Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten
früheren Arbeiten und Aufenthaltsorten
nicht ganz vermeiden. Da Anyada nur ungern log, bemühte sie sich, ausweichende
Antworten zu geben und das Gespräch schnell wieder in eine andere Richtung
zu lenken. Mit Nadir und Krshna hatte sie eine Geschichte festgelegt, damit
keiner widersprüchliche Angaben machte.
»Ich glaube«, sagte sie zögerlich, als müsse sie erst darüber
grübeln, »es sind schon fast vier Jahre. Krshna hat schon vor mir
mit Nadir gearbeitet. Wir ergänzen uns sehr gut, daher sind wir zusammen
geblieben. Auch wenn es mitunter etwas ... anstrengend mit ihnen ist.«
»Das verstehe ich.« Careena zwinkerte wissend. »Die Beiden, oder?«
»Nein, dazu sind sie zu verschieden. Wir alle sind tatsächlich nur
Kollegen.« Anyada sah ihre Chance, den Fokus von ihrer Person zu wenden.
»Und du? Wer hat dich in die Einöde Vortex Outpost gelockt? Dorthin
lässt sich doch kaum jemand freiwillig versetzen. Eine Expertin wie du
könnte auf St. Salusa oder auf jeder zentral gelegenen Welt ein Spitzengehalt
verdienen. Oder gibt es gar einen Mr. Wiland beim Raumcorps?« Ihr Blick
fiel auf den breiten Goldring mit der auffälligen Gemme.
Ein Schatten huschte über Careenas Gesicht. »Gab«, murmelte sie,
während sich die Finger ihrer Linken um eine zierliche Halskette krampften.
»Aber er ist gestorben. Ich habe den Job auf Vortex Outpost angenommen
und mich in meine Arbeit gestürzt, um darüber hinweg zu kommen.«
»Oh.« Anyada war bestürzt. »Das tut mir sehr leid. Ich hätte
nicht fragen dürfen ...«
»Schon gut.« Careena versuchte ein klägliches Lächeln. »Allmählich
sollte ich mich daran gewöhnt haben, dass er ... nicht mehr da ist.«
»Kann man das denn?«, erwiderte Anyada nachdenklich. »Der Schmerz
über den Verlust verschwindet nie, er wird höchstens dumpfer.«
Sie dachte an die Frauen und Männer aus ihrem Team, die zu den ersten gehört
hatten, die erkrankt und gestorben waren. Zwar hatte sie zu niemandem eine intimere
Beziehung gepflegt, doch es waren Mitarbeiter gewesen, die sie zu schätzen
gelernt hatte.
Neugierig blickte Careena sie an. Doch bevor die Xenobiologin etwas sagen konnte,
klopfte jemand vernehmlich auf ihren Tisch.
»Hallo, ihr Zwei!« Haveri Krshna lächelte. »Ich hoffe, ich
unterbreche keine Mordpläne, so ernst, wie ihr drein schaut. Eigentlich
will ich euch nur warnen, dass die beiden Kandidaten für den ersten und
den zweiten Platz des beliebtesten Sklaventreibers heute besonders mies gelaunt
sind. Die Tests, von denen sie sich so viel versprochen hatten, haben leider
keine Resultate gebracht. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.
Also, fangt schon mal damit an, eure hübschen Köpfchen zu zerbrechen,
schließlich sind auch eure Ressorts betroffen.«
Anyada legte ihr Besteck aufs Tablett zurück. Plötzlich hatte sie
keinen Hunger mehr. Das würde wieder einer dieser Tage werden, an denen
sie Nadir am liebsten einen Tritt geben wollte. Und Anande nun auch.
Careena biss sich auf die Unterlippe.
Darius Weenderveen blickte verwundert auf seine Anzeigen. Da war etwas, das
nicht hätte da sein dürfen.
Erneut überprüfte er die Instrumente, doch diese waren völlig
in Ordnung. Kurz blickte er zu Trooid hinüber, der praktisch arbeitslos
war, seit die Lediri die Schiffe in Schlepp genommen hatten, jedoch seinen Platz
an der Steuerung beibehielt, um für den Notfall bereit zu sein. Schlaf
brauchte er keinen, doch hielt er, um den Schein der Menschlichkeit aufrecht
zu erhalten, Ruhephasen ein, in denen er seine Systeme regenerieren und gegebenenfalls
warten ließ. Ansonsten erweiterte er seine Datenbank um neues Wissen.
Mit einer erhobenen Augenbraue hatte Weenderveen zur Kenntnis genommen, dass
sein Meisterwerk eine Abhandlung über ›Empfängnis, Schwangerschaft
und die junge Familie‹ aus der Bordbibliothek angefordert hatte. Manchmal
zeigte Trooid erstaunlich ... menschliche Macken und Bedürfnisse.
Thorpa hatte sich aus Langeweile den Diplomaten angeschlossen und lauschte den
Geschichten, die der Septimus erzählen konnte, der sich als angenehmer
und auf vielen Gebieten bewanderter Gesprächspartner entpuppt hatte. Weenderveen
fragte sich, wie lange die Beiden sich die Zeremonie der Freundschaft vom Hals
halten konnten, zu denen die Fidehis unermüdlich einluden.
DiMersi hatte die Gelegenheit wahrgenommen, die Rettungskapseln einem turnusmäßigen
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