Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai
Copiloten und hastete aus der Zentrale in Richtung
Maschinenraum. Taisho schloss sich an.
»Was ist passiert?«
»Der Antrieb!«, gab sie knapp zurück. »Ich muss den Schaden
selber sehen, bevor ich sagen kann, wie schlimm es ist. Kennen Sie sich mit
Triebwerken aus? Wenn nicht, dann springen Sie mir nicht länger vor den
Füßen herum.«
»Jason hat Ahnung davon.«
»Dann schicken Sie ihn rüber. Schnell!«
Offensichtlich hatte einer der beiden Schüsse, die die Sukina nach
dem Start von Borsai getroffen hatten, die Ummantelung des Triebwerks aufgerissen.
Da es nun nicht mehr ausreichend stabilisiert und die Maschine nicht länger
von den Energieemissionen der Abstrahldüse abgeschirmt wurde, hatte die
Dauerbelastung zu weiteren Schäden und schließlich zum Totalausfall
geführt. Nach mehreren Stunden harter Arbeit war es Jason, Asahi Drel und
drei Technikern gelungen, das Aggregat so weit zu reparieren, dass der Flug
fortgesetzt werden konnte.
»Das ist nur Flickwerk«, mahnte Jason, »und wird nicht ewig halten.
Mit etwas Glück können wir dieses System verlassen, aber dann müssen
wir unbedingt ein Versteck finden und das Triebwerk überholen. Fällt
es ein zweites Mal aus, bezweifle ich, dass wir es mit unseren Mitteln noch
einmal zum Laufen bringen können. Das Beste wäre, ein komplett neues
System einzubauen.«
Gequält hatte die Pilotin aufgelacht.
»Woher nehmen? Wir sind schon dankbar, wenn wir einmal eine neue Schraube
bekommen können oder sich ein Haartrockner zu einem Belüfter umbauen
lässt.«
Angesichts der permanenten Misere, die technischen Möglichkeiten betreffend,
war es umso erstaunlicher, zu welchen Leistungen die Wesen des Nexoversums fähig
waren, um ihre uralten Maschinen immer wieder zu überholen und in Gang
zu halten. Jason fragte sich, ob er in der Lage gewesen wäre, die Celestine unter vergleichbaren Bedingungen flugfähig zu machen.
Mit verminderter Leistung näherte sich der Frachter dem zweiten Planeten,
einem heißen Gasriesen.
Taisho hielt sich wieder in der Zentrale auf, während Jason an Shillas
Seite zurückgekehrt war. Die Pilotin hatte sich einen kurzen Schlaf in
ihrem Sessel gegönnt, als ob sie der Reparatur nicht ganz traute und zur
Stelle sein wollte, falls erneut etwas Unerwartetes geschah.
Den Monitor füllte zu zwei Dritteln der gigantische Planet aus, dessen
giftige Atmosphäre durch bunte Wirbel, hervorgerufen von starken Orkanen,
den Betrachter beeindruckte. Die Lufthülle erinnerte an die Muster eines
Kaleidoskops, kein Farbenverlauf ähnelte dem anderen oder wiederholte sich.
Diese lebensfeindliche Welt verfügte über zwei Monde; auf dem größeren
hatten die Systeme niederes Leben registriert.
Da er nichts Besseres zu tun hatte, las Taisho die Werte: Bedingt durch das
Vorkommen schwerer Elemente eine Gravitation von 0,95 G, atembare Atmosphäre
mit geringfügigen Methan-Anteilen, Durchschnittstemperatur 35°C, Luftfeuchtigkeit
78%, die Oberfläche zu 69% mit Wasser bedeckt, keine Energieemissionen,
Leben bis Stufe D. Es würden noch einige Jahrtausende vergehen, bis sich,
vielleicht, eine Spezies so weit entwickeln würde, dass sie anfing, eine
Zivilisation zu gründen.
Einmal mehr fragte sich Taisho, ob das fremde Schiff wirklich aus diesem System
gekommen war. Keiner der sieben Planeten wies eine Zivilisation auf. Sofern
die Besatzung des Ypsilonraumers nicht gerade auf einer Welt mit Extrembedingungen
beheimatet war, kam ohnehin nur der große Mond als Herkunftsort in Frage.
Stufe D stand für urzeitliche Reptilien und Säugetiere, nicht jedoch
für eine Spezies, die bereits die Raumfahrt entdeckt hatte. Aber selbst
für das Vorhandensein einer planetaren Basis oder einer Raumstation im
Orbit gab es keinerlei Hinweise. Die unvermeidlichen Energieemissionen hätten
einen Stützpunkt sogleich verraten.
Taisho fand nichts Bemerkenswertes, was erklärt hätte, weshalb man
ausgerechnet eine Passage zu diesem unbesiedelten System geschaffen hatte. So
zweckorientiert, wie die Herren des Nexoversums sonst immer handelten, erschien
diese Wahl unlogisch. Vielleicht stammte der Ypsilonraumer aus dem Nachbarsystem,
allerdings wäre es dann sinnvoller gewesen, dort das Sprungtor zu installieren.
Aber nein, so schnell wie die Unbekannten aufgetaucht waren, hatten sie lediglich
eine kurze Strecke zurückgelegt. Sie mussten von hier stammen. Oder waren
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