Rettungskreuzer Ikarus Band 019 - Die Knotenwelt
zugleich, wie gleich drei Haie
sich auf die Frau mit dem langen schwarzen Haar stürzten. Die silbernen
Strähnen wirbelten empor, vermischten sich mit dem grau der Haie –
bis rote Wirbel sich dazwischen schoben.
Rote Farbe, die den gesamten Horizont ausfüllte.
Bis auf zwei winzige Punkte.
Grün.
Augen.
Grüne Augen die näher kamen – größer wurden und
Jason in ihren Bann rissen.
»Du wirst es nicht erfahren! Nie! Ich werde dich vernichten.«
Die Stimme dröhnte um ihn herum, ließ ihn erbeben, zittern ...
vergehen.
Und wieder auferstehen.
Er sah wie die Haie – Haie mit leuchtend grünen Augen –
zu einer fernen Gestalt schwammen. Eine blaue Gestalt, die die Haie willkommen
hieß, sie mit offenen Armen erwartete.
Sah, dass etwas noch dort lag, wo die Überreste von Alix Sinj trieben
– etwas Kleines. Winziges. Unscheinbares. Doch unendlich Wichtiges.
Bevor er es erreichen konnte, schoben sich silbern glänzende Haarbüschel
schlangengleich über das Etwas. Verhüllten es und verhinderten, dass
Jason es ergreifen konnte.
Begreifen konnte.
Sein Hand schoss nach vorne, verschwand in dem silbernen Strauch, die Haut
wurde von den scharfen Dornen aufgerissen, erneut waberten rote Wolken empor
– verhinderten, dass Jason erkennen konnte, was dort lag.
Was so wichtig war.
Erneut zwei Augen.
Violett.
Die roten Wolken wurden blau – ein sommerlicher Himmel auf einem Ferienplaneten.
Ein Strand.
Er saß im Sand und beobachtete Shilla, die im Wasser tollte.
Ihr hellblauer Körper hob sich nur schwach von dem Blau des Wassers
ab.
Sie schien mit dem Wasser zu verschmelzen.
Jason wollte aufspringen – ihr zur Hilfe kommen – ihr beistehen
– ihr ...
Sie hatte sich aufgelöst.
Er stürzte sich ins Wasser.
Kein Oben und kein Unten.
»Nur Mut. Ich werde da sein. Wir ...«
3.
»... sind da. Jason?«
Jemand berührte ihn an der Schulter. Weiße Haare fielen in sein Gesicht.
Jason schnaubte.
»Was? Wie lange ...«
»Hoffentlich lange genug. Wir haben hier nicht die notwendigen Geräte
um feststellen zu können, wie schwer verletzt du warst. Oder noch bist.
Aber ich glaube, dass du weitestgehend gesund sein dürftest. Schlaf ist
die beste Medizin. Noch so ein Spruch, den es in jedem Universum geben sollte.«
Sessha lächelte Jason an und half ihm aufzustehen. Jason dehnte und streckte
sich, sein Kreuz schmerzte.
»Habe ich hier geschlafen? Auf dem Stuhl?«
Sesshas Lächeln verschwand, sie senkte den Kopf.
»Du warst mir zu schwer und Taisho hatte dem Schwammkopf versprochen bei
einigen Reparaturen zu helfen. Es ...«
»Schon gut. Ich gebe niemandem die Schuld. Für was auch? Dafür,
dass ich hier eingepennt bin? Ich bitte dich«, Jason fuhr sich durch das
schulterlange Haar und strich über den Stoppelbart.
»Eine Dusche wäre jetzt ganz angenehm. Aber ich befürchte, so
viel Zeit oder gar Wasser werden wir hier nicht haben?«
»Machst du Witze? Hast du Taisho nicht zugehört? Das Schiff gehört
einem Fungoiden. Woran es hier definitiv nicht mangelt, ist Wasser. Komm mit.«
Jason folgte der weißhaarigen Frau zu einem großen Raum, der von
Nebelschwaden durchzogen war.
»Ein Dampfbad?«
»So etwas in der Art. Probier einfach die Schalter alle mal aus. Mehr als
nass werden kannst du hier nicht. In einer halben Stunde dürften Taisho
und der Captain die Geschäfte erledigt haben und wir müssen raus,
okay?«
»Ich danke dir, Sessha.«
Zwanzig Minuten später zog er bedauernd die alte, durch das Raumklima feucht
gewordene Kleidung wieder an. Wieso mussten sie auch von einem Schrotthändler
gerettet werden, hätte es ein Modedesigner nicht auch getan?
Sessha, die ihm im Gang vor dem Bad entgegenkam, schien seine Gedanken zu erraten.
»Bevor wir uns eine Unterkunft suchen, sollten wir vielleicht nach angemessener
Kleidung Ausschau halten. Was meinst du?«
Jason nickte zustimmend und folgte der Frau zum Ausgang.
Der Captain war nicht anwesend und so konnte Knight sich nicht bei ihm persönlich
für die Rettung bedanken. Taisho beruhigte ihn, als sie den Schrotthafen
verließen, »Der wollte nur möglichst schnell wieder raus hier.
Schrott sammeln. Er hat seinen Schnitt gemacht, alles andere interessiert ihn
nicht.«
»Ich kann auch nicht behaupten, dass ich es hier besonders gemütlich
finde«, konnte Jason sich nicht verkneifen.
»Nun ja. Das ist, wie gesagt, der so genannte Schrotthafen. Gibt es
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