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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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paar letzte, zornige Aschewolken
aus und der Lavastrom versiegte zusehends.
    »Das hätte für die Leute und die Siedlung übel ausgehen
können, wenn Sie nicht gekommen wären«, bemerkte Ruklei und dachte
dabei mit Schaudern an den Fahrer des rosafarbenen Gleiters,
der in die Erdspalte gerutscht war. Für ihn war es tatsächlich schlecht
ausgegangen.
    »Ich bin froh, dass ich zur Stelle war.« Der Schluttnick schloss seinen
einen Arm fester um Rukleis Mitte, so dass sie sanft gegen seinen weichen, vollkommen
gerundeten Körper gedrückt wurde. Es war ein Wunder der Schwerkraft,
denn eigentlich konnte er seinen Arm nicht wirklich um ihre Taille legen –
sie hatte gar keine, ebenso wenig wie er. Trotzdem schaffte er es, sie zu halten.
Und ganz gegen ihre Gewohnheit sagte die Astronomin nichts dagegen. Das mochte
zu einem kleinen Teil daran liegen, dass sich diese halbe Umarmung gar nicht
schlecht anfühlte. Entscheidend für ihr Schweigen war aber, dass der
Held plötzlich beschleunigte und mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit
in Richtung der Hauptstadt davon schoss.
    »Wohin genau darf ich Sie denn bringen?«, fragte er sie über
den Lärm des Flugwindes hinweg. Ruklei schaffte es, den Sensor so weit
aus ihrer Tasche zu ziehen, dass sie ihn aktivieren und einen Blick auf die
Anzeige werfen konnte. Dann deutete sie in die Richtung, aus der die Störsignale
kamen. Der Held nickt und lächelte. Er erhöhte die Geschwindigkeit
noch einmal und flog einen halben Looping, um auf Kurs zu kommen. Ruklei presste
sich gegen ihn, vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und versuchte, ihren
ersten Magen ruhig zu halten. Das erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit.
    Denn Held oder nicht Held: er würde es ihr nicht danken, wenn sie ihm auf
sein Kostüm brechen musste.

    Bruder Alfar hatte aufgegeben, darüber nachzudenken, ob er noch wach war oder schon wieder. Sein Nachtschlaf wurde immer kürzer,
je älter er wurde. Ob es eine Kraft im Körper gab, die ahnte, dass
ihm nicht mehr allzu viel Zeit auf dieser Welt verblieb und die jede Stunde
so gut nutzen wollte, wie es ging? Auch diese Nacht hatte Alfar nur zwei Stunden
geruht und war dann bereits wieder aufgestanden, erfrischt genug und unwillig,
sich noch einmal in seinen Decken zu verkriechen. Er hatte gelernt, die Stille
und das Dämmerdunkel seiner einsamen Nachtstunden zu schätzen. Wie
ein Geist wanderte er dann gedankenvoll durch die Säulengänge oder
zog sich in eine kleine Kapelle zum Gebet zurück, bis das Leben um ihn
herum wieder erwachte. Es gab ihm das Gefühl, am Beginn der Schöpfung
anwesend zu sein, auch wenn er über diesen großen Vergleich selbst
lächeln musste. Doch wenn sich aus dem Schweigen und der Dunkelheit die
ersten Geräusche und Stimmen erhoben, wenn der Himmel sich langsam erhellte
und Lichter in den Zimmern eingeschaltet wurden, wenn sich verschlafene Gestalten
mit raschem Schritt zur Morgenandacht aufmachten, dann war es, als würde
alles ganz neu entstehen.
    Bruder Alfar richtete seinen prüfenden Blick auf den Himmel, als er in
einen der überdachten Wandelgänge kam, die um die großen Innenhöfe
angelegt worden waren, um den Geistlichen bei jedem Wetter einen trockenen Spaziergang
zu ermöglichen. Es dauerte nun nicht mehr lange, bis der Tag anbrach. Die
Luft war sehr kalt und feucht und langsam bildete sich Raureif auf den Steinen
und an den Pflanzen. Irgendwo hoch oben hörte er ein Flugzeug und weiter
weg schoss ein silbriger Stern vom Himmel – ein Raumschiff, das auf dem
großen Hafen von St. Salusa landete. Sonderbar, wie sich die Welten vermischten.
Hier ging er selbst, in Kutte und Sandalen, ein alter Mann, der auch vor Hunderten
von Jahren das gleiche getan haben könnte. Und um ihn herum war die Gegenwart
mit ihrer Technologie, ihren Problemen, die ganze Planeten beeinflussten, mit
Raumschiffen und vielen Dingen, über die Bruder Alfar nicht einmal nachdenken
konnte, weil sie ihm zu fremd waren. Manchmal fühlte er sich wie ein Geist.
Eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten.
    Ach. Er grübelte zu viel. Vielleicht sollte er doch noch in die Kapelle
gehen und um Ruhe für seinen aufgewühlten Geist beten.
    Bruder Alfar begann seinen Weg durch den Wandelgang, dann hörte er vor
sich ein Geräusch und hielt inne. Es war nur der Schatten eines Klanges,
kaum mehr als das Streifen von Stoff am Stein. Aber obwohl Bruder

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