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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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unten schon sehr
bald nicht mehr geben.
    Mit einem grässlichen Knall raste Rukleis Gleiter über eine große
Felszacke und geriet ins Schlingern, überschlug sich und polterte mehrere
Dutzend Meter weiter ins Tal. Ruklei schrie und kniff die Augen zusammen, die
Gurt- und Aufprallkissensysteme des Gleiters aktivierten sich und pressten sie
hart in ihren Sessel. Die Welt kreiselte, hüpfte, schüttelte sie mit
Schlägen, die ihre Knochen knirschen ließen, und um sie herum war
ein Inferno von berstendem Kunststoff. Dann, mit einem letzten Knall, blieb
der Gleiter auf dem Dach liegen. Nach einem kurzen, atemlosen Moment lösten
sich die Gurte und gaben Ruklei frei. Die Schutzkissen sackten in sich zusammen
und Ruklei glitt wie ein schlaffer Sack aus dem Sessel. Sie fasste sich mit
beiden Händen an den Kopf und spürte etwas Warmes in ihrem Haar –
Blut. Auch in ihrem Mund sammelte sich eine metallische Flüssigkeit. Sie
hatte sich auf die Lippe gebissen. Noch spürte sie keinen Schmerz, aber
das würde bald kommen. Wenn sie dafür lange genug am Leben blieb.
    Am Leben bleiben. Das war ein Plan.
    Mit zitternden Händen hieb sie auf den Türöffner, der wunderbarerweise
noch funktionierte, und kroch aus dem Wrack ihres Gleiters.
    Es kam ihr so vor, als stünde sie in einem Bild der Apokalypse. Der Große
Pudding schleuderte noch immer seine Lava in den Himmel. Eine dichte Wolke aus
Ruß und Rauch erhob sich über dem Berg wie ein gewaltiger Schatten,
tiefschwarz vor dem ansonsten fahlen Tageslicht und im krassen Kontrast zur
Glut der Lava. Das geschmolzene Gestein kroch den Hang hinunter, ohne dabei
wesentlich langsamer oder kälter zu werden. Erste Ausläufer erreichten
die Straße, die bis auf die in einer Massenkarambolage verkeilten Fahrzeuge
leer war. Viele Gleiter jagten noch den Berg hinab oder lagen, so wie der von
Ruklei, umgestürzt und zerstört zwischen den Felsen. Schluttnicks
liefen zwischen ihnen umher, schreiend und panisch, zerrten ihre Kinder oder
ihr Gepäck aus den Wracks und versuchten ihr Heil in einer weiteren Flucht
zu Fuß. Ein Vorhaben, das bei vielen von ihnen von vornherein zum Scheitern
verurteilt war, da sie vermutlich seit Jahren keine zehn Schritte am Stück
mehr getan hatten.
    Ruklei wusste, dass sie auch rennen sollte, es war höchste Zeit. Und selbst
dann würde sie der Lava vielleicht nicht mehr entkommen. Doch irgendwie
konnte sie sich nicht vom Fleck bewegen. Ohne es selber zu merken, spuckte sie
ein bisschen Blut aus und starrte auf den Berg. Sie sah mehr als nur einen Vulkanausbruch,
sie sah eine winzige Vorahnung dessen, was der Asteroid ihrer Welt antun würde,
wenn er tatsächlich auf sie zuraste. Feuer, Zerstörung, Erdbeben,
schreiende Leute und sehr viel Tod. Alles was sie kannte würde in Flammen
untergehen. Aber konnte sie etwas dagegen unternehmen? Ebenso wenig vermochte
sie jetzt einen Korken in den Großen Pudding zu stecken und die Flüchtenden
oder die Siedlung vor der Vernichtung zu schützen.
    Flüchten. Ja. Das war noch was ...
    Als Ruklei sich endlich umwenden und loslaufen wollte, sah sie plötzlich
vor der Finsternis der Wolke eine Bewegung. Zuerst dachte sie, es sei ein großer
Vogel, dann eher ein schnell näher kommender Flieger. Aber dann erkannte
sie zu ihrer grenzenlosen Verblüffung, dass es ein Schluttnick war. Er flog , und das anscheinend ohne jedes technische Hilfsmittel! Als würden
die Gesetze der Schwerkraft um ihn einen Bogen machen – einen großen
zudem, denn sie mussten einer ziemlichen Masse ausweichen-, glitt die füllige
Gestalt mühelos durch die Luft. Als sie näher kam, konnte Ruklei erkennen,
dass es ein Mann war. Er hatte eine nahezu perfekte Kugelform, als käme
er aus einem Körperformungsmagazin, die von einem eng anliegenden, dunkelgrünen
Anzug noch eindrucksvoll betont wurde. Auch andere Leute hatten den Fliegenden
jetzt bemerkt und deuteten nach oben. Zwischen die Panikschreie mischten sich
andere Rufe, die Ruklei erst nach einem kurzen Moment verstand.
    »Er ist es, er ist es!«, kreischte ein Mann, der eben noch versucht
hatte, seine Frau aus dem Sitz eines Gleiters zu wuchten, was ohnehin ein fruchtloses
Unterfangen war.
    »Der Held! Wir sind gerettet!«, jubelte eine ziemlich dürre junge
Frau, die ergriffen ihre Handtasche an ihre Brust presste. Andere stimmen in
diesen Ruf ein. Ruklei begriff, dass dies der Mann sein

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