Gedanken spielte,
eine Sicherheitsleine anzulegen, doch da machte sie im Dunkel bereits drei Silhouetten
aus, die geduckt auf die Fähre zuliefen.
Plötzlich geschahen mehrere Dinge gleichzeitig und so schnell, dass es
Nicole später unmöglich war zu sagen, in welcher Abfolge die Ereignisse
abliefen. Ein Schrillen hinter ihr deutete an, dass jemand die Sicherheitssperre
der Schleuse überbrückt hatte. Das innere Schott wurde geöffnet,
obwohl das äußere nicht verriegelt war. Vorn näherten sich die
drei Gestalten, und noch während sich Nicole zum Schott umdrehte, spürte
sie die Präsenz von etwas unsagbar Fremden. Das gleiche Gefühl hatte
sie erst kürzlich in der Halle des Sonnentorprototypen gehabt. Als lauere
etwas dort draußen im Dunkeln, als beobachte jemand, nein etwas sie.
Das Schleusentor hinter ihr glitt auf. Nicole fuhr herum und griff nach dem
Stunner in ihrem Gürtelholster. Gleichzeitig hörte sie hinter sich
die Schritte der anderen durch die Pfützen.
Tanna Remir war schneller als Nicole. Der Fußtritt kam ansatzlos und überraschend
traf sie direkt am Handgelenk. Der Stunner flog quer durch die Schleuse, prallte
gegen die Wand und schlitterte über den nassen Boden – unerreichbar
für Nicole und Tanna. Doch der herrliche Lakai brauchte die Waffe gar nicht,
denn er hielt bereits einen langläufigen Gegenstand in den Händen,
der entfernt an eine Energiepistole erinnerte.
»Ihre Betäubungsmethoden wirken
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