Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten
Check zu unterziehen, wobei ihr An'ta zur Hand ging. Die beiden Frauen waren
nach wie vor nicht die besten Freundinnen und tolerierten einander zähneknirschend.
Sentenza saß an seinem Platz. Auch er hatte sich ein Lesegerät besorgt
und studierte »Empfängnis, Schwangerschaft und die junge Familie‹.
Vermutlich, Weenderveen grinste, machten ihm die Launen seiner Frau zu schaffen,
oder er hatte schon die erste Krise bekommen bei dem Gedanken, dass er vielleicht
am Ende ihrer Mission würde Windeln wechseln müssen ....
Wieder blickte der Robotiker auf seine Anzeigen. Noch bestand kein Grund, den
Alarm auszulösen oder Sentenza, dem er diese Tage der Ruhe gönnte,
zu stören. Wer wusste schon, was sie am Ziel erwartete? Erst wollte Weenderveen
konkrete Fakten vorlegen können; mit einem Phantom war keinem gedient.
Er starrte den Lichtpunkt an. Dieser war vor einer halben Stunde im Erfassungsbereich
der Sensoren aufgetaucht – zu weit entfernt, um von der Positronik der Ikarus als Bedrohung eingestuft zu werden, die den automatischen Alarm
ausgelöst hätte. Zunächst hatte Weenderveen das Objekt für
einen Fehler der Geräte gehalten, dann für eine Anomalie, schließlich
in einem Moment der Panik für ein Schiff der Outsider ..., aber die waren
nicht so schnell, dass sie das Tempo der Lediri hätten halten können.
Diese wiederum hatten sich nicht gemeldet, daher war auszuschließen, dass
es sich um einen der ihren oder um eine Gefahr handelte – sofern sie das
Phänomen überhaupt bemerkt hatten. Weenderveen hatte keine Ahnung,
wie weit die Sinne der Lediri reichten.
Das Ding wollte einfach nicht in den Tiefen des Alls verschwinden und hielt
konstant Abstand, so dass es sich gerade am Rand des Erfassungsbereichs der
Ortungsanlagen der Ikarus befand. Die ersten Tests hatten keine Ergebnisse
geliefert, und das war besonders ungewöhnlich: keine Werte für die
Energieemission, die Beschaffenheit des Objekts, Größe, Form, auch
keine Biowerte. Theoretisch durfte es gar nicht da sein. Oder es war ein Gespenst.
Nach einer Weile passierte etwas, das Weenderveen so vorkam, als hätte
man die Käseglocke von einer Platte mit überreifen Camemberts gelüftet,
so dass ihr Aroma plötzlich den Raum erfüllte. Natürlich stank
das Objekt nicht, aber endlich bekam er die Informationen, die er vermisst hatte.
Demnach war der Verfolger stabförmig, gut vierzig Meter lang und fünfzehn
Meter durchmessend. Er bestand aus einer Mischung verschiedener Metalle und
hatte eine beeindruckende Energiesignatur.
Und organisches Leben wurde ebenfalls angezeigt!
Nun war das Ding nicht länger ein Phantom sondern ein Schiff. Wer sich
an Bord befand und was die Unbekannten von ihnen wollten, konnte sich Weenderveen
nicht erklären. Er kannte keine Spezies, die solche Raumer baute. Noch
rätselhafter war, weshalb sich die Fremden ihnen gezeigt und schließlich
sogar ihr Tarnfeld – oder worum auch immer es sich gehandelt haben mochte
– abgebaut hatten, nachdem sie registrierten, dass sie abgetastet wurden.
»Sir«, er wandte sich an Sentenza und übertrug das Bild, das
der kleine Monitor zeigte, auf den Holo-Projektor, »würden Sie sich
das einmal anschauen?«
Sentenza legte seine Lektüre zur Seite und betrachtete aufmerksam die Projektion.
Auch Trooid musterte die Darstellung ihrer Umgebung. Die Ikarus wurde
als hellgrüner Punkt wiedergegeben. Die Lediri und die Paracelsus wurden von dunkelgrünen Flecken symbolisiert. An ihnen zogen Sonnen –
hellgelbe Objekte – vorbei, verschwanden aus dem Projektionsbereich und
wurden durch neue ersetzt. Der rote Punkt hingegen blieb beharrlich hinter der
kleinen Flotte.
»Was ist das?«, fragte Sentenza.
Weenderveen las die Werte vor, die er empfangen hatte.
»Ein Schiff«, bestätigte Trooid Weenderveens Schluss, »und
bemannt dazu.«
»Aber keine Outsider«, sagte Sentenza, »sonst befänden wir
uns längst inmitten eines Gefechts.«
»Soll ich Alarm geben?«, erkundigte sich Trooid. »Die Lediri
und die Paracelsus sollten informiert werden, damit sich jeder auf einen
möglichen Angriff vorbereiten kann.«
»Ich glaube nicht, dass die uns angreifen wollen«, stellte Weenderveen
seine Meinung zur Diskussion. »Wenn die Unbekannten tatsächlich vorhaben,
uns zu attackieren, dann hätten sie das längst tun können –
aus einem Hinterhalt heraus. Wahrscheinlich hätten wir gar nicht
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