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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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nie erwischen«. Konnte sie nicht mehr befolgt werden, blieben
die anderen beiden: »Sieh zu, dass du nie alleine Schuld bist« und
»Wenn du kannst, mache deutlich, dass andere noch viel schlimmere Sachen
getan haben als du selbst«. Tandruk hätte das Schweigen seines Untergebenen
höhnisch als Schwäche angesehen, aber trotzdem – oder vielleicht
deswegen – biss Kentnok sich auf die Lippe und schluckte die Anklage herunter.
Wenn er schon in der Falle saß, musste er nicht noch andere mit reinziehen.
    »Niemand. Die Maschine hat gleich mit der Produktion eines neuen Artefaktes
begonnen. Ich wollte das hier zurückbringen, wirklich! Aber es war schon
so spät und keiner war mehr in der Halle, also habe ich es eingesteckt.
Und dann vergessen, als ich heute früh zur Arbeit ging. Bitte!«, seine
Stimme nahm diesen unvermeidbaren, leicht zitternden, flehenden Tonfall an,
gegen den er so wenig konnte wie gegen eine Hungerattacke. »Bitte, Sie
müssen mir einfach glauben!«
    »Oh, beruhigen Sie sich do ...«, begann die Frau beschwichtigend,
riss sich aber wieder zusammen und bellte Kentnok an.
    »Haben Sie die Kugel eingeschaltet? Was macht sie?«
    »Ich habe keine Ahnung! Wirklich! Sie macht gar nichts, sie liegt da nur
so rum!«
    »Falsch, sehen Sie doch! Sie sendet die ganze Zeit Impulse aus.«
    Mit einer anklagenden Bewegung hielt die Fremde Kentnok ihr Gerät hin,
das noch immer wild blinkte. Vielleicht hätte ihm das etwas sagen sollen,
aber er konnte nur verzweifelt auf die unverständlichen Anzeigen starren.
Seines Wissens nach hätte es auch ein futuristischer Kalorienzähler
sein können.
    Für einige Momente hing gespannte Stille schwer im Raum zwischen den beiden
Schluttnicks, dann stieß die Frau mit einem langen Seufzen Luft aus und
ließ sich einfach rücklings in das ungemachte Schlafnest fallen.
    »Ach, was soll's«, klang es dumpf, als die Decken über ihr zusammen
schlugen. Mühsam richtete sie sich halb wieder auf und lächelte jetzt
etwas zerknirscht. »Bitte entschuldigen Sie meine Art. Ich dachte, Sie
sagen mir so vielleicht etwas über das Ding, wenn ich ... nun ... wenn
ich so tue, als ob ...«
    Kentnok war verblüfft über den plötzlichen Wechsel, aber er begriff
trotzdem, dass er irgendwie von der Gabel gesprungen war.
    »Sie sind keine Investigationssonderbeauftragte der Firma?«
    »Nein, bin ich nicht. Welcher Firma?«
    »Der Firma.«
    »Der?« Das angestrengte Stirnrunzeln glättete sich mit einem
Schlag, als die Frau verstand. »Oh, die Firma. Schlutterware und
so.«
    »Ja, genau.« Kentnok schluckte. »Ich glaube, ich habe Ihnen gerade
Firmengeheimnisse verraten.«
    »Ja? Das macht nichts.«
    »Das sagen Sie!« Kentnok starrte auf die Kugel in ihrer Halterung
und nahm überhaupt nicht bewusst wahr, dass die überaus wunderschöne
und rätselhafte Fremde in seinem eigenen, zerwühlten Nest lag. Manchmal
überrollte die Realität seine Phantasien auf höchst unerwartete
Weise. »Das könnte mich meinen Job kosten. Und meinen Kopf. Mein Vorgesetzter
...«
    »Nein, Sie verstehen nicht.« Die Frau wühlte sich aus
den Decken und stellte sich neben ihn, ihr rundlicher Finger tippte vorsichtig
gegen das Artefakt. »Wenn wir nicht heraus bekommen, wieso dieses Ding
meine Sensoren stört, dann macht nichts mehr irgendetwas. Dann wird es
bald keine Firma mehr geben, keine Schlutterware, kein Schluttnick Zentral.«
    »Wie? Warum?«
    Die Frau seufzte noch einmal und legte Kentnok eine Hand auf den Arm.
    »Kommen Sie, gehen wir in die Küche zurück. Sie hatten doch so
einen Erste-Hilfe-Koffer? Und falls Sie auch einen Happen zu Essen haben, ich
könnte jetzt wirklich was gebrauchen. Und dann haben wir wohl beide viel
zu erzählen.«

    Ruklei sah zu, wie Kentnok gedankenverloren mit einer kleinen Folienpackung
»Häppchen Surprise« spielte. Sie hatten beide jeweils ein halbes
Dutzend von ihnen gegessen, aber es waren noch immer reichlich da, denn wie
so vieles hatte der allein stehende Schluttnick auch diesen schnellen Imbiss
in Monatspackungen gekauft. Der Karton war gerade erst angebrochen. Wenn der
Asteroid wirklich Schluttnick Zentral erreichen sollte, kam es Ruklei gerade
in den Sinn, dann würde Kentnok keine Gelegenheit mehr haben, das letzte
Überraschungshäppchen zu essen. In der friedlichen Stille der kleinen
Wohnküche war das ein bizarrer Gedanke.
    »Weißt du, Ruklei«, begann Kentnok

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