Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
erstarrte,
dann ging sie zu ihrem Arbeitsplatz und programmierte ihren Sensor um. Er sollte
nicht länger versuchen, die Störstrahlung heraus zu filtern, sondern
genau das Gegenteil. Alles andere musste verschwinden. Dann fing sie an, die
Verkleidung der Konsole abzunehmen. »Ich weiß zu wenig. Ich brauche
mehr Informationen.«
»Was hast du denn vor?« Sinseis Stimme klang ganz ruhig, nur zu hoch.
»Ich mach mich auf die Suche nach dem Ursprung der Störsignale. Ich
brauche meine Sensoren. Große Ahnen, anscheinend braucht jeder auf diesem
ganzen Planeten neue Sensoren! Wie kann es sein, dass niemand den Asteroiden
bemerkt hat? Das ist unmöglich!«
»So wie der Große Verschlinger?«, murmelte Sinsei, aber Ruklei,
die ein Teil aus der Konsole entfernte, hörte sie nicht.
»Vielleicht haben wir Glück. Vielleicht zieht er doch vorbei«,
drang es aus dem Inneren des Pultes. »Oder wir können ihn ablenken,
mit einer Bombe oder so. Vielleicht spinnen auch nur die alten Anlagen! Wir
müssen exakte Werte haben!« Ruklei tauchte auf, ein Bauteil in der
Hand – das Herz der Sensoren. Es war kaum größer als ihre Hand,
aber in diesem Fall hatten die Ausmaße nichts zu sagen. Sie steckte es
behutsam in eine Schutzhülle und verstaute es in der Tasche.
»Das Teil alleine hat fünf Millionen gekostet. Wenn die Matrone wüsste,
dass ich es in meiner Jacke herumtrage, würde sie mich eigenhändig
erdrücken. Aber jetzt ist es nichts als ein simpler Detektor, der mich
zu der Störstrahlung führen wird.«
»Was sollen wir denn machen? Die Armee informieren, den Rat ...«
»Mach das. Vielleicht wissen die mehr. Aber wenn die Bevölkerung das
erfährt – dann gibt es eine Massenpanik. Dann wird hier die Hölle
los sein.«
Ruklei starrte finster in diese Zukunft und war entschlossen, irgendetwas zu tun, damit es nicht dazu kommen konnte. Und dazu musste sie jetzt los, so
schnell es ging. Sie tat einen Schritt in Richtung der Tür, hielt dann
inne und schloss Sinsei für einen kurzen Moment in die Arme.
»Das kriegen wir hin. Aber trotzdem, Sinsei – falls wir uns nicht
mehr sehen, sieh zu, dass du ganz bald von diesem Planeten weg kommst, ja? Nur
für alle Fälle.«
»Und du?«
»Ich auch. Ich verspreche es.« Fast ruppig löste sich Ruklei
von ihrer einzigen Freundin und wandte sich ab.
»Ruklei!« Sinseis Ruf hielt sie noch einmal zurück.
»Ja?«
»Ich wollte dich zu meinem Jahrestagsfest einladen. Zum Essen. Ich hoffe,
du kannst kommen.«
»Gerne. Wann ist das?«
Sinseis Lächeln war schwächlich und ihre Augen schimmerten sehr feucht.
»Nächste Woche.«
Ruklei nickte nur.
»Ich werde da sein.«
Dann stürmte sie aus dem Raum.
Eine halbe Stunde später umkrampften Rukleis Hände die Steuerung ihres
kleinen Gleiters, der sich durch den dichten Verkehr in Richtung Hauptstadt
wühlte. Sie wünschte sich sehnlichst, einen wirklichen Flieger zu
haben, mit dem sie sich über den endlosen Wurm aus Karossen hätte
erheben können, der sich über die breiten Straßen schob. Still
fluchend fragte sie sich, ob es besser gewesen wäre, die Bahn zu nehmen,
aber soweit sie wusste, war ihre Linie wegen Reparaturen still gelegt. Irgendwelche
Beschädigungen ... achja. Der Große Verschlinger hatte sie demoliert.
Selbst Ruklei hatte den Schlagzeilen der Nachrichten nicht ganz ausweichen können.
Aber wenn sie nicht endlich schneller vorankam, dann würden die Zeitungen
bald eine ganze andere Katastrophenmeldung bringen können, eine sehr viel
dramatischere als eine übergroße Echse, die aus dem Meer gekrochen
kam. Natürlich nur, falls es die Redaktionen noch lange genug gab, um so
eine Meldung zu schreiben ...
Das Astronomiezentrum, in dem Ruklei arbeitete, lag weit außerhalb der
Stadt. Hier hatte der Begründer der Erzschürfergesellschaft seinen
Wohncontainer an einem verlassenen Landefeld abgestellt, um sich mit dem ausgemusterten
Schürferschiff auf die Suche nach Schätzen zu begeben. Heute, unter
dem Regiment seiner Tochter, war das alte Landefeld unter einem schimmernden
Komplex aus modernen Gebäuden verschwunden, in deren Zentrum noch immer
der Wohncontainer stand, nun allerdings in einer mit Kristallplast überdeckten
Halle, die Besuchern zugänglich war. Die ganze Anlage umfasste Logistik
und Verwaltung, Wohnungen, die Astronomieabteilung und eine kleine, eigene Erzraffinerie.
Daneben war ein neuer
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