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Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Salzmann
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die Sicherheitskräfte von Tukinohune
nicht vernachlässigt fühlen, aber wenn wir massiv vorgehen, verlieren
wir vielleicht unsere Helfer vor Ort. Nach einer anderen Aktion vor einigen
Jahren in Poterne wurde das komplette Personal einer Produktionsstätte
ausgewechselt, das sich der Mittäterschaft verdächtig gemacht hatte.
Jeder mutmaßliche Beteiligte an der Verschwörung wurde vor seiner
Zeit in die Roten Hallen geführt. Auch viele Unschuldige, die man lieber
opferte, als einen einzigen Rebellen entkommen zu lassen. Für Ansarek und
unsere Sache war das ein schwerer Rückschlag. Dasselbe könnte auch
hier geschehen. Danach würde es sehr, sehr lange dauern, wieder jemanden
an der richtigen Stelle einzuschleusen, der uns unterstützen kann und will.
Was ließe sich auch schon großartig sabotieren: Ein paar Händler,
einige Kuriere, die eine oder andere Fabrik, mehr nicht. An die Angeli kommen
wir nicht heran. Sie pflegen keinen direkten Kontakt zur Bevölkerung und
lassen ihre Schiffe nicht außerhalb des Erhabenen Kannya warten. Es ist
unmöglich, ihnen zu schaden, doch nur der Tod eines Angeli oder die Zerstörung
seines Raumers würde einen Anschlag im großen Stil rechtfertigen.«
    Jason nickte verstehend.
    Er und Taisho mussten vorsichtig sein, denn die Philosophen waren unberechenbar,
schwankten zwischen Fanatismus und Vernunft. Es war unmöglich vorherzusagen,
in welchen Momenten sich die Waagschale zu Gunsten der einen oder anderen Seite
neigte.
    Ein alter Transporter beförderte die Arbeiter nach Tukinohune. Da es keine
einheitlichen Boden- und Luftfahrzeuge gab, sondern man requiriert hatte, was
irgendwann einmal von wer-weiß-welcher Welt nach Borsai gelangt war, gab
es einen bunten Typenmix. Die antiken Boote wurden so lange zusammenflickt,
bis nichts mehr übrig war, was man noch hätte reparieren können.
Ab dann fungierten sie als Ersatzteillager für vergleichbare Museumsstücke.
Jason hatte dasselbe schon auf der Sentok beobachtet.
    Der lange Flug erwies sich als ein Abenteuer der besonderen Art.
    Offensichtlich waren die Sitzschalen nicht für einen humanoiden Körper
gedacht, sondern eher für Riesengottesanbeterinnen, die ihr kleines Hinterteil
in einer Mulde versenken und vier dünne Beine in etwas tiefer liegenden
Löchern verankern konnten. Jason fluchte mehrmals, wenn einer seiner Füße
in eine solche Öffnung geriet und sich nur unter Mühe befreien ließ.
Auch war das lange Sitzen über der Mulde recht merkwürdig ...
    »Wo ist die Toilette?«, flüsterte er Taisho zu.
    Dieser wies mit dem Daumen nach hinten, wo Jason in einer abschließbaren
Kabine einen anatomisch noch unpassenderen Hügel vorfand, den scheinbar
auch andere nicht so recht zu nutzen gewusst hatten. Falls die Einrichtung überhaupt
noch so funktionierte, wie ihre Erfinder es vorgesehen hatten.
    Wem das Schiff wohl mal gehört hatte?
    Vielleicht war es einst eine bewegliche Großlatrine gewesen und beim wiederholten
Reparieren hatte man irgendwann Steuerzelle und Frachtraum mit den Latrinen
verwechselt und alles verkehrt eingebaut.
    Abgesehen von diesen Unbequemlichkeiten verlief die Reise ereignislos. Gelegentlich
musste der Schweber landen, damit das Triebwerk abkühlen konnte, was Jason
in Erinnerung rief, dass er praktisch in einer fliegenden Zeitbombe hockte.
Kein Vergleich zu den Schiffen, die in der Milchstraße schon aus geringeren
Anlässen oft keine Starterlaubnis erhielten. Und schon gar keiner zu seiner Celestine . Was aus dem innig geliebten Schiff wohl geworden war? Ob es
immer noch auf Reputus stand und der Sicherheit Rätsel aufgab? Oder ob
es längst in die Luft gesprengt worden war, entweder von der eigenen Selbstvernichtungsanlage
oder dem Feind?
    Die Landschaft, die sich unter dem zigarrenförmigen Transporter erstreckte,
war eintönig. Terraforming hatte die natürlichen Begebenheiten zerstört,
wodurch sich plane Felder und viehreiche Weiden bis zum Horizont erstreckte,
nur unterbrochen von verarbeitenden Fabriken und den Verkehrswegen. Hin und
wieder tauchten die Silhouetten von tristgrauen Städten auf, die, ebenfalls
zweckmäßig errichtet, nichts anderes als trostlose Ghettos für
die Arbeitskräfte darstellten. Manchmal passierten sie Ernte- und Schlachtmaschinen,
andere Transporter und, seltener, Patrouillenflieger.
    Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso windiger wurde es. Vom Meer her wehte

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