Rettungskreuzer Ikarus Band 029 - Tod den Unsterblichen
auf die Zehen getreten. Allein Old Sallys schützender Hand war es zu verdanken,
dass diese Entgleisungen nie ein Nachspiel für Sentenza gehabt hatten,
das über einen Tadel hinausgegangen wäre.
Die Botschafter genossen diplomatische Immunität; im Prinzip hatte auch
Pakcheon diesen Status inne. Keiner von ihnen unterstand der Befehlsgewalt des
Captains, und es war ein Zugeständnis von ihnen, dass sie ihre Hilfe angeboten
hatten und sich den Anordnungen der leitenden Offiziere beugten – wenngleich
sie deren Befehle in ihrem Sinn großzügig interpretierten. Gerade
diese Eigenmächtigkeiten waren es, die ein koordiniertes Vorgehen erschwerten
und zusätzliche Risiken mit sich brachten. Die Gescholtenen mochten dies
zwar wissen, aber sie waren keine Mitglieder des eingespielten Teams, das Sentenza
um sich geschart hatte.
Sentenza bewahrte Ruhe.
Am Zittern seiner Fäuste konnte Sonja jedoch erkennen, wie schwer es Rod
fiel, die Beherrschung zu wahren. Schon einzeln ließen sich Cornelius
und Pakcheon nicht kontrollieren, und zusammen in ihrer verdammten Einigkeit
waren sie absolut unschlagbar. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen,
Sonja hätte sich köstlich amüsiert. Es ging zu wie in einer Slapstick-Komödie:
Cornelius nahm die Fidehis in Schutz und verschwieg, wer der eigentliche Initiator
des waghalsigen Unternehmens war, und Pakcheon stellte sich prompt vor Cornelius,
während Sentenza als Störenfried in ihrem Idyll herumpolterte. Da
hatten sich wirklich die Richtigen gefunden ...
Offensichtlich hatte auch Sentenza das erkannt und gab es auf, seine Kräfte
an die solidarischen Möchtegern-Detektive zu verschwenden.
»Also, gut. Ich sehe, es hat keinen Zweck, dass wir uns über etwas
ereifern, das sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Kommen
wir zur Sache. Von An'ta wurde ich bereits über den Stand der Dinge informiert.
Arthur Trooid wird uns gleich über das Ergebnis seiner Nachforschungen
unterrichten.«
Die Funkverbindung zur Ikarus baute sich binnen Sekundenbruchteilen auf,
und das Gesicht des Androiden erschien auf dem Monitor.
»Mr. Trooid, haben Sie irgendetwas Ungewöhnliches in den Akten der
Wissenschaftler gefunden?«
»Bedauerlicherweise konnte ich keine Informationen entdecken, die konkrete
Verdachtsmomente liefern. Die Lebensläufe aller Männer und Frauen
sind tadellos. Ich bin auf Kleinigkeiten gestoßen, aber Anzeigen wegen
Trunkenheit oder ein einmaliges negatives Zeugnis, das viele Jahre zurück
liegt und von einem zweifelhaften Arbeitgeber ausgestellt wurde, und vergleichbare
Vorkommnisse, dürften für uns uninteressant sein.«
»Hat vielleicht jemand eine Weile auf Cerios III gearbeitet?«
»Dr. Kravic war vor rund zehn Jahren für einige Tage dort. Er war
der Einladung eines Konzerns gefolgt, entschied sich jedoch für eine Arbeitsstelle
auf einem anderen Planeten. Ich bezweifle, dass er Kontakt zu Nadir, Krshna
oder Shen hatte, zumal die beiden Letzteren erst ein beziehungsweise drei Jahre
später nach Cerios kamen und mit Nadir zu arbeiten begannen. Dann wäre
da noch Dr. Wiland, die zusammen mit ihrem Mann kurzfristig auf Cerios III angestellt
war, bei einem anderen Unternehmen als dem, für das Nadir arbeitete. Sie
hat den Planeten allerdings drei Jahre vor dem Juvenil-Unfall verlassen.«
»Haben Sie auch die Daten ihres Mannes überprüft?«
»Diese habe ich leider nicht vorliegen. Aus den Unterlagen von Dr. Wiland
geht lediglich hervor, dass sein Name Sylvio Messier lautete. Er ist verstorben.
Nach seinem Tod kehrte sie nach St. Salusa zurück. Weitere Stationen sind
Delios II und Arclit VII. Überall stellte man Dr. Wiland hervorragende
Zeugnisse aus. Seit einem halben Jahr arbeitet sie auf Vortex Outpost und gilt
als fleißige und sympathische Kollegin.«
»Hm.« Sentenza kratzte sich am Hinterkopf. »Ist die Todesursache
ihres Mannes bekannt?«
»Negativ.«
»Finden Sie es nicht seltsam«, erkundigte sich Sonja, »dass über
diesen Sylvio Messier keine näheren Angaben vorhanden sind?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Trooid. »Den Zahlen nach waren die
beiden bloß für eine kurze Zeit verheiratet.« Er blickte zur
Seite, um die Informationen noch einmal zu überprüfen. »Sechs
Monate. Und zwei Monate waren beide auf Cerios III. Bei offiziellen Bewerbungen
werden in der Regel nur allgemeine Angaben zu den familiären Verhältnissen
eingereicht.«
»Das
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