Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen
Solarzellen«, erinnerte Flech. Sie hatten diese auf den Dächern
des Kirchensitzes eindeutig identifiziert. Nach den Aussagen Uhuls speisten
sie einige wenige Gerätschaften, darunter ein elektronisches Teleskop.
»Wenn wir die Solarzellen an die Kommunikationsanlage anschließen
können, sollten wir herausfinden, ob sie noch funktioniert«, meinte
der Captain. »Natürlich nur, wenn der Prior seine Zustimmung gibt.«
»Er wird, wenn er einen Vorteil darin sieht«, erklärte Uhul.
»Er wird die Dämonen los«, konnte sich Flech nicht verkneifen.
Der Staubdiener wirkte amüsiert. »Ja«, erwiderte er, »das
könnte ein Argument sein.«
»Sieht jedenfalls aus wie eine Hyperfunkanlage. Wir müssten damit
umgehen können.«
»Und was ist das hier?«
Als Sentenza Flechs Fingerzeig folgte, trat Uhul vor.
»Das ist der Teil der Artefakte, den ich einmal monatlich berühren
muss«, erklärte er. Es handelte sich um ein kleines Schaltfeld. Eine
Kontrollleuchte schimmerte schwach.
»Das steht unter Strom!«, murmelte Sentenza verblüfft.
»Ich drücke dieses Feld«, erklärte Uhul. Er wies auf eine
Sensorfläche. Die Beschriftungen waren vergilbt, doch offenbar wie alles
andere im alten imperialen Standard gehalten. Mühsam entzifferte Sentenza
die Bedeutung.
»Das ist eine Art automatische Reparatur- und Reinigungseinheit, die Basiswartung
und Säuberung des elektronischen Innenlebens dieser Zentrale steuert ...
glaube ich. Einmal im Monat?«
»So ist es.«
»Was passiert dann?«
»Das Licht dort wird stärker. Sonst nichts.«
»Die Energie muss aus den Solarzellen stammen«, mutmaßte Flech.
»Offenbar haben die Betreiber dieser Anlage nach der Großen Stille
versucht, alles so lange wie möglich in funktionsfähigem Zustand zu
halten. Sie haben die flexiblen Solarflächen auf dem Dach installiert ...
Uhul nannte es das ›Reflektorium‹ ... und die dort gewonnene Energie
direkt in die Wartungseinheit geleitet, so dass diese dauerhaft ihre Arbeit
erfüllen konnte.«
»Weit in die Zukunft gedacht, aber keinesfalls außergewöhnlich«,
kommentierte Sentenza. Er wusste, dass es vornehmlich die Galaktische Kirche
gewesen war, die die alte Technik konserviert hatte, als der große Zusammenbruch
gekommen war. Aus dem Tempel auf Persephone war der Wissenschaftler gekommen,
der den SAL-Antrieb wieder entdeckt und damit die Grundlage für die Expansion
des Multimperiums gelegt hatte. Sonst wäre die dunkle Zeit möglicherweise
noch viel länger gewesen.
»Die Energieleitungen sind einfach, aber sicher«, ergänzte Sentenza,
nachdem er sich gebückt und hinter die Konsole geschaut hatte. »Man
müsste sie umstecken können, um die Kommunikation mit Energie zu versorgen.«
»Derlei darf nicht geschehen ohne die ausdrückliche Erlaubnis des
Priors«, wandte Uhul ein.
Sentenza richtete sich wieder auf.
»Selbstverständlich«, versicherte er dem Staubdiener. »Das
haben wir versprochen.«
»Wollt Ihr euch noch weiter umsehen?«
Sentenza wechselte einen schnellen Blick mit Flech.
»Nein, wir sind zufrieden. Vielen Dank.«
Ein letzter Rundgang, dann verließen sie den Raum der Heiligen Artefakte.
Sentenzas Gesicht wirkte verschlossen. Obgleich er Uhul und dem Prior etwas
versprochen hatte, war er durchaus geneigt, dieses Versprechen notfalls auch
zu brechen.
In erster Linie ging es darum, diese Welt zu verlassen. Dafür würde
er möglicherweise nicht über Leichen gehen, so verzweifelt war er
nicht – aber eine Energieleitung umstecken, das könnte er auch des
Nachts und unbeobachtet tun.
5.
Lear blieb nicht viel. Diese Erkenntnis war durchaus ernüchternd für
ein Wesen, das in ferner Vergangenheit über umfassende Machtmittel verfügt
hatte. Ja, wenn die Adlaten noch da wären – doch diese hatten sich
vor über 1000 Jahren, kurz nach der letzten Erweckung Lears, seine lange
Abwesenheit ausnutzend, aus seinen Diensten gelöst und waren verschwunden.
Mit einer Adlaten-Flotte an seiner Seite wäre es ihm viel eher gelungen,
direkt in die Geschehnisse dieser Galaxis einzugreifen. So aber blieb ihm nicht
viel. Und auch dieses Wenige reduzierte sich mit dem allmählichen Verschleiß
der alten Anlagen, die Lear zu Gebote standen. Eines Tages würde er erwachen
und nichts würde mehr funktionieren. Nein. Lear musste sich verbessern.
Wenn nichts mehr funktionierte, würde er auch nicht mehr erwachen. Seine
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