Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
Weiße in ihnen zu sehen war. Dann
sackte Paynehill in sich zusammen.
»Er wäre eh nur ein Hindernis gewesen« sagte D'Angelo.
Sonja trat vor, bückte sich und tastete nach Paynehills Puls. »Er
wird sterben, wenn der Planet auseinander bricht.«
»So wie alle anderen auch. Sehen Sie, selbst wenn es geplant war, alle
Leute von hier zu evakuieren, dann hat Joran seine Pläne geändert.
Rettungsboote hätten längst hier sein müssen. Wir können
von Glück reden, wenn Captain van der Lindern es rechtzeitig schafft, um
uns rauszuholen.«
»Commander, Sie ...« Sentenza verstummte mitten im Satz und überlegte,
ob D'Angelo nicht Recht hatte. Sie hatten weder die Zeit, noch die Möglichkeiten,
das Stationspersonal zu evakuieren. Selbst wenn van der Lindern jetzt mit einer
Fähre unterwegs war – für alle gab es nicht genügend Platz,
und wenn den anderen bewusst wurde, dass keine weiteren Rettungsboote kamen,
dann gab es Mord und Totschlag.
»Captain, wir haben gar keine andere Alternative!«, sagte D'Angelo
eindringlich und deutete wie zur Unterstreichung seiner Worte zum Ausgang der
Funkzentrale.
»Also schön«, entschied Sentenza.
»Rod, wir können die Leute hier nicht zurücklassen.« Sonja
packte seine Schultern. »Wir müssen einen Weg finden!«
»Aber welchen? Wir können von hier aus keine Hilfe anfordern. Dazu
müssen wir auf eines der Schiffe im Orbit. Und selbst wenn wir die Ikarus und noch die Phönix dazu bekämen, um die Leute hier zu evakuieren,
glaubst du, Joran schaut von oben aus in aller Seelenruhe zu? Glaub mir, Liebes,
wenn es einen Weg gibt, die Leute herauszuholen, dann werden wir ihn einschlagen
– aber vorrangig gilt es, Joran und seine Outsider-Verbündeten daran
zu hindern, mit einer Invasionsstreitmacht in unsere Galaxis einzufallen. Wie
lange könnte das Raumcorps, Pronth oder ein anderer Sternenbund in der
Nähe des Outbacks einer Flotte dieser Hairaumer standhalten?«
D'Angelo hatte den Funkraum bereits verlassen und war außer Sicht. Eine
Weile starrten sich Sentenza und Chief DiMersi einfach nur an. Der Captain erkannte
im Blick seiner Geliebten, dass sie dachte wie er, nur dass sie sich nicht so
schnell mit der Realität abfinden wollte.
»Gehen wir!«, entschied Sentenza und wartete erst gar nicht Sonjas
Antwort ab. Sie liefen aus der Funkzentrale durch den anschließenden Korridor.
Gerade in dem Moment, in dem Sentenza sich fragte, ob die Beben tatsächlich
nachgelassen hatten, riss ihn die nächste Erschütterung von den Füßen.
Er fiel der Länge nach hin, schlitterte über den Boden, während
rings um ihn herum Wände und Decke einstürzten. Erst das Ende des
Ganges stoppte seine Rutschpartie. Sonja war direkt hinter ihm und prallte so
heftig gegen seinen Körper, dass ihm die Luft aus den Lungen getrieben
wurde. Ächzend richtete Sentenza sich auf, nur um gleich darauf wieder
in den Knien wegzuknicken.
»Wir müssen raus hier!«, brüllte Sandro D'Angelo aus einem
anderen Gang rechts von ihnen. »Der Bau stürzt ein.«
Damit übertrieb er nicht. Als Sentenza zurück in den Korridor blickte,
durch den er gerade herausgerutscht war, fand er nunmehr nur noch ein Trümmerfeld
vor. Wer immer sich noch darin aufgehalten hatte, lag jetzt unter Tonnen von
Schutt begraben.
»Paynehill!« Sonja stemmte sich hoch und wollte in Richtung der Trümmerwolke
laufen, doch Roderick Sentenza packte sie am Kragen und zog sie brutal zurück,
ehe sie seinem Griff entgleiten konnte.
»Spinnst du?«, fuhr sie ihn an.
»Wenn du nicht auch gleich darunter liegen willst«, er deutete auf
den eingestürzten Gang, »dann siehst du jetzt zu, dass du deinen hübschen
Hintern hier herausmanövrierst. Im Laufschritt, Chief DiMersi, verstanden?«
Sonja blickte ihren Captain für einen Moment erstaunt an. Dann nickte sie
und rannte mit ihm weiter.
Das Beben hatte nachgelassen, doch es war mittlerweile nur eine Frage von Minuten,
wann das nächste ausbrechen konnte. Ein dumpfes Grollen aus den Tiefen
kündigte bereits eine weitere Eruption an.
Wie das Magenknurren einer gigantischen Bestie, die mit jedem Aufstoßen
ein Stück ihrer Selbst vernichtet. Roderick Sentenza wollte sich dies
gar nicht bildlich vorstellen.
Sie gelangten durch die Ankunftshalle ins Freie hinaus auf den Landeplatz. Wie
zu erwarten hatte sich dort eine Reihe von Leuten versammelt, die hoffnungsvoll,
aber vergebens auf die
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