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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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blutig, doch das war, wie sie bald sah, ihr kleinstes Problem. Mit
fatalistischer Gelassenheit beobachtete Ruklei, während ihre Hände
verzweifelt um sich griffen und Halt an einem Felsen zu finden versuchten, wie
sie blitzschnell auf die Schlucht zurutschte, in der sich die Lava sammelte.
    »Oh«, dachte sie, sonderbar abwesend, »ich habe noch immer den
Sensor in der Tasche. Fünf Millionen! Die Matrone wird wütend sein
...«
    Dann schloss Ruklei die Augen und kippte über den Rand in die Schlucht.
    Der kurze, heftige und sehr endgültige Schmerz, den sie erwartet hatte,
kam nicht. Noch ehe sie die Lava berührte, schloss sich etwas mit stahlhartem
Griff um ihre Mitte und riss sie energisch, aber gleichzeitig vorsichtig nach
oben. Noch immer in dem traumhaften Zustand, den die Gewissheit des nahen Todes
in ihr ausgelöst hatte, öffnete Ruklei die Augen und blinzelte überrascht.
Über sich sah sie das Gesicht eines Schluttnicks. Er lächelte sie
gewinnend an und seine blauen Augen waren unnatürlich hell und klar. Ein
herber, angenehmer Duft ging von ihm aus, wie Rauchmandeln oder ein feines Gewürzschinken-Aftershave.
Eine Seite seines Gesichtes war dramatisch mit etwas Asche verschmiert, die
auch in kleinen Flocken in seinem schwarzen Haar hing, doch das war auch alles.
Alles, was darauf hindeutete, dass dieser Schluttnick in einer Schlucht voller
glühender Lava herumgetaucht sein musste ...
    »Keine Sorge, Fräulein«, hörte Ruklei die beruhigende Stimme
des Helden, als er sie mühelos aus dem Abgrund hob. »Sie sind in Sicherheit.«
    »Gn!«, antwortete Ruklei, nicht zuletzt, weil ihr die höllisch
heißen Lavadämpfe noch immer den Atem nahmen. Es war keine sehr intelligente
Antwort, aber das schien den Helden nicht zu stören. Sein Lächeln
schwankte keine Sekunde, als er mit der Geretteten im Arm hoch aufstieg und
dann weit oben in der frischen, kühlen Luft verharrte. Vage nahm Ruklei
Rufe wahr, die von unten zu ihnen herauf drangen. Dort standen einige Schluttnicks,
johlten und winkten ihnen zu. Einer hatte eine Kamera im Anschlag, mit der er
offensichtlich unablässig Aufnahmen machte. Ruklei hatte den Eindruck,
dass der Held sich unauffällig so drehte, dass sie beide besonders gut
im Bild sein mussten.
    »Danke«, brachte sie schließlich heraus, denn das schien ihr
selbst in dieser bizarren Situation angemessen. »Vielen Dank! Sie haben
mir das Leben gerettet.«
    Die blauen Augen fanden ihren Blick und das Lächeln des Helden wurde noch
etwas breiter.
    »Nichts zu danken. Es war mir ein großes Vergnügen, nicht nur
meine Pflicht.« Der Held streckte eine Hand aus und deutete auf einen halb
zerschmolzenen Gleiter – dabei hielt er Ruklei mit dem anderen Arm, als
wäre sie leicht wie ein kandiertes Rosenblatt.
    »Das ist Ihrer, nicht wahr? Damit können Sie ganz sicher nicht mehr
fahren. Kann ich Sie irgendwo absetzen?«
    »Mich? Absetzen? Oh, das wäre wunderbar! Aber es kommt darauf an,
ob der Sensor das alles überlebt hat und ...« Ruklei hielt inne und
tastete nach ihrer Tasche, was nicht ganz einfach war, wenn man dabei in zehn
Meter Höhe herumhing.
    »Das Gerät in Ihrer Jacke ist unbeschädigt. Gute Arbeit, sehr
widerstandsfähig«, informierte der Held sie umgehend und Ruklei sah
ihn verblüfft an.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich kann durch feste Materie hindurch sehen, wenn ich möchte«,
erklärte ihr Retter selbstbewusst.
    »Durch Kleidung?«, fragte Ruklei entsetzt, ehe sie es verhindern konnte.
Sie presste unwillkürlich ihren freien Arm über ihre Brust und hoffte,
dass sie nicht die Unterwäsche mit den kleinen Kometen darauf trug. Zum
ersten Mal schwankte das Lächeln des Helden für einen kurzen Augenblick.
    »Ich würde niemals ...«, begann er, aber Ruklei fiel ihm ins
Wort. Sie spürte, dass ihr Gesicht sich dunkelgrün verfärbte.
    »Die Hauptstadt! Wenn Sie vielleicht in Richtung der Hauptstadt ...«
    »Es wäre mir ein Vergnügen«, antwortete der Held ebenfalls
eine Spur zu hastig. Er warf einen letzten prüfenden Blick auf den Schauplatz
der Katastrophe, doch außer jubelnden Schluttnicks war nicht viel zu sehen.
Rettungsgleiter kamen jetzt an und kümmerten sich gegen Barzahlung um die
Verletzten und um solche, die nach einem forschen 30-Meter-Lauf kollabierten.
Der Große Pudding schien zu merken, dass er nicht mehr im Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit stand. Er stieß ein

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