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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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forschenden Blick zu. Er signalisierte
eine Frage, auf die sie die Antwort bereits wusste.
    »Wir bleiben«, erklärte Sentenza. »Ich weiß nicht,
welches Schauermärchen Sie mir auftischen wollen, aber ich werde Ihnen
zuhören.«
    »Gut«, erwiderte der Prior, sichtlich zufrieden. »Aber es wird
nicht damit getan sein, es Ihnen zu erzählen. Damit Sie es glauben, ist
es notwendig, Sie ins Sanctuarium zu führen. Auf dem Weg dorthin werde
ich Sie mit der Geschichte unseres Universums vertraut machen.«
    Sentenza öffnete den Mund, der Gedanke entflog ihm, und er presste die
Lippen aufeinander.
    »Das wird aber eine lange Geschichte«, mutmaßte Sally, die den
Prior offenbar nur in Grenzen ernst zu nehmen bereit war.
    »Wir haben auch einen langen Weg vor uns«, antwortete der Prior und
erhob sich. »Das Sanctuarium ist viele Lichtjahre von uns entfernt.«
    »Wir nehmen ein Raumschiff?«, fragte Sentenza.
    »Wir gehen zu Fuß«, erwiderte Serbald. »Wir werden den
Dom nicht verlassen.«
    Als sie sich auf den Weg machten, war Sentenza in zunehmendem Maße der
Ansicht, dass es keine so gute Idee war, allzu neugierig zu sein.

    Jamir war mehr als nur der älteste Sohn des legendären Koltak, er
war auch sein rechtmäßiger Nachfolger. Spätestens seit er den
Anführer der Sadasi im Zweikampf niedergerungen hatte, gab es niemanden
mehr, der seinen Führungsanspruch ernsthaft in Frage zu stellen wagte.
Der massiv gebaute Mann gebot, von den Siedlungen der Wahrgläubigen einmal
ganz zu schweigen, über sieben volle Schwadronen von Kämpfern, mehr,
als seinem Vater jemals zu Gebote gestanden hatte. Jamir hatte aus dem Scheitern
Koltaks Lehren gezogen. Zum einen hatte er nicht eher geruht, bis alle wesentlichen
Gruppen der Wahrgläubigen unter seinem Banner vereint waren. Zum zweiten
hatte er die Tatsache, dass die »Ketzer«, wie sie außerhalb
genannt wurden, wieder eine gemeinsame Führung hatten, sorgfältig
geheim gehalten. Die wenigen fahrenden Händler, die mit ihnen Handel trieben,
waren sogar gezielt mit Falschinformationen versorgt worden, denn Jamir wusste
genau, von wem die Miliz ihre spärlichen Informationen erhielt. Der dritte
und wahrscheinlich entscheidende Schritt war jedoch, die Schwadronenführer
davon zu überzeugen, für den diesjährigen Angriff auf die Prozession
auf die schnellen, aber schreckhaften Shakris zu verzichten und stattdessen
auf den weitaus schwerfälligeren, dafür aber stoischen Kuhras zu trainieren.
Das hatte manchen stolzen Reiter sicher tief getroffen, und Jamir war klar,
dass hinter seinem Rücken genug Kämpfer mutmaßten, der Sohn
des tapferen Koltak sei noch nicht ganz dem Kindesalter entwachsen, und ihm
fehle es an Mut. Nachdem die ausgesandte Schwadron, die den Ersten Staubdiener
hatte angreifen sollen, deprimiert und dezimiert wieder in das Lager zurückgekehrt
war – eine Reihe der Reiter gar beschämend zu Fuß –, war
die Kritik verstummt. Nicht nur, dass die wenigen Milizionäre nun mit ihren
Musketen nicht mehr den durchschlagenden Erfolg haben würden, der ihre
Minderzahl bislang ausgeglichen hatte, nein, erstmals konnten Jamirs Männer
selbst Gebrauch von den Musketen machen, die sie bisher aus Stolz und Notwendigkeit
mit Verachtung gestraft hatten. Jamir war ein pragmatischer Mann und hielt nur
dort an den Traditionen fest, wo sie ihm nützten. Nicht jeder hatte ihm
auf diesem Kurs folgen wollen, und das war auch der Grund, warum die Angriffe
der vergangenen Jahre nur halbherzig erfolgt waren. Jamir war damit beschäftigt
gewesen, die hartnäckigsten und mächtigsten Traditionalisten in ihre
Schranken zu weisen, im Regelfalle indem er seine Stechforke durch ihre Kehlen
stieß. Das hatte Blut und Eindruck hinterlassen, aber auch Zeit gekostet.
Doch dieses Jahr würde der Angriff stattfinden, und dieses Jahr würden
die Wahrgläubigen siegreich sein. Daran ließ Jamir keinen Zweifel.
    Gestern endlich hatten die Händler aus den Fernen Landen die Kisten mit
den Musketen gebracht. Sie waren nicht so gut wie die aus Jenangar, dafür
aber war ihr Kauf unbemerkt geblieben, ihre Anzahl groß und der Preis
moderat. Mit etwas Mühe hätte Jamir auch bessere Waffen besorgen können,
doch dies wäre mit einem erhöhten Entdeckungsrisiko verbunden gewesen.
Jamir wollte die Überraschung voll und ganz auf seiner Seite haben. Der
Triumph musste vollkommen sein. Der Prior vor

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